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Digital am Sonntag Digital am Sonntag, Nr. 19: Im Kampf mit dem Drachen

Am Wochenende hat man Zeit zum Lesen. Deshalb stellen wir hier jeden Freitag die Artikel zu Digital-Themen zusammen, die wir lesenswert finden.

Ein Spiel über Krebs

Simon Parkin schreibt auf Eurogamer ein berührendes Portrait über Ryan Green. Dessen kleiner Sohn ist an Krebs erkrankt. Green verarbeitet das Drama, in dem er an einem Spiel über Krebs arbeitet: «That Dragon, Cancer». Und zwar nicht etwa abstrakt, sondern persönlich, autobiographisch. Eine Szene spielt beispielsweise im Spital, wo man versucht, den Jungen zu beruhigen, der fürchterliche Bauchschmerzen hat und erbrechen muss.

Das Spiel ist noch weit davon entfernt, fertig zu sein; dennoch sind die Idee und die anstehenden Design-Herausforderungen beeindruckend. So sind die meisten Games eigentlich Macht-Fantasien – sie geben den Spielern eine Macht, die sie sonst nicht haben. Hier versucht das Spiel das exakte Gegenteil: uns die Machtlosigkeit der Eltern eines todkranken Kindes näher zu bringen. Das sind Emotionen und Geschichten, die Spiele sonst meiden:

In video games there are few tragic stories in the classical sense. [… T]here does seem to be a greater willingness in literature and cinema for creators, readers and viewers alike to approach more troubling thematic subject matter. I wonder why […] people would want to play the game, to choose to experience such devastation. "Hope. People search for hope in things. This is a game filled with hope."

Gewonnen hat der mit mehr Marktanteil? Nein.

John Kirk regt sich auf, dass alle schreiben, Android gewinne bei den Smartphones. Er listet ein Dutzend Schlagzeilen auf (aus renommierten Häusern wie Bloomberg, Fortune, Reuters oder Yahoo), die alle behaupten, Android gewinne, weil das Google-Betriebssystem nun mehr Marktanteil als iOS von Apple habe.

Er liefert einen Grundkurs Ökonomie nach, den offenbar viele nötig haben. Marktanteil allein sagt nichts über Erfolg eines Unternehmens aus. Sprechender ist vielmehr das Verhältnis von Marktanteil zu Gewinnanteil. Wer viele Geräte verkauft, aber nur einen kleinen Anteil am Gewinn der gesamten Industrie hat, hat eigentlich nichts davon. Denn auch der oft gezogene Schluss, viel Marktanteil führe irgendwann automatisch zu mehr Gewinn, ist natürlich falsch. Der Kernsatz im Artikel lautet:

You can «cheat» and buy market share, but you can't do the reverse and «cheat» to buy profits. You have to EARN profits.

Und Profit verdienen sich aktuell nur zwei: zuerst Apple und dann Samsung. Im ersten Quartal dieses Jahres hatte Apple bei den Smartphones 18 % Marktanteil, fuhr mit diesen verhältnismässig geringen Stückzahlen aber 57 % aller Gewinne der gesamten Industrie ein. Das ist ein Verhältnis von Gewinnanteil zu Marktanteil von über 3.

Auch Samsung ist gut, allerdings klar hinter Apple: Zwar mit deutlich höherem Marktanteil (33 %), und respektablen 43 % der Gewinne. Das ergibt ein Verhältnis von 1.3, und alles höher als 1 ist gut; aber eben deutlich weniger effizient als Apple. Alle Android-Smartphone-Hersteller zusammen, Samsung eingerechnet, kommen auf ein Verhältnis von 0.4 – was bedeutet, dass sie sich Marktanteil vor allem über einen tiefen Preis erkaufen. Und deshalb eben nicht gewinnen.

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