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Digital Gamen auf der Dampfmaschine

Computerspiele sind ein Milliardenmarkt: Hochgerüstete Game-PCs kämpfen gegen Spielkonsolen um die Liebe der Gamer. Nun kommt ein neuer Konkurrent dazu: die Steam Machine. An der Consumer Electronics Show in Las Vegas, die heute zu Ende geht, wurden die ersten dieser «Dampfmaschinen» vorgestellt.

Die Steam-Plattform steht seit zehn Jahren im Internet und bietet Games direkt zum Downloaden an. Über 3000 Titel stehen zur Auswahl, mehr als 65 Millionen Gamer haben ein Steam-Konto. Ursprünglich nur für Windows-Computer entwickelt, gibt es Steam heute auch für Mac- und Linux-PCs. Selbst für iOS- und Android-Geräte existiert eine abgespeckte Version.

Der Steam-Code steht allen offen

Mit den Steam Machines will Valve – das Softwareunternehmen hinter der Plattform – nun Dampf ins Wohnzimmer bringen: mit einer neuen Art von Spielkonsole, das eine Alternative zwischen hochgerüsteten Game-PCs und klassischen Spielkonsolen wie Xbox, Playstation und Wii sein soll.

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Mit Volldampf ins Wohnzimmer (SRF 4 News)
04:10 min
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 10 Sekunden.

Also ein Apparat, der unter das TV-Gerät passt und mit dem sich bequem vom Sofa aus Spielen lässt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Spielkonsolen läuft eine Steam-Maschine aber mit dem auf Linux aufgebauten Steam-Betriebssystem, das Open Source ist und dessen Code jedermann offen steht.

Maschinen von 500 bis 6000 Dollar

So können die verschiedensten Hersteller Steam-Konsolen bauen, solange sie den technischen Mindestanforderungen des Betriebssystems genügen. Entsprechend breit ist denn auch das Spektrum der nun in Las Vegas vorgestellten 13 Maschinen: vom High-End-Gerät für 6000 Dollar bis zum Einsteigermodell, das mit knapp 500 Dollar nicht mehr kostet als eine Xbox One.

Ein schwarzer Game-Controller vor schwarzem Hintergrund, in der Mitte des Controllers ein Touchscreen.
Legende: Steam-Controller: Das von Valve entwickelte Steuerungsgerät soll eine ebenso präzise Spiel-Steuerung wie mit der PC-Maus ermöglichen. Valve Corporation

Jeder Hersteller entscheidet selbst, ob seine Maschine nur zum Gamen da sein soll – oder auch das Abspielen von Filme oder Musik ermöglicht. Auch in Sachen Steuerung herrscht freie Auswahl, wobei Valve selbst mit dem Steam-Controller bereits ein erstes Steuerungsgerät vorgestellt hat.

Die Krux dabei: Steam-Spiele waren bislang fürs Gamen am PC gedacht, wo dank Computermaus und Bürotisch eine präzise Steuerung möglich ist. Das muss darum auch mit einem Controller möglich sein, den man beim Spielen in der Hand hält. Valve hat darum ein Gerät mit Touchscreen entwickelt, der dem Spieler per haptischem Feedback eine genaue Positionsmeldung geben soll.

Weder Fisch noch Vogel

Bleibt die Frage: Wer soll sich so eine Dampfmaschine kaufen? Der durchschnittliche Konsolen-Fan wird sich ob der grossen Auswahl an Hardware und Konfigurationsmöglichkeiten wohl überfordert fühlen – und lieber zur altbekannten Xbox, Playstation oder Wii greifen. Und wer bisher am PC gespielt hat wird sich kaum eine teure Steam-Konsole zulegen wollen, wo sich ein leistungsfähiger Game-PC auch selbst leicht zusammenstellen lässt.

Valve gibt sich jedoch selbstsicher und verweist auf die 65 Millionen Steam-Gamer, die ihre liebsten Spiele endlich auch im Wohnzimmer spielen wollten. Doch es bleibt ein Problem: Von den 3000 Titeln, die Steam heute online anbietet, lassen sich erst gegen 250 auch auf den Steam-Maschinen spielen. Der Rest der Bibliothek musst erst noch Linux-fähig gemacht werden.

Dazu kommt: Wer Online-Blockbuster wie «World of Warcraft» oder «Battlefield» spielen will, geht bei Steam bislang noch leer aus. Und weder WoW-Betreiberin Blizzard-Entertainment noch «Battlefield»-Publisher Electronic Arts haben Absichten geäussert, das in Bälde zu ändern. Schliesslich betreiben beide mit Battle.net beziehungsweise Origin auch eigene Online-Services.

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