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Bild 1 von 16. Es regnet fast immer in Hong Kong – und deren Neonlichter funkeln auch im Jahr 2056. Bildquelle: Screenshot/Montage SRF.
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Bild 2 von 16. Rollenspiel 1x1: Zu Beginn muss ich eine Figur erstellen und sie mit Eigenschaften versehen. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 3 von 16. Decker, Matrix, Cyberspace: «Neuromancer» lässt grüssen. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 4 von 16. Bunt, bunter, Hong Kong: Die Strassenszenen sind stimmig und wunderschön. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 5 von 16. Schade, dass es Kantonesisch nur in Ansätzen zu lesen gibt. Es zu hören hätte viel zur Stimmung beigetragen. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 6 von 16. Mein Ziehbruder, Duncan Wu, wird mir rasch sympathisch. Selbst wenn er so grimmig drein blickt. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 7 von 16. Eine Triaden-Königin, wie sie im Buche steht: Kindly Cheng. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 8 von 16. Fast wie in echt: Glücksspiel in China – in Hong Kong ist das ein stimmiger Majiang-Salon. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 9 von 16. Kämpfe gegen Gegner: Mit meinen Aktionspunkten komme ich nur begrenzt weit. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 10 von 16. Meine Figur, He Yuefeng. Mit steigender Erfahrung sammelt sie Karma-Punkte, mit denen sie ihre Fähigkeiten verbessern kann. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 11 von 16. Aaaaah, Cyberpunk: Meine Figur, Thirtheenth Sister, klinkt sich in die Matrix ein. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 12 von 16. Willkommen in der Matrix! Decker He Yuefeng – pardon, «Thirteenth Sister» – betritt die virtuelle Welt. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 13 von 16. In der Matrix müssen wir nicht nur an neugierigen Roboteraugen vorbei, sondern auch virtuelle Schlösser knacken. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 14 von 16. Fast schon so ein Klassiker, das es schmerzt: Ein Abschnitt in den Unterwasserkanälen darf natürlich nicht fehlen. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 15 von 16. Figuren sind nur noch als Umrisse zu sehen, wenn sie hinter Gegenständen verschwinden. Das erschwert die Orientierung. Bildquelle: Screenshot SRF.
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Bild 16 von 16. Kulturbedingte Aufgaben: Wir infiltrieren die Firma Wuxing, um die Qi-Energie zu stören, damit deren Geschäfte schlecht laufen. Bildquelle: Screenshot SRF.
Schuld war der Roman «Neuromancer» von William Gibson, erschienen 1984. Er weckte meine Begeisterung für das Cyberpunk-Genre, als dessen Grundstein der Roman gilt: Düstere Zukunftsvisionen, in denen die Welt von Mega-Konzernen regiert wird, Menschen kybernetische Implantate tragen und Hacker die neuen Cowboys sind. Der Film «Matrix» von 1999 ist schliesslich der Höhepunkt dieses 90er-Jahre-Cyberpunk-Hype und das wohl beste visuelle Pendant zum Genre.
Zwerg-Hackerin in China
Das «Shadowrun»-Universum, in dem das Game spielt, greift dieses Cyberpunk-Thema auf und verknüpft es mit klasssichen Elementen der Fantasy-Welt: Orks, Trolle und Magie, die in die Zukunft versetzt werden. So spielt «Shadowrun: Hong Kong» im Hong Kong des Jahres 2056 und ich bin eine Zwergin namens He Yuefeng, die alle nur beim Strassennamen «Thirteenth Sister» kennen. Und weil wir uns im Cyberpunk-Genre befinden, ist sie ein Decker, eine futuristische Hackerin, die sich in die Matrix einklinken und sie als virtueller Avatar bewandern kann. Soweit, so gut.
«Shadowrun: Hong Kong» ist das dritte Game in der Shadowrun-Serie des Studios Harebrained Schemes. Dank erfolgreichen Kickstarter-Kampagnen gelang es ihnen, drei Games zu entwickeln und damit früheren Shadowrun-Games aus den 90er-Jahren aktuelle Nachfolger zu liefern: «Shadowrun Returns» (2013), «Shadowrun: Dragonfall» (2014) und nun eben «Shadowrun: Hong Kong». Und weshalb auch immer ich die ersten beiden Teile von Harebrained Schemes verpasst habe – der China-Bezug des dritten Teils faszinierte mich. Und das Cyberpunk-Thema. Natürlich!
Volle Breitseite 90er-Jahre
So, wie «Shadowrun» seine Wurzeln in den 90er-Jahren hat, spielt sich auch «Shadowrun: Hong Kong» in vielen Teilen wie ein Game von damals. Ich blicke von oben schräg auf das Spielgeschehen, leite eine Gruppe von tapferen Helden und Heldinnen durch das futuristische Hong Kong und kämpfe in Runden: Ich darf so und so viele Aktionen durchführen bis die Gegner dran sind und ihrerseits eine begrenzte Anzahl Aktionen durchführen können.
Das verlangt taktisches Vorgehen. Was mir nicht besonders liegt. Ausserdem fühlt es sich etwas sperrig an. Lieber tanze ich in Echtzeit in einem Schusswechsel quer durch das Game, statt dass ich jeweils warten muss, bis die Gegner ihre Spielzüge vollführt haben. Aber eben: In «Shadowrun: Hong Kong» dominieren die 90er-Jahre. Bald habe ich mich dann doch an das System gewöhnt und tauche in die Geschichte ein.
Eintauchen in ein China der Zukunft
Die Figuren, die mich begleiten oder mir in dieser Megastadt begegnen, sind sorgfältig gezeichnet und wachsen mir schnell ans Herz. Den Ork Duncan Wu kenne ich seit meiner Kindheit und weiss, dass unter seiner taffen Haut viele Konflikte brodeln, die nur ich in Schach halten kann. Kindly Cheng wiederum raucht unentwegt dünne Zigarillos und ist die Königin des Untergrunds, die es nicht zu unterschätzen gilt.
Auch die Stadt Hong Kong glänzt mit Liebe zum Detail: Gleissende Neonlichter, Nudelküchen am Strassenrand und kleine Markstände auf Booten, die durch Stege miteinander verbunden sind. Fast kann ich die feinen Nudelsuppen riechen. Hierhin, in das Design und in die Musik, floss wohl ein grosser Anteil des Kickstarter-Geldes. Ein wunderschöner Soundtrack untermalt Hong Kong. Die elektronischen Klänge mischen sich mit denen von chinesischen Instrumenten wie der Erhu oder der Pipa. Ein stimmiger Ohrenschmaus!
Doch die Stadt bleibt trotzdem hohl und leblos: Ausser den Figuren, die relevant für die Handlung sind, kann ich mit niemandem sprechen. Ich höre kein Wort Chinesisch. Und selbst wenn ich nach meinem harzigen Start (Stichwort: Kämpfe) das Game zu schätzen beginne, ist von Anfang an klar: «Shadowrun: Hong Kong» bewirtschaftet meine 90er-Jahre-Retrogefühle. «Pillars of Eternity» lässt grüssen.
Shadowrun: Solides Game, keine Überraschungen
Wer diese klassischen Rollenspiele liebt, gut gezeichnete Figuren und interessante Dialoge sucht, der wird mit «Shadowrun: Hong Kong» mehr als glücklich. Ich auch – bis zu einem gewissen Grad.
Denn irgendwie schafft es das Game nicht, mich zu überraschen. Was es aufgreift – 90er-Jahre Rollenspiele – macht es gut und fügt sich würdig in die Reihe ein. Aber es gelingt ihm nicht, das Retro-Genre weiter zu entwickeln oder dem eine Innovation hinzuzufügen.
Zurück zu Papier, Würfel und Bleistift
Letztlich geht «Shadowrun: Hong Kong» aber auf ein noch älteres Gamegenre zurück. Denn Rollenspiele werden ursprünglich mit Würfeln, Bleistift und Papier gespielt, an einem Tisch, mit realen Menschen und sehr viel Vorstellungskraft.
«Shadowrun» hatte seine Ursprünge in eben einem solchen Rollenspiel. Nachdem ich bereits mit anderen gemeinsam «Advanced Dungeons and Dragons», «Warhammer 40‘000» und andere Welten erspielte und erkundete, reizt mich «Shadowrun: Hongkong» umso mehr, wieder zum Würfel zu greifen. Denn mit der Vorstellungskraft, die sich bei diesen Spielrunden entwickelt, kann ich die Welten aus den 90er-Jahren mit mehr Überraschungen und Neuerungen in das Jahr 2015 transferieren.
«Shadowrun: Hongkong» läuft auf Windows, Mac und Linux und ist ab 16 Jahren.