Das zweitälteste Netflix-Original (nach «House of Cards») gehört immer noch zu den fünf erfolgreichsten Serien des Streamingdienstes. Zu verdanken hat die Serie dies zweifelsohne ihren Figuren.
Spannende Vorgeschichten
In diesem Frauengefängnis gibt es keine Langweiler. Ins Gefängnis kommt man schliesslich nicht fürs Däumchen drehen. Drogensüchtige, Kleinkriminelle, Gangmitglieder: Jede Frau in diesem Gefängnis hat ihre Vorgeschichte, die man als Zuschauer häppchenweise serviert bekommt. Man erfährt immer nur ein bisschen davon. Ein Teil der Vorgeschichte bleibt Mysterium. Das hält die Spannung aufrecht. Die Serie bleibt frisch.
Keine nervige Hauptfigur
Piper, die ohne allzu grosses eigenes Zutun im Gefängnis landet, hat zwar durchaus Nervpotential. Aber bevor einem ihr unschuldiges Getue richtig auf den Sack geht, beginnen die Serienautoren, Pipers dunkle Seiten zu zeigen. Sie zieht ein Internetgeschäft mit den gebrauchten Unterhosen ihrer Kolleginnnen auf. Als abgebrühte Knastfrau kann man sie wieder lieben. Zudem rückt Pipers Geschichte in den Hintergrund und neue Figuren werden zentraler.
Keine Quotenhomos
Klar, die Show arbeitet mit Frauen-Klischees: Lesben mit rasierten Haaren und Bierbäuchen – oder tussige Transsexuelle mit Perrücke und künstlichen Nägeln. Aber benutzt werden die Klischees nur, um sie zu brechen. Die Transsexuelle war früher Feuerwehrmann und packt in Notsituationen immer noch hart an. Die ruppigen Lesben haben die weichsten Herzen.
Und im Gegensatz zu vielen anderen Serien wirkt die Diversität in der Serie nicht aufgesetzt. Keine Quotenhomos oder Alibischwarze. In diesem Gefängnis leben wirklich Menschen aller Gattungen zusammen. Jede hat ihren Platz. Den kleinsten die weisse Mittelschicht, die sonst überall die Hauptrolle spielt.
Zenit überschritten?
In der dritten und viertel Staffel wurde manchem Zuschauer etwas langweilig. An die Figuren hatte man sich gewöhnt und die Story bewegte sich nicht wirklich vorwärts. Also brachen die Autoren die Routine und zeigten in Staffel 5 einen Gefängnisaufstand. Alle 13 Folgen spielen innert weniger Tage. Die Figuren rückten in den Hintergrund. Kritiker sagen, der radikale Richtungswechsel sei nötig gewesen, weil die Handlung erschöpft war. Und die Serie ihren Zenit überschritten habe.
Die Fangemeinde ist allerdings nach wie vor gross. Gemäss Netflix war «Orange Is the New Black» 2017 die Serie, welche neue Kunden als erstes bingten. Eine siebte Staffel «Orange Is the New Black» ist bereits bestellt. Sie wird nächsten Sommer wieder Millionen Menschen weltweit an die Bildschirme fesseln - beim schönsten Badewetter.