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Digital am Sonntag Digital am Sonntag, Nr. 35: Mensch und Maschine

Am Wochenende hat man Zeit zum Lesen. Deshalb stellen wir hier jeden Freitag die Artikel zu Digital-Themen zusammen, die wir lesenswert finden.

Wenn harte Männer trauern

Nachdem sie Boomer auf dem Schlachtfeld in Taji verloren hatten, organisierten seine Kameraden von der US-Armee die Beerdigung: 21 Böllerschüsse gefolgt von der Verleihung zweier Orden, alles in Anerkennung seines Einsatzes für die Kameraden unter grosser Gefahr. Eine Beerdigung, wie sie typisch war während des Irak-Krieges, schreibt Megan Garber im Magazin «The Atlantic» – bis auf die Tatsache, dass Boomer kein Mensch war, sondern eine Maschine: Ein Roboter vom Typ MARCbot, die während des Irak-Krieges zur Inspektion verdächtiger Gegenstände verwendet wurden. Ein kleines Fahrzeug, das einem Lastwagen ähnelt, mit einer Kamera ausgerüstet.

Das Ausmass der Vermenschlichung eines Gerätes wie MARCbot mag befremdend wirken, ist aber ein weit verbreitetes Phänomen. Garber verweist in ihrem Artikel auf Forschungsarbeiten, die sich mit der emotionalen Bindung von Soldaten zu ihren Robotern beschäftigen. Und sie erwähnt die Webseite Reddit, wo US-Veteranen von ihren Erlebnissen mit den Kriegs-Robotern erzählen und dabei abenteurliche und emotionale Geschichten austauschen.

Krieg online

Um ein anderes Kriegsgebiet und um den Einfluss moderner Kommunikationsmittel auf gewalttätige Auseinandersetzungen geht es im Artikel von Ben Austen. Der Reporter berichtet für das Magazin «Wired» aus dem Süden von Chicago, wo sich schätzungsweise 850 Gangs mit über 70'000 Mitgliedern gegenseitig umbringen. Das Neue dabei: Die Verschwiegenheit der Gangster, die wir aus Mafia-Filmen oder Fernsehserien wie «The Wire» kennen, ist Vergangenheit: In Chicago wird der Konflikt in aller Öffentlichkeit ausgetragen.

Gang-Mitglieder beleidigen sich zuerst über Facebook, Instagram oder mittels Twitter-Videos. Dass dabei die halbe Stadt zuschauen kann, steigert den Druck auf die Jugendlichen, sich für Beleidigungen zu rächen. Auch die Rache wird wieder öffentlich angekündigt, dann ausgeführt und schliesslich werden Bilder der Leiche veröffentlicht und der Verstorbene verhöhnt. Ehemalige Gang-Mitglieder sehen im Gespräch mit Ben Austen einen Hauptschuldigen für die ganze Misere: Facebook.

Ctr-Alt-Del und die menschlichen Seiten von Bill Gates

Das Magazin «GeekWire» erklärt in einem kurzen Artikel, warum bei der Anmeldung am PC ausgerechnet die Tastenkombination Ctrl-Alt-Delete zum Einsatz kommt. Dabei erstaunen Antwort und Quelle gleichermassen: Kein geringerer als Bill Gates gibt im Verlauf eines äusserst hörenswerten Podiumgespächs zu, dass es schlicht ein Fehler war, diese Tasten-Kombination zu benutzen.

Gates gibt im Gespräch auch zu, dass er in Harvard nicht zu den besten Mathematikstudenten gehört hat und erklärt, welche Strategie er sich deswegen zurechtgelegt hat. Auch historische Einsichten vermittelt er: Wie kam die finanzielle Beteiligung von Microsoft an Apple zustande? Warum hat sich IBM auf einen Lizenzvertrag eingelassen statt MS DOS zu kaufen?

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