John Keefe legt eine beinahe kindliche Freude an den Tag, wenn er über die Invasion der Zikaden und sein Projekt spricht, mit dem er sie vorausgesagt hat. Die Faszination ist alt, schon die Ureinwohner der USA haben das Naturphänomen verwundert beobachtet.
Im Abstand von siebzehn Jahren kommen sie und sind weder zu übersehen, noch zu überhören: Milliarden sogenannter Zikaden kriechen aus der Erde, krabbeln auf die Bäume, wo die Männchen mit ohrenbetäubenden Lauten Weibchen anlocken.
Die Käfer - schwarz, mit roten Augen und bis drei Zentimter groß - kommen mit den steigenden Temperaturen von Süden nach Norden entlang der Ostküste: „Wenn die Erdtemperatur in zwanzig Zentimetern Tiefe bei 18 Grad liegt, kriechen sie hervor“, sagt John Keefe auf SRF 3. „Wir dachten uns, es wäre lustig, die Erdtemperatur zu messen, um ihr Kommen vorherzusagen.“
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John Keefe ist Radiomacher. In einer Spontanaktion hat er und sein Team einen Sensor gebastelt, den mit herkömmlichen Elektroteilen jeder nachbauen kann. Eine Anleitung im Internet hat die Radiohörer angeleitet. In den Vorgärten von North Carolina bis Connecticut haben sie so die Erdtemperatur gemessen, und die Radiomacher haben sie auf einer Karte zusammengefasst.
Ein Beispiel von Sensor-Journalismus, wie sich ein neuer Trend in der Branche nennt. Statt Daten von anderen Quellen auszuwerten, sammeln Journalisten und ihre Leser oder Hörer selbst Daten – zum Beispiel darüber, wann die Erdtemperatur wo steigt.
In New York haben die Zikaden die beste Zeit ihres Lebens noch vor sich – es ist ein kurzes Leben über der Erde, aber ein heftiges: Innert nur weniger Wochen legen die Weibchen bis 600 Eier. Dann ist alles wieder vorbei – und für siebzehn Jahre wieder Ruhe.
Autor Michaël Jarjour (@derjarjour) berichtet regelmässig für SRF 3 aus den USA .