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Digital Kofferknacker mit Passepartout aus dem 3D-Drucker

Die amerikanische Transportsicherheitsbehörde TSA ist im Besitz verschiedener Generalschlüssel für die meisten Koffermodelle. Nun ist im Internet ein Bauplan für diese Passepartouts aufgetaucht. Dank 3D-Drucker wird Koffernacken zum Kinderspiel. Warum das für Experten keine Katastrophe ist.

Im letzten November veröffentlichte die Washington Post einen Bericht zur Kofferabfertigung an Flughäfen und zur Rolle der Transportsicherheitsbehörde TSA. Die ist im Besitz eines Generalschlüssels für die meisten Reisekoffer mit Schloss, damit sie diese bei Sicherheitsbedenken öffnen kann.

Vom Bild zum Bauplan

Beim Artikel war auch ein Foto dabei, auf dem verschiedene Generalschlüssel zu sehen waren. Kaum war das Bild im Internet, bemerkte die Zeitung den Fehler und löschte das Foto wieder – zu spät, wie sich später herausstellte: Das Foto war bereits kopiert worden.

Audio
Passpartout im Internet (SRF 4 News)
03:41 min
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 41 Sekunden.

In diesen Tagen wurde nun bekannt, dass ein Franzose mit dem Pseudonym «Xylitol» aus dem Foto 3D-Modelle der Generalschlüssel berechnete und auf GitHub veröffentlichte, einer Plattform zum Tauschen von Software. Das bedeutet: Wer Zugang zu einem 3D-Drucker hat, kann nun in wenigen Minuten einen Passpartout ausdrucken. Mit dem lassen sich dann die meisten Koffermodelle öffnen.

Schlösser sind unsicher

Bei Sicherheitsexperten bleibt die grosse Entrüstung aus. Für sie sind Türschlösser seit je her unsicher, Kofferschlösser sowieso. Ein Schloss lässt sich mit Werkzeug knacken, Schlüssel kann man auf verschiedene Weise nachbauen. Dazu reichte auch schon früher ein Bild. Allerding braucht es eine gewisse Fertigkeit und Erfahrung. Diese letzte Hürde fällt nun.

Zahlenschloss, das auch mit einem Generalschlüssel geöffnet werden kann.
Legende: TSA -Schloss Reisende verwenden den Zahlencode, die Behörde ist im Besitz eines Generalschlüssels zum Schloss rechts im Bild. Wikipedia und Rudolf Simon, CC BY 3.0

Bernard Bolduc war einer der ersten, der sich die 3D-Drucker-Vorlange von «Xylitol» besorgte und damit einen TSA-Generalschlüssel ausdruckte. Fünf Minuten dauerte das und gleich beim ersten Versuch konnte er damit ein Schloss öffnen, wie er dem Magazin «Wired» erzählte. Dazu braucht es weder Fertigkeiten noch Fachwissen. Bald gilt das auch für die Berechnung des Modelles: Es gibt bereits Software, die aus dem Bild eines Schlüssels die Vorlage für den Drucker berechnet.

Fotos verraten Geheimnisse

Das von der Washington Post veröffentlichte Foto ist nicht das erste Bild, mit dem versehentlich vertrauliche Information an die Öffentlichkeit gelangte. Vor kurzem war auf einer Videoaufnahme des französischen Fernsehsenders TV5 ein Passwort zu entziffern. Hacker nützten diese Information umgehend und drangen in die Computersysteme des Senders ein.

Dass vertrauliche Daten wie Passwörter nicht in ein Video oder auf ein Foto gehören, leuchtet ein. Neu ist hingegen: Im digitalen Zeitalter gilt das nun auch für Gegenstände. An einigen Orten gehört das bereits zum Alltag: In amerikanischen Gefängnissen sind die Aufsichtspersonen angehalten, die Schlüssel zu den Zelltüren immer verdeckt zu tragen.

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