Ein schöner Tag in der Prärie! Zusammen mit unserem älteren Bruder hüten wir eine Herde Büffel. Eines der Tiere entkommt, wir rennen ihm nach, reiten auf seinem Rücken zurück zur Farm – und sehen dort unsere Ranch in Flammen. Die Mutter liegt tot am Boden. Der Bruder im Sterben.
Mit letzter Kraft trägt er uns auf, den Mann zu finden, der für das Unglück verantwortlich ist. Ein Anfang also, wie ihn Sergio Leone nicht schöner ins Drehbuch hätte schreiben können.
Einen ersten Hinweis auf den Mörder gibt uns der Bruder noch mit auf den Weg: Einen Hut mit flacher Krempe soll der getragen haben. Und der Onkel, den wir als nächstes aufsuchen, gibt weitere Hinweise. Wir sollen in die nächste Stadt gehen und dort mit den Bewohnern reden. Und bei der Gelegenheit vielleicht noch einen schönen Cowboyhut kaufen. Die Stadt übrigens heisst «Clintville». Und wer bei dem Namen nicht gleich noch «Eastwood» mitdenkt, hat in seinem Leben eindeutig zu wenig Western gesehen.
Mördersuche in der Prärie
Doch die Leute in Clintville rücken nicht einfach so mit Informationen heraus. Erst müssen wir etwas für sie tun, bevor sie uns weiterhelfen. Einen trunkenen Ehemann zur Vernunft bringen etwa. Oder einen Geldtransport bewachen. Nach und nach füllt sich so unser Aufgabenbuch. Bis wir vor lauter unerledigter Aufträge ganz vergessen, dass wir uns doch eigentlich am Mörder unserer Familie rächen wollen.
Doch mit jeder erledigter Aufgabe kommt eben auch ein neuer Hinweis auf den Täter dazu. Zum Beispiel, dass er nicht nur einen flachkrempigen Hut trug, sondern auch eine auffällige Gürtelschnalle. Oder ein Bolotie, eine dieser Cowboy-Krawatten. Von den vielen, vielen Figuren, die grobpixelig durch «Westerado» wuseln, scheidet so eine nach der anderen als Verdächtiger aus. Erfahrene Cluedo -Spieler sind hier klar im Vorteil.
Doch wem die kriminalistische Ader fehlt, kann auch aufs Geratewohl jemanden als Mörder beschuldigen. Bloss haben wir Pech, wenn es ein Unschuldiger ist: Der wird in der Folge nämlich nicht mehr mit uns reden – oder gleich die Waffe ziehen und schiessen. Egal, wie so eine Konfrontation ausgeht: Der zu Unrecht Beschuldigte scheidet als Informant aus. Oder wir liegen tot am Boden und das Spiel ist zu Ende.
Mörder wechsel dich
So gibt es bei «Westerado: Double Barreled» keinen Königsweg zum Ziel. Wir können unterschiedlichste Strategien verfolgen und das Game passt sich unserer Spielweise an. Wenn uns etwa die Waffe locker im Holster sitzt, wird aus einem einfachen Duell schnell eine Schiesserei, bei der am Ende die halbe Stadt tot am Boden liegt.
Damit fallen nicht nur wertvolle Informanten weg. Wir haben uns auch vieler Möglichkeiten, beraubt, Aufgaben für die Bewohner zu erledigen und Geld zu verdienen. Das beeinflusst zwar den Spielverlauf entscheidend, doch macht eine Lösung nicht unmöglich. So erleben wir mit jedem neuen Durchgang eine andere Geschichte. Auch weil es bei jedem neuen Spiel am Ende ein anderer Mörder ist, der unsere Familie auf dem Gewissen hat.
Je nachdem, auf wie viele Neben-Tasks wir uns einlassen, dauert ein Game zwei bis drei Stunden. Kurz genug also, es mehr als einmal zu spielen.
Eine liebevolle Hommage
Vom Spielprinzip erinnert «Westerado» dabei an einen klassischen Whodunit -Krimi. Die Western-Thematik ist vor allem Dekoration. Aber was für eine Dekoration! Die ganze Spielwelt ist gespickt mit kleinen Referenzen und Hommagen an das Genre: vom gutmütigen, aber inkompetenten Sherrif über das leichte Mädchen mit dem Herzen aus Gold bis zum Klavierspieler im Saloon, der auch während der wildesten Schiesserei noch weiter in die Tasten haut. Und bei jedem Durchgang gibt es wieder etwas Neues zu entdecken.
Der Humor dabei kommt nicht von ungefähr: «Westerado: Double Barreled» ist das Remake eines Browsergames von 2013, das auf der Webseite des US-Kabelsenders Adult Swim zu finden war. Und wer dessen Serien wie «Robot Chicken» oder «Childrens Hospital» kennt, ahnt, wie herrlich absurd es auch in «Westerado» zugehen kann.
«Westerado: Double Barreled» gibt es für Windows und Mac. Es kann direkt über die Steam-Plattform im Internet heruntergeladen werden.