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Am Wochenende hat man Zeit zum Lesen. Deshalb stellen wir hier jeden Freitag die Artikel zu Digital-Themen zusammen, die wir lesenswert finden.

Das Rädchen, es dreht und dreht, und es kommt nichts

Wer regelmässig Youtube-Videos schaut, kennt das Phänomen: Wir starren ein drehendes Rädchen an statt eines tollen Katzenvideos. Jon Brodkin beschreibt für Ars Technica, dass das oft weder an der Fähigkeit der Youtube-Server liegt, all die Videos auszuliefern; noch an unserem Internet-Provider, der das Video zu uns nach Hause bringt. Sondern an den Verträgen, die grosse Provider untereinander abschliessen: welche Mengen welchen Datenverkehrs sie zu welchen Bedingungen untereinander übermitteln – sogenannte «Peering»-Verträge. Brodkin zeigt, dass es ganz zentral wäre, dabei Streitereien zu vermeiden. Im Idealfall einigen sich nämlich zwei Anbieter darauf, gegenseitig Daten zu transportieren, ohne sich zu bezahlen. Wenn stattdessen einige bezahlen müssen und andere nicht, entsteht Ungleichbehandlung: Wenn einem Anbieter ein Deal nicht passt, lässt er Verkehr bei sich auflaufen oder verlangsamt den etwas – und dann ruckelt bei uns das Video. Gerade Dienste, die viel Datendurchsatz benötigen, könnten es schwer haben, so überhaupt Produkte zu lancieren:

[… F]orcing companies like Netflix to pay all the last-mile ISPs to get their content to users would prevent future Netflixes from even existing. «If by default a peering relationship has to be paid by the online service provider, then the next Facebook will never exist, and the next YouTube will never exist because from day one they will be straddled with a cost they will be unable to bear.

LOL, JK

Jan-Peter Kleinhans weist für das Blog Netzpolitik darauf hin, dass Maschinen zwar immer besser erkennen können, was jemand sagt (beziehungsweise schreibt). Dass sie aber nach wie vor sehr schlecht darin sind, auch zu erkennen, was jemand meint. Ironie und Sarkasmus sind für Maschinen schwer verständlich, weil dazu Kontext nötig ist, weil man zwischen den Zeilen lesen können muss.

Kleinhans bemerkt richtig, dass das nicht nur relevant ist, weil in Einzelfällen Teenager für unbedachte, nicht ernstgemeinte Äusserungen im Internet plötzlich in Untersuchungshaft landen. Sondern auch, weil Geheimdienste in einem Ausmass Daten sammeln, dass nur Maschinen diese analysieren können. Wenn diese Maschinen dann aber nicht zwischen Witz und Ernst unterscheiden können, sind schwerwiegende Fehler vorprogrammiert. Kleinhans fragt, wohl rhetorisch (habe ich jedenfalls zwischen den Zeilen gelesen):

Wie gehen wir mit einem Medium um, in dem ausschließlich Worte analysiert werden, wir aber über so komplexe Dinge wie Gefühle, Gedanken, Ängste […] kommunizieren? Und was passiert, wenn von Dritten jedes unserer Worte aufbewahrt und im Zweifelsfall gegen uns verwendet werden kann? Wenn das Wort schwerer wiegt, als die Person, die es gesprochen hat? Ist da nicht ein Risiko für die Schere im Kopf?

Der jugoslawische Computer und Download per Radio (!)

Wusstet ihr, dass es in den 80er-Jahren einen jugoslawischen Selbstbau-Computer gab, eine Art Vorläufer des Rasbperry Pi? Ich nicht. Schon mal eine schöne Geschichte, die Lewis Packwood auf Eurogamer erzählt – es wird aber noch besser: Die Jugoslawen waren allen voraus, indem sie nämlich Programme für diesen «Galaksija» per Radio verbreiteten. Ja, tatsächlich: Moderator Zoran Modli lies in seiner Sendung «Ventilator 202» auf Radio Belgrad ein Programm ablaufen. Die Hörer konnten das Rauschen und Quietschen auf Kassette aufnehmen, und so auf ihrem eigenen Computer dann wieder abspielen. Bald begannen die Hörer, selber geschriebene Programme an den Sender zu schicken, wo sie dann weiterverbreitet wurden; über 150 Programme wurden so per Radio verteilt:

Both me and my radio team were very excited. […] I had to inform the Radio Belgrade technicians […] that for the next few minutes only hissing and growling would be heard. […] I had a big problem explaining to [the station heads] that it was a revolution in radio and they should be proud.
Autor: Zoran Modli Moderator «Ventilator 202», Radio Belgrad

Also drahtloser Download und freier Austausch von Programmen, lange bevor es Internet, WLAN oder Tauschbörsen gab. Wow!

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