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Openair Frauenfeld 2019 Review: Die Gewinner und Verlierer vom Openair Frauenfeld 2019

Das grösste Hip-Hop-Festival Europas ist Geschichte. Wer war am Openair Frauenfeld dieses Jahr am besten – und wer am schlechtesten? Hip-Hop-Fachmann Lukie Wyniger sagt's dir.

Frauenfeld '19: die Highlights

Stormzy: In England gehört er zu den erfolgreichsten Musikern überhaupt. Gross geworden ist er vor 5 Jahren mit hartem, britischem Grime, mittlerweile arbeitet er mit Ed Sheeran und anderen Popgrössen zusammen. In Frauenfeld brachte Stormzy seinen Rap auf den Punkt – so wie kaum ein anderer dieses Jahr.

Cardi B: Bei ihrer Show machen Attitüde, Ausstrahlung und Aura mindestens die Hälfte aus. Für die anderen 50% sorgen ihre Tänzerinnen und ihre Welthits. Cardi B liess im Vorfeld über Instagram ausrichten, dass sie krank ist und eigentlich gar nicht auftreten mag. Gemerkt hat man davon überhaupt nichts.

Travis Scott: Nach seiner epischen Show am Openair Frauenfeld vor zwei Jahren durfte man auch dieses Mal nur das Beste erwarten. Entsprechend platzte die Frauenfelder Allmend auch aus allen Nähten, als Scott mit kleiner Verspätung (sein Privatjet erhielt in Zürich keine Landeerlaubnis, also musste er in Basel landen) das erwartete Feuerwerk ohne Umwege zündete. Ergebnis: Moshpits während 70 Minuten.

Lukie Wyniger

Musikjournalist für Pop/Rock bei Schweizer Radio und Fernsehen

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Er moderiert jeden Dienstagabend den «Reggae Special» auf Radio SRF 3.

Zum «Reggae Special» mit Lukie Wyniger

Khea: Der Künstler aus Argentinien ist in unseren Breitengraden noch ein unbeschriebenes Blatt. In Lateinamerika hat er es mit seiner Mischung aus Trap und Reggaeton bereits zum Superstar-Level geschafft. Sein OAF-Auftritt war erfrischend. Ausserdem liess er es sich ganz publikumsnah nicht nehmen, mit einem Fan einen Joint zu teilen.

Saweetie: Sie war die grosse Unbekannte für mich – auch weil sie erst fünf Songs im Repertoire hat. Sie kommt aus Kalifornien und überzeugte auf der kleineren Bühne «La Fabrik» mit viel Bühnenpräsenz und einem Sound der an den guten alten «Miami Bass» erinnerte. Und ihr Charme war gross: Sie bekam eine Jacke aus dem Publikum geschenkt und hinterliess nach einer Spielzeit von gerade mal 21 Minuten ein entzücktes Publikum. Ich gehöre jetzt auch zu ihren Fans.

Bonez MC & Raf Camora: Mit «Palmen Aus Plastik» haben sie den deutschen Rap verändert, mischten Reggae, Dancehall und Afrobeats mit Gangsta-Texten und landeten den grössten Erfolg der deutschen Rapgeschichte.

Weder Bonez MC aus Hamburg noch der (urspünglich im Welschland geborene) Wahlberliner Raf Camora sind besonders gute Rapper oder Sänger. Aber sie haben mittlerweile viel Festivalerfahrung und wissen ganz genau wie sie das Openair Frauenfeld auseinandernehmen können. Und genau das taten sie nach allen Regeln der Kunst. Selten habe ich eine Crowd so laut mitsingen hören…

Alle Konzerthighlights vom Openair Frauenfeld 2019...

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...gibt's hier . Ausserdem findet ihr hier die ganzen Konzerte von: Cardi B , Nativ und Stormzy .

Sheck Wes: Als am Freitag kurzzeitig strömender Regen einsetzte, gab der New Yorker Rapper mit senegalesischen Wurzeln seinen grossen Trap-Hit «Mo Bamba» zum Besten. Ist es der grösste Hit des Fesitvals? Auf jeden Fall drehte Frauenfeld durch. Trotz... oder gerade wegen des Sturms.

Pronto: Der Solothurner ist – abgesehen von Loredana – der erfolgreichste Schweizer Rapper auf Streamingplattformen. Allerdings eilt ihm auch der Ruf voraus, dass seine Liveshows nicht wirklich geniessbar sind.

Für seinen ganz grossen Auftritt am Openair Frauenfeld hat er sich offenbar aber gut vorbereitet. Vor der «Soul City»-Stage gabs bei seinem Hit «Side Walk» kein Halten mehr. Es wurde sogar bengalisches Feuer gezündet!

Nach seiner Show erhielt Pronto übrigens noch Gold-Auszeichnungen für seine Songs «Clean», «Lessly Finessly» und eben: «Side Walk»....

Frauenfeld '19: die Lowpoints

G-Eazy: Der Kalifornier lieferte Dienst nach Vorschrift, aber eben nicht mehr. Wer solche Hits im Katalog hat, müsste eigentlich mehr abbrennen. Zwar flogen keine Bierbecher auf die Bühne, aber G-Eazy wäre ganz bestimmt zu mehr fähig.

Little Simz: Die Rapperin aus England kam mit Liveband und machte eigentlich alles richtig. Nur eben 7 Jahre zu spät. Eine Liveband interessiert hier am Openair Frauenfeld niemanden mehr. Sie hat nichts falsch gemacht, aber sie war einfach fehl am Platz.

Loredana: Die grosse Abwesende. Nach den Betrugsvorwürfen sagte sie ihren Auftritt ab. Dabei bestätigt unsere Umfrage: Sie hätte kommen müssen. Die Loredana-Fans waren am Openair Frauenfeld und hätten ihr die Stange gehalten. Und ich hätte mich auch darauf gefreut.

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