Festivalstyle
Montreux wirkt manchmal wie die kleine Version von Monaco: Da gibt es diese eine Strasse, an der sich eine Luxusboutique an die andere reiht – und dann ist da der azurblaue Genfersee, der manchmal ans Mittelmeer erinnert. Und irgendwo in diesem wunderschönen Ort müssen ja dann während des Festivals noch Konzerte stattfinden, Autos parkieren und Menschen um die Häuser ziehen.
Eines vorweg: wer sich nur bequem bewegen wollte, hätte lieber zuhause bleiben sollen. Wer sich aber Spass an hochklassiger Musik hatte und zudem auch noch bereit war, fünf Franken für ein kleines Bier auszugeben, für den war Montreux der place to be. Und wer Lust auf etwas simpleres Open-Air-Feeling hatte, kam bei der Music-in-the-Park-Bühne oder der Rock Cave auf seine Kosten.
Publikum
Das Festival bot Konzerte für jeden Geschmack. Da kreuzten sich Metalheads, Electro-Jünger und Jazz-Liebhaber – leider kreuzten sie sich eben nur. Jedes Genre feierte gewissermassen in seiner eigenen Location. Darunter litt die Stimmung.
Line-up und Show
Das Programm des 50. Montreux Jazz Festival hätte eigentlich für mindestens zehn mittelgrosse Festivals gereicht. Jazz-, Hip-Hop-, Electro, Rock- und Metal-Liebhaber kamen alle voll auf ihre Kosten. Vor allem Neuentdeckungen wie Allah Las, Kurt Vile oder Rag'n'Bone vermochten zu überzeugen – auch in dem sie das Privileg anerkannten, an einem solchen prestigeträchtigen Festival aufzutreten. Und auch arrivierte Künstler wie ZZ Top, Simply Red, Marcus Miller, Patty Smith und Neil Young gaben dem Publikum genau das, was es brauchte: Ganz viel Liebe. Vor allem Young verzückte seine Zuhörer mit einer über dreistündigen Show.
Rahmenprogramm
Während zwei Wochen drehte sich in Montreux alles um die Musik. Für die mediterrane Stimmung sorgte unter anderem eine Fülle an DJs an der Pool Party. Und an der sogenannten «Silent Party» wurde bis in die Puppen getanzt und (falsch) gesungen.
Komfort
Um das Montreux Jazz Festival ranken sich viele Legenden. Eine besagt, der verstorbene Claude Nobs habe vor den Konzerten jeweils persönlich auf der Bühne gestaubsaugt, um sicher zu gehen, dass da kein Gramm Staub mehr liege. «Funky Claude» musste sich, wo auch immer er jetzt gerade ist, auch dieses Jahr keine Sorge um die Hygiene machen: Sauberkeit geniesst in Montreux nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert. Schwieriger gestaltet sich jedoch die Suche nach einem Platz zum Essen, sobald sich das Festivialgelände mal so richtig gefüllt hat. Und: Nach drei Tagen Montreux wird es beinahe unmöglich, noch etwas Abwechslung zu finden.