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Digital am Sonntag Digital am Sonntag, Nr. 22: Der General im Prisma

Am Wochenende hat man Zeit zum Lesen. Deshalb stellen wir hier jeden Freitag die Artikel zu Digital-Themen zusammen, die wir lesenswert finden.

Der Cyber-General

Das Magazin Wired rückt die Personen einer technologischen Entwicklung ins Zentrum. Dies tut James Bamford in der aktuellen Ausgabe in einem ausführlichen Porträt des Vier-Sterne-Generals Keith Alexander. Alexander leitet die National Security Agency (NSA) und das neu geschaffene US Cyber Command und ist damit nicht nur dafür verantwortlich, die globale Abhörung durch die NSA umzusetzen. Sondern auch dafür, offensive Fähigkeiten für US-amerikanische Cyberwar-Aktivitäten zu entwickeln. Der Mann steckt also nicht nur hinter dem aktuellen Prism-Skandal, sondern wohl auch hinter Stuxnet, der Software, die iranische Atomanlagen sabotierte. General Alexander ist die Personifizierung des US-amerikanischen Anspruches, auch bei Cyber Defense und Cyber Ware die einzige Supermacht zu sein. Davon profitiert die Rüstungsindustrie:

What's good for Alexander is good for the fortunes of the cyber-industrial complex, a burgeoning sector made up of many of the same defense contractors who grew rich supplying the wars in Iraq and Afghanistan. With those conflicts now mostly in the rearview mirror, they are looking to Alexander as a kind of savior. After all, the US spends about $30 billion annually on cybersecurity goods and services.

«Ich habe ja nichts zu verbergen.»

Das ist das Standard-Argument von Leuten, die eben jenen Prism-Skandal nicht so schlimm finden: Nur wer etwas Böses tue, habe von der massiven Überwachung etwas zu befürchten. Aktivist und Hacker-Hippie Moxie Marlinspike argumentiert auf seinem Blog, dass Überwachung den Grundstein lege für Machtmissbrauch und Willkür:

If everyone's every action were being monitored, and everyone technically violates some obscure law at some time, then punishment becomes purely selective. Those in power will essentially have what they need to punish anyone they'd like, whenever they choose, as if there were no rules at all.

Wenn die Paranoiden plötzlich Recht hatten

In der New York Times hat Wikileaks-Mann Julian Assange einen Meinungsbeitrag verfasst, verkleidet als Rezension des kürzlich erschienen Buches «The New Digital Age». Eric Schmidt von Google ist Mitverfasser. Assange findet es beängstigend, wie das Unternehmen Google sich in den Dienst staatlicher (amerikanischer) Institutionen stellen wolle, um mit Hilfe seiner ausserordentlichen technologischen Macht Gutes zu tun. Der Artikel erschien nicht einmal eine Woche vor dem Bekanntwerden des Prism-Überwachungsskandals. «Damals» klangen Prophezeiungen wie die folgende noch reichlich paranoid, jetzt nicht mehr:

The advance of information technology epitomized by Google heralds the death of privacy for most people and shifts the world toward authoritarianism. […T]he erosion of individual privacy in the West and the attendant centralization of power make abuses inevitable, moving the «good» societies closer to the «bad» ones.

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