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Openair Gampel 2018 Marteria: Der Festival-Diktator

Wer den deutschen Rapper Marteria live gesehen hat, weiss wie es ist, wenn ein Festivalgelände explodiert. Auch am Openair Gampel peitschte er seine Fans zu ekstatischen Höchstleistungen an. Wie macht er das? Und: Wieso fahren die Massen auf Marterias Dressur ab?

Marten Laciny, besser bekannt als Marteria, ist nicht so vom Himmel gefallen, wie er heute auf der Bühne steht. Als Teenie spielte er erfolgreich Fussball, machte Erfahrungen als Model, liess sich zum Schauspieler ausbilden und feiert heute als Musiker und Entertainer Grosserfolge. Der Mann hat Biss. Schliesslich wurde seine Persönlichkeit in diversen Haifischbecken geformt.

Gregi Sigrist

Musikjournalist für Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen

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Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

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Was Marteria heute an Konzerten und im Festivalbetrieb auf die Bühne bringt, begeistert die Massen. Mehr noch: Marteria-Fans drehen bei seinen Auftritten förmlich durch. Dies aber nicht in erster Linie, weil er ein paar Wahnsinns-Songs im Gepäck hat, sondern, weil er es von seinen Konzertbesuchern verlangt. Ja, weil er es ihnen befiehlt.

Zuckerbrot und Peitsche

Mit süssen Melodien flirtet sich Marteria in die Pop-Herzen seiner Fans. Mit klaren Anweisungen gibt er durch, was zu tun ist. Will Marteria T-Shirts durch die Luft fliegen sehen, fliegen T-Shirts durch die Luft. Will Marteria ein Menschenmeer in Kauerstellung sehen, geht ein ganzes Festival in die Knie. Will Marteria einen Moshpit sehen, kriegt Marteria seinen Moshpit.

Sternzeichen «Elefant»

Dass Marteria einen Hang dazu hat, auf clevere Weise, mit totalitären Machtstrukturen zu schäkern, zeigt er u.a. mit dem Song «El Presidente».

«Wird doch einfach Präsident. Regier doch gleich die ganze Welt. Du hast dafür genug Talent. Druck dein Gesicht auf unser Geld», singt Marteria. Und weiter: «Bist Asthmatiker doch willst eigentlich Trompeter werden. Sternzeichen Elefant.»

Mit der Macht spielt Marteria auch im Livebetrieb. Als würde er testen wollen, wie weit er mit seiner Masche gehen kann, dirigiert er sein Publikum. Scheinbar nach Belieben.

Wie weit könnte Marteria gehen?

Ich bin nicht das grösste Partykalb der Erde und grundsätzlich alles andere als ein Herdentier. Kein Wunder verfolge ich Marteria-Shows eher aus einer Beobachterrolle. Irgendwie fasziniert mich, was er da mit dem Publikum anstellt. Auf einer anderen Ebene befremdet mich die Szenerie.

Was müsste Marteria von seinem Publikum fordern, um auf Verweigerung zu stossen? Ich weiss es nicht. Würden sie sich auf Befehl im Matsch wälzen? Würden sie im Kollektiv eine Handvoll Schlamm futtern? Sich nicht nur die Shirts, sondern gleich alle Kleider vom Leib reissen?

Was gibt euch das?

Da ich psychologisch nicht in der Lage bin, mich einem solchen Diktat zu unterwerfen, habe ich keine Ahnung, was dieses kollektive Erlebnis der Gehorsamkeit für Gefühle auslösen kann.

Was gibt euch Marteria, wenn ihr mitten drin seid? Worin liegt der Reiz, sich von Marteria fernsteuern zu lassen? Ernsthaft: Ich möchte es wissen.

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