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Digital am Sonntag Digital am Sonntag, Nr. 48: Hände hoch, Fanboy!

Am Wochenende hat man Zeit zum Lesen. Deshalb stellen wir hier jeden Freitag die Artikel zu Digital-Themen zusammen, die wir lesenswert finden.

Hände hoch! Der Laptop bleibt offen!

David Segal schreibt für die «New York Times» ein Portrait über den jungen Mann, dem vorgeworfen wird, der Kopf hinter «Silk Road» zu sein – jenes berüchtigten Marktplatzes, wo Drogen oder Waffen bequem per Internet gehandelt werden konnten. Der Angeschuldigte selbst bestreitet dies.

Mir ist in der detaillierten Reportage unter anderem ein schönes Detail aufgefallen:

The goal of the arrest […] was not simply to apprehend [...], but also to prevent him from performing the most mundane of tasks: closing his laptop.

Bei seiner Verhaftung in einer Bibliothek sollten die FBI-Agenten besonders darauf achten, dass er seinen Laptop nicht mehr schliessen konnte – denn damit wäre die Verschlüsselung aktiviert worden. Zugang zum offenen, gerade benutzten Laptop bedeutet auch leichten Zugriff auf alle darauf gespeicherten Daten.

Das sind ja ganz neue Anforderungen für Agenten: Nicht mehr nur aufpassen, dass eine Zielperson keine Waffe zieht – sondern auch, dass sie die Finger schön langsam von der Tastatur nimmt, keine falsche Bewegung, Bürschchen!

Fanboys

Wer sich irgendwie im Internet exponiert, wird sie früher oder später antreffen: die Fanboys – Fans einer Software oder eines Gerätes, welche sie mit religiösem Eifer verteidigen. Als einer, der auch schon Fanboys erzürnt hat (wegen Angry Birds oder Surface RT), habe ich deshalb mit Interesse die lange Abhandlung von Lessley Anderson im Tech-Blog «The Verge» gelesen.

Zitate von Fanboys in blauen iMessage-Blasen.
Legende: Der Artikel im iOS-Look. The Verge

Weil Anderson den «Wer hat das beste Smartphone?»-Streit als Beispiel nimmt, ist der Artikel entsprechend gestaltet, mit Zitaten in SMS-Blasen und einer Art Lock-Screen am Anfang. Und abhängig vom Betriebssystem, auf dem man sich den Artikel anschaut, gibt es ihn dann in drei verschiedenen Ausführungen: im Stile von iOS, Android oder Windows. Damit sich alle gleich zu Hause fühlen und schön über Fanboys aufregen können, denn Fanboys sind ja immer nur die anderen. Clever!

Anderson erklärt erst, dass es natürlich um Status geht und darum, zu einer Gruppe zu gehören. Das könnte man ja aber auch gesittet oder im Spass tun. Deshalb versucht Anderson dann zu verstehen, wo denn die zum Teil erschreckenden Ausbrüche herkommen. Sie findet keine vollkommen befriedigende Erklärung; doch diese These ist interessant: Weil sich die Smartphones immer mehr gleichen, verschwinden klare, objektive Argumente. Es geht stattdessen darum, was gefällt – und das ist per Definition persönlich. So sind auch Angriffe auf ein bestimmtes Feature sofort ein Angriff auf die Person.

It used to be that phone debates were solely about specs[…]. As phones' differences move into more subjective arenas like design and «user experience», the debate becomes by its very definition more emotional. That's where it descends into personal attacks […].

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