Wer auf Facebook kurz schauen will, was seine Freunde gerade so treiben, der greift auf ganz spezielle Computer zu. Diese Maschinen stellen mit Hilfe von Verfahren der künstlichen Intelligenz (KI) den News-Feed zusammen - auf jeden Nutzer individuell zugeschnitten. Berücksichtigt werden dabei auch die Interessen und Vorlieben von uns.
KI arbeitet still im Hintergrund
Nicht nur bei Facebook begegnet man im Alltag künstlicher Intelligenz, ohne es zu merken. Wer bei der Google Bildersuche das Wort «Katze» eintippt, wird mit Katzenbildern überschwemmt. Für diesen Dienst setzt auch Google Methoden der künstlichen Intelligenz ein; in diesem Fall Systeme, die anhand von unzähligen Fotos zuerst lernen, wie eine Katze aussieht und die dann in der Lage sind, in jedem beliebigen Foto ein Tier dieser Gattung zu erkennen.
Ähnliche KI-Verfahren kommen auch bei der Spracherkennung im Smartphone zum Einsatz. Und das ist erst der Anfang: KI wird in Zukunft eine noch viel grössere Rolle spielen, in selbstfahrenden Autos etwa oder bei der Analyse immer grösserer Datensammlungen wie beim Online-Shopping.
Viele grosse IT-Firmen sind deshalb auf Know-how angewiesen. Cade Metz bringt es im Magazin Wired auf den Punkt, wenn er schreibt: «KI ist die neue Währung im Silicon Valley». Das Problem vieler Firmen: Es gibt nicht genug KI-Spezialisten, so Cade Metz weiter.
Die Lösung heisst Open Source
Um die Weiterentwicklung der eigenen Hardware dennoch vorantreiben zu können, veröffentlichte Facebook gestern die Baupläne der neusten Generation seines KI-Computers «Big Sur». Damit können Interessierte eine Maschine bauen, die für die Berechnung von neuronalen Netzen optimiert ist, der Methode, die etwa hinter der Bildersuche oder Spracherkennung steckt. Für Private sind diese Maschinen wohl kaum eine Option, doch Forscher und Firmen dürften daran sehr interessiert sein.
Facebook will so Spezialisten auf der ganzen Welt zusammenbringen und diese an der Verbesserung von «Big Sur» beteiligen. Mit dieser Strategie ist das soziale Netzwerk nicht allein. Auch Konkurrent Google setzt auf Open Source und hat kürzlich ein Software-Paket veröffentlicht, das ebenfalls für KI-Anwendungen gedacht ist.
Allianzen unter Grosskonzernen
Google setzt schon lange auf offene Software, zum Beispiel bei Android. Interessierte können das Betriebssystem fürs Smartphone gratis herunterladen und die Software abändern oder erweitern. Der Suchmaschinenbetreiber ist damit erfolgreich: Android ist das meist genutzte Betriesbssystem der Welt.
Auch für Facebook ist es nicht das erste Mal, dass das Unternehmen sich öffnet. Seit 2011 ist das soziale Netzwerk treibende Kraft hinter dem Open Compute Project, zusammen mit weiteren klingenden Namen wie etwa Apple, Microsoft und Cisco.