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Games Review: «Football Manager 2016»

Fussball-Fans wissen ja selber am besten, wie ihr Club spielen müsste. In «Football Manager 2016» können sie beweisen, ob sie es wirklich besser können.

Fussball ist ein Spiel der Fehler. Denn eigentlich sind alle ständig überfordert. 11 Personen sollen sich koordiniert und schnell bewegen, Kilometer abspulen, den Ball auch im Fallen oder Fliegen noch präzise behandeln. Und auch wenn die, wie mein Freund Sven immer sagt, «ja den ganzen Tag nichts anderes machen», können sie es dann in der Regel doch nicht und machen Fehler.

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Der Game-Tipp zu «Football Manager 2016» (SRF 3)
05:07 min
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 7 Sekunden.

Echte Fans wissen darum, dass Fussball Leiden ist. Weil ich Fan des FC Zürich bin (mit Saisonkarte), ist das Leiden diese Saison noch etwas ausgeprägter als sonst.

Also dachte ich mir: So schwierig kann das doch nicht sein. Ich rette den FCZ!

Dank «Football Manager 2016» kann ich das versuchen. Ich spule sozusagen die Zeit zurück. Ich übernehme als Trainer den Club am Anfang der Saison 2015/2016 und schreite gleich zur Tat.

Ich muss aufräumen. Hinten stehen wir nicht gut und vorne erzeugen wir zu wenig Gefahr. Der Plan: teure, aber wirkungslose Spieler loswerden, junge Talente nachziehen. Und ein einfaches, offensives System spielen.

Der Plan: mit Jungen offensiv spielen

Ich verkaufe den Verteidiger Djimsiti mit Gewinn in die Bundesliga. Im Sturm werde ich Sadiku und Chermiti los. Im Mittelfeld stehen mir zu viele rum. Und für eine Rotation ist die Mannschaft taktisch zu wenig gefestigt. Ich schiebe also auch Schneuwly und Kukeli ab. Damit spare ich schön Geld, was dem Präsidenten Canepa gefallen müsste. Denn sonst ignoriere ich seine seltsamen Vorschläge weitestgehend – was soll ich denn mit einem Mittelfeldspieler vom FC Vaduz!

Eine Tabelle mit ganz viel Taktik-Kram drauf.
Legende: Taktische Anweisungen an das Team. Screenshot

In meinem Nachwuchs fällt mir der erst 19-jährige Aldin Turkes auf. Der hat in der U21-Nationalmannschaft schon Tore geschossen. Ich stelle ihn an der Seite des erfahrenen Gavranovic auf.

Ich will ein offensives System spielen. Einen leicht schiefen Christbaum: hinten eine Viererkette mit offensiven Aussenläufern, einem eher defensiven Dreieck im Mittelfeld und vorne einem Flügel, einem Strafraumstürmer und einem, der sich jeweils ins Mittelfeld zurückfallen lässt.

Verletzungen und Sperren

Ein guter Plan, finde ich! Die Saison fängt zwar schwierig an, mit einigen Unentschieden. Doch im Europacup kann ich einen ersten Erfolg einfahren: wir besiegen Sturm Graz. Der junge Turkes schiesst ein wichtiges Tor. Auch Gavranovic, im richtigen Leben eher glücklos, findet im Game dank meines Fingerspitzengefühls in Gesprächen sein Selbstbewusstsein wieder und sammelt Tore und Assists.

Doch dann wendet sich mein Glück ab: Gavranovic verletzt sich. Wegen anderer Verletzungen und Sperren fallen mir auf dem ganzen Feld wichtige Spieler weg. Ich muss umstellen.

Ich bastle an meiner Aufstellung herum. Ich analysiere die Spiele, justiere Taktik, ändere den Trainingsplan, halte Team-Meetings ab. Nichts davon funktioniert so richtig, ich verliere langsam die Kontrolle und meine Jungs den Mut. Und dann verlieren wir das Stadt-Derby gegen GC.

Endloses Herumbasteln

Das bricht uns das Genick. Weitere Tiefschläge folgen auf dem Fusse, wir fliegen aus dem Europacup, verlieren gegen Basel und Tabellen-Leader Luzern deutlich. Und dann der Tiefpunkt: wir verlieren gegen Biel und fliegen aus dem Schweizer Cup. Zehn Spiele hintereinander ohne Sieg (ähnlich schlecht wie der echte FCZ).

Eine Heatmap, wo das Spiel vor allem ablief.
Legende: Zu viel Action in meinem Strafraum: das erste Derby verlieren wir schmachvoll. Screenshot

Das verärgert meinen Star Gavranovic so sehr, dass wir uns heillos zerstreiten. Ich muss ihn in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Palermo verkaufen, um die Mannschaft nicht komplett zu destabilisieren.

Richtig mies fühle ich mich dabei. Das wird mir alles viel zu echt – ich leide wieder genau wie auf der Tribüne im Stadion schon die ganze Saison. Und jetzt auch noch hier in der Fantasie. Ständig muss ich an Pressekonferenzen den bohrenden Fragen ausweichen und beteuern, dass ich an das Potential der Mannschaft glaube. Gar beim Vorstand antanzen. Das ist nun Arbeit, nicht mehr Spiel.

Doch ich gebe nicht auf.

Die Wende

Ich springe über meinen Schatten und gebe mein schönes System auf. Dafür analysiere ich, in welchen Rollen und Positionen sich meine besten Spieler am wohlsten fühlen. Aus diesem Puzzle entsteht ein noch offensiveres 4 – 2 – 4.

Und dann habe ich die entscheidende Idee: Ich hebe die Anweisung auf, gepflegt mit Kurzpässen aus der Verteidigung heraus zu spielen. Denn dafür sind meine Verteidiger nicht sicher genug – und ich habe im Mittelfeld zu wenig Beine, die den Angriff weitertragen könnten. Ich stelle also um auf lange Pässe in die Spitze, wo ich ein Übergewicht habe.

Eine Tabelle mit Spielern und der Aufstellung.
Legende: Diese Aufstellung funktioniert endlich: 4-2-4. Screenshot

Und plötzlich funktioniert die Mannschaft! Wir holen ein wichtiges Unentschieden gegen Basel, auswärts. Das stärkt die Moral. Und im zweiten Derby der Saison gelingt der vorläufige Höhepunkt: Wir schlagen GC 2:1.

Am Schluss habe ich nur drei Punkte mehr als der richtige FCZ zum gleichen Zeitpunkt hatte. Und ich bin aus dem Cup ausgeschieden. Ich kann also nicht behaupten, es besser zu können. Doch ich habe den Negativtrend früher umgedreht, noch vor der Winterpause. Mit meinem FCZ geht es aufwärts.

So viele Fenster!

«Football Manager 2016» hat mich eingesogen in ein schwarzes Loch aus Informationen und Möglichkeiten. Hinter jedem Spielernamen, hinter jeder Zahl verbirgt sich noch ein Fenster. Wir lesen und klicken uns durch diese Excel-ähnlichen Tabellen und können Aufstellung und Taktik in unzähligen Nuancen beeinflussen. All diese Daten sind erstaunlich übersichtlich aufbereitet. Ich kann viel ignorieren, muss nur in die Tiefe gehen, wenn ich auch will.

Das Anti-Spiel

Trotzdem fühle ich mich überfordert. Es ist nicht immer klar, warum etwas passiert. Doch das ist genau richtig so. Denn so ist Fussball. Trainer haben nur beschränkt Einfluss auf ihre Mannschaft.

Insofern ist «Football Manager 2016» ein Anti-Spiel. Nicht nur, weil es sich oft wie Arbeit anfühlt. Sondern weil es statt Allmacht Ohnmacht simuliert.

«Football Manager 2016» ist für PC, Mac und Linux. Das Haikiew ist hier.

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