Festivalstyle
Wer das Open Air Gampel zum erstem Mal besucht, wähnt sich an einem fröhlichen Volksfest, an dem auch noch gute Livemusik stattfindet. Zwei Bühnen, unzählige Essensstände, Partyzelte und zwei Chilbibahnen prägen das Festivalgelände.
Ein besonderes Design-Konzept ist mir nicht aufgefallen - braucht es aber auch gar nicht. Denn dieser Volksfest-Charakter steht dem Open Air Gampel gut. Wer einmal hier war, der weiss, warum sowohl Veranstalter als auch Besucher stets von «iischere Party» sprechen. Das Festival ist nicht nur für Walliser das Highlight des Jahres. Hier treffen Generationen aufeinander, man sieht alte Bekannte und gefeiert wird sowieso gemeinsam mit allen zusammen.
Publikum
Die Tradition von «iischere Party» wird von Generation zu Generation weitergegeben. Ich habe Eltern getroffen, die mit ihrem bald erwachsenen Nachwuchs feierten. Eigentlich war gefühlt das ganze Wallis hier. Aber auch bei den «Üsserschwiizern», also Nicht-Wallisern, steht das Openair hoch im Kurs. Auf dem Gelände herrscht ein fröhliches Dialekte-Durcheinander.
Aber egal ob jung oder alt, ob aus der Region oder nicht: Hier wird gemeinsam gefeiert, bis die Vögel wieder zwitschern. Und die Konsequenzen des nächtlichen Rausches tragen die Festivalbesucher mit Stolz: Auch bei Konzerten, die schon relativ früh beginnen, stehen sie wieder geschlossen auf der Matte, beziehungsweise vor der Bühne.
Line-Up und Show
Solider Rock, bitz Hip-Hop- und Dance-Acts. So lässt sich das diesjährige Line-Up in Gampel grob zusammenfassen. Gestandene Bands machen den grössten Teil des Programms aus: Von Noel Gallagher über Blumentopf bis Patent Ochsner turnt sich das Pop-Establishment mit grosser Selbstverständlichkeit und geringem Neuheitswert durch seine jahrzehntelang verfeinerten Setlists. Neuentdeckungen sind dünn gesät, dafür ist mit dem holländisch-neuseeländischen Trio My Baby ein unbekanntes Riesenhighlight am Start. Ihr Konzert sorgte am Samstagnachmittag für einen frühen Party-Höhepunkt.
Nach der krankheitsbedingten Absage von Sophie Hunger sprangen am Samstagnachmittag Open Season mit ihrem Reggae-Pop in die Bresche und brachten die Festivalgänger mit ihrem energiegeladenen Set zum Tanzen.
Komfort und Rahmenprogramm
Nebst dem mittlerweile «klassischen Festivalkomfort» (essen, schlafen, einkaufen, feiern) sind mir am Open Air Gampel die beiden Chilbibahnen aufgefallen – und zwar positiv. Mal kurz bei einem Adrenalinschub den Kopf auslüften oder ein paar Runden auf der Tütschibahn fahren, finde ich an einem Festival eine willkommene Abwechslung für zwischendurch. Aber wenn schon Chilbi, dann bitte auch Zuckerwatte! Die habe ich hier vergeblich gesucht. Wobei mich das ausgezeichnete Raclette schnell wieder auf andere Gedanken brachte.
Gratis Bonuspunkt für's Open Air Gampel: Die Landschaft. Rau und sehr charmant – so wie die Walliser selbst.