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Breitbild wurden bei ihrem Heimspiel am Openair Lumnezia frenetisch gefeiert.
Legende: Breitbild wurden bei ihrem Heimspiel am Openair Lumnezia frenetisch gefeiert. SRF

Openair Lumnezia 2018 Openair Lumnezia: Höhepunkt, Tiefpunkt und Superpunkt

Lokalhelden, welche die Val Lumnezia verzauberten. Eine Genfer Band, für die sich die lange Reise ins Bündnerland nicht gelohnt hat. Und ein deutscher Rapper, der die Festivalgemeinde zu Party-Höchstleistungen peitschte. Das war das Openair Lumnezia 2018. Punkt für Punkt.

Höhepunkt: Breitbild

Maximalen Support genossen die Bündner Rap-Altmeister Breitbild bei ihrem Heimspiel am Openair Lumnezia. Auf die einzige Breitbild-Show des Jahres freute sich die ganze Festivalgemeinde. Noch grösser war die Freude als die Lokalhelden am Samstag eine Show ablieferten, als wäre Breitbild noch immer ihr einziger Lebensinhalt. RESPEKT! Das war magisch und einer der besten Festival-Momente der laufenden Saison.

Tiefpunkt: Kadebostany

Falscher Rahmen, schwierige Zeit, ungünstige Performance. Das war das Schicksal der Genfer Kadebostany. Diese Band braucht zwingend Bühnenlicht für einen gelungenen Auftritt. Aber nicht nur das vorhandene Tageslicht verunmöglichte Kadebostany eine gelungene Show: Sie kämpften mit technischen Problemen und alles andere als ein Gewinn waren die Intonationsschwierigkeiten von Sängerin Kristina. So gewinnt man kein Festival-Publikum.

Superpunkt: Marteria

Egal, wo Marteria auftaucht – die Menge dreht durch. Wieso? Weil der Rapper aus Rostock nichts anderes zulässt. Bei einer Marteria-Show wird nichts dem Zufall überlassen. Mit viel Druck und beinahe diktatorischen Anweisungen peitschte er das Festivalpublikum am Openair Lumnezia zu Party-Höchstleistungen an. So sieht ein Feuerwerk aus.

Knackpunkt: Panda Lux

Panda Lux sind nicht nur eine tolle Band, die Ostschweizer sind eigentlich auch eine gute Live-Band. Am Openair Lumnezia funktionierte das aber irgendwie nicht. Mir schien, als würde das Publikum nicht verstehen, was diese Band macht. Und die Band schaffte es nicht, sich auf die Situation einzustellen und trotzdem ein richtig motiviertes Konzert zu spielen.

Cooler Punkt: James Gruntz

James Gruntz ist keine Flirtmaschine, wenn es darum geht, sein Publikum zu bezirzen. Dafür ist er ein brillanter Musiker, hat die richtigen Songs und die perfekte Band, um eine musikalisch hochstehende Show abzuliefern. Dies tat er auch am Openair Lumnezia. Cool, voller Seele und virtuos - James Gruntz eben.

Verschenkter Punkt: Beth Ditto

Über die Stimme von Beth Ditto brauchen wir nicht zu diskutieren. Darüber, was die frühere Gossip-Frontfrau mit ihrem wuchtigen Organ anstellt aber schon: Ditto trifft immer und immer wieder ganz wichtige Töne nicht. Ganz besonders, wenn sie ihre ganze Seele in eine Gesangslinie legt, verabschiedet sich der intonationstechnische Anstand regelmässig. Ansonsten: Ditto hat eine tolle und druckvolle Band im Rücken, mit welcher sie sich leidenschaftlich durch eine relativ clevere Setlist singt.

Pluspunkt: Danko Jones

Der Kanadier mit dem übergrossen Rock’n’Roll-Herz zeigte, wie man um ein Publikum kämpft. 20 Jahre Live-Erfahrung lassen grüssen. So impfte das Rock-Trio dem zu diesem Zeitpunkt noch lauwarmen Festival-Publikum Song für Song mit ihrer Faszination für erdigen, ehrlichen Rock ein. Eine heisse Rock’n’Roll-Messe wurde es nicht. Aber punktuell brachten Danko Jones gewisse Teile des Publikums zum Köcheln.

Orientierungspunkt: Gentleman

Es regnete in Strömen, als Gentleman mit seinem Reggae musikalisch etwas Sonne in die Val Lumnezia brachte. So richtig heiss auf die Bühne scheint der Kölner allerdings nicht mehr zu sein. Zwar macht er nach wie vor einen guten Job und ist ein guter Festival-Act – die grosse Magie jedoch fehlte Gentleman in der offiziellen Spielzeit. Im üppigen Zugabeblock machte er aber alles wieder wett und hinterliess patschnasse und glückliche Fans.

Streitpunkt: Bastille

Auf den Auftritt der britischen Bastille hat das Openair Lumnezia gewartet. Und so wurden die sympathischen Londoner am Freitag kurz nach 22 Uhr wärmstens empfangen. Und jetzt würde ich gerne von einem phantastischen und energiegeladenen Konzert berichten. Aber ich kann nicht. Zu eintönig und abgeschmackt zog sich diese Performance in die Länge. Klar, da waren ein paar Hits. Klar, da war der Überhit «Pompeji». Klar, da war immer mal wieder ein bisschen Stimmung. Ein Feuerwerk sieht aber anders aus.

Entwicklungspunkt: Stereo Luchs

Stereo Luchs sammelt Festival-Erfahrung und zahlreiche farbige Regenpelerinen sahen ihm am Openair Lumnezia dabei zu. Mit seiner Backing-Band, den Basler Scrucialists, legte er einen souveränen, sympathischen und professionellen Auftritt hin. Ein Quäntchen mehr Frontmann-Attitüde darf man Stereo Luchs noch wünschen. Ansonsten steigert sich der Zürcher aber von Auftritt zu Auftritt. Cool!

Treffpunkt: Kraftklub

Nichts ist der Band aus Chemnitz wichtiger als ihre Fans. Ganz so steil wie das Gurtenpublikum gingen die Leute am Openair Lumnezia zwar nicht. Die Verwandlung des Festivalgeländes in eine Hüpfburg gelang ihnen aber trotzdem mit Leichtigkeit und von Anfang an. Bei Kraftklub geht es um ein kollektives Erlebnis. Es geht um Energieschübe und Ekstase. Das ist der Zeitgeist der Festivalkultur und Kraftklub spielen bei dieser Meisterschaft ganz vorne mit.

Autor: Gregi Sigrist

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Gregi Sigrist ist Musikjournalist der Fachredaktion Musik Pop/Rock von Schweizer Radio und Fernsehen. Im Musik-Blog schaut er auf, unter und hinter aktuelle Musikthemen und ihre Nebengeräusche.

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