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Fünf Tipps gegen Mobbing Das können Sie tun, wenn Ihr Kind gemobbt wird

Jedes zehnte Kind wird in der Schweiz im Verlauf der Schulzeit gemobbt. Das ist trauriger Europarekord. Was Sie über Mobbing wissen müssen, wie Sie Ihrem Kind helfen können – und was Sie auf keinen Fall tun sollten.

Mobbing verursacht viel Leid – nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Eltern. Denn diese sind mit der Situation oft überfordert und wissen nicht, wie sie helfen können. Dieser Artikel soll ein paar Anhaltspunkte liefern.

Das gemobbte Kind ist nicht selbst schuld

Zuallererst: Kein Kind ist selbst schuld, wenn es gemobbt wird. Mobbing hat nichts mit dem Verhalten des Kindes zu tun: «Das Problem liegt bei den Mobbenden», sagt Barbara Wüthrich, Beraterin bei Pro Juventute. Es sei zudem zentral, zwischen normalen Konflikten und Mobbing zu unterscheiden: «Mobbing liegt immer dann vor, wenn ein Machtgefälle herrscht, wenn es längere Zeit dauert und sich viele gegen eine oder wenige wenden.»

#SayHi-Kampagne

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Logo der #SayHi-Kampagne
Legende: SRF

#SayHi ist eine riesige Tanzaktion für Schülerinnen und Schüler aus ganz Europa – für Freundschaft und gegen Mobbing. Jedes Jahr erscheint ein neuer Song mit dem dazugehörigen Tanz. Dann heisst es für Kinder aus allen Ecken des Kontinents: Tanz-Tutorial schauen und üben, üben, üben – für sich allein, mit Freundinnen und Freunden, in der Nachbarschaft oder im Verein. Das Ziel: Am Ende selber ein Video zu drehen und das bei SRF Kids für #SayHi einzusenden.

Mobbing führt zu psychischen Krankheiten

Oft besteht die Gefahr, dass Mobbing verharmlost wird. Dabei kann es gravierende Folgen haben: «Bei psychischen Krankheiten steckt oft eine Mobbing-Erfahrung dahinter», sagt Wüthrich. Doch wie erkennt man überhaupt, wenn das eigene Kind gemobbt wird? Das können verschiedenste Symptome sein, sagt Wüthrich: «Kopf- oder Bauchschmerzen, Verhaltens- oder Wesensveränderungen, Rückzug bis hin zu Schulverweigerung.» Sie erwähnt fünf Punkte, die man als Eltern in solchen Situationen berücksichtigen sollte.

Fünf Tipps, wie Sie Ihrem Kind helfen können

  1. Gesprächsbereitschaft signalisieren: Gewisse Kinder schonen die Eltern und erzählen nichts vom Mobbing. Deshalb ist es wichtig, das Kind regelmässig zu fragen, wie es ihm geht.
  2. Für das Kind da sein: Man muss dem Kind immer wieder klarmachen, dass es nicht selbst schuld ist. Auf keinen Fall Fragen stellen wie: «Was hast denn du gemacht? Was kannst du anders machen?» Denn das impliziert fälschlicherweise, dass Mobbing mit dem Verhalten des eigenen Kindes zu tun hat.
  3. Andere Umfelder suchen: Man kann nach Angeboten neben der Schule suchen. So kommt das Kind mit anderen Gruppen bzw. Kindern in Kontakt.
  4. Als Eltern nicht selbst eingreifen: Die Eltern sollten auf keinen Fall die Eltern der Täterinnen oder die Täter selbst kontaktieren, sondern mit den Fachpersonen in der Schule bzw. mit der Schulsozialarbeit Kontakt aufnehmen und die Beobachtungen schildern.
  5. Therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen: In schlimmen Fällen gibt es die Möglichkeit, dass das Kind eine Therapie besucht.

Zahlen zu Mobbing

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  • Laut Pisabericht 2018 wird in der Schweiz jedes zehnte Kind im Verlauf seiner Schulzeit Opfer von Mobbing.
  • In einer Studie von HBSC von 2018 gaben 6.9 Prozent der 11- bis 15-jährigen Mädchen und 5.8 Prozent der Jungen an, mehrmals im Monat bis zu mehrmals in der Woche Mobbing zu erleben.
  • Laut der Studie «EU Kids Online Schweiz» von 2019 sind schon 28 Prozent der 9- bis 16-Jährigen in der Schweiz mit Hassnachrichten in Kontakt gekommen.
  • Laut der JAMES-Studie sind Jugendliche mit Migrationshintergrund oder mit niedrigem Bildungsniveau häufiger von Mobbing betroffen.
  • 80 Prozent der Mobbingfälle bleiben unbemerkt. Pro Juventute hat deswegen eine digitale Meldeplattform eingerichtet.

Möglichst schnell eingreifen, damit sich Mobbing nicht ausbreitet

Generell sollte man möglichst schnell eingreifen, sagt Barbara Wüthrich. Denn bei Mobbing geschehe eine sogenannte Werteverschiebung. Die Verantwortung wird auf das gemobbte Kind abgeschoben, nach dem Motto: «Du bist selbst schuld, weil du dich komisch verhältst.» Wenn nicht sofort eingegriffen wird, kann sich die Dynamik rasant ausbreiten, im schlimmsten Fall bis hin zu den Lehrpersonen: «Das macht es für die Kinder, die Mobbing nicht in Ordnung finden, immer schwieriger, sich zu wehren.»

Digitale Meldeplattform gegen Mobbing

Pro Juventute hat eine digitale Meldeplattform eingerichtet, wo Kinder anonym Mobbingfälle melden können. Diese Plattform richtet sich gerade auch an Kinder, die Mobbing nicht gut finden, sich aber nicht trauen, das offen zu äussern. Sie soll dazu beitragen, dass Mobbingfälle schneller aufgedeckt werden – und, dass die Schweiz nicht länger Europameisterin im Mobbing bleibt.

Die Geschichte des Begriffs «Mobbing»

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Laut dem Onlinemagazin «Geschichten der Gegenwart» verwendete Konrad Lorenz den Begriff «Mobbing» 1963 erstmals – um Gruppen von Tieren zu beschreiben, die ihre wirklichen oder vermeintlichen Fressfeinde attackieren.

1969 brauchte der jüdische Emigrant und Arzt Peter-Paul Heinemann den Begriff «Mobbing» erstmals zur Problematisierung aggressiven Verhaltens von Kindern. Für Heinemann hatte der Begriff eine zutiefst politische Dimension: Ihm ging es unter anderem darum, rassistische bzw. Apartheid-Systeme zu beschreiben.

Später wurde der Begriff immer mehr individualisiert: Mobbing ist nicht auf Rassismus beschränkt, sondern kann alle treffen. Heute werden diese «rassistischen Blindstellen» wieder vermehrt angegangen.

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