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Lesben im Sport Frau + Sport = homosexuell?

Natürlich nicht. Doch darum geht es gar nicht. Es geht ums falsche Bild. Es geht um Frauen, die schwitzen und kämpfen. Sich nicht wie «gewöhnliche» Frauen verhalten. Sondern eher wie «abverheite» Frauen – eben Lesben.

Der Sport lebt von Bildern. Denn Bilder wecken Emotionen. Eine grazile Athletin? Elegant. Ein muskulöser Sportler? Stark. So lässt sich der Sport vermarkten. Was wenn die Objekte aber nicht ins Bild passen?

Brigitte Wenger

SRF-Gesundheitsredaktorin

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Bewegung ist die Leidenschaft von Brigitte Wenger. Als Sportwissenschaftlerin, als Hobbysportlerin, als ehemalige Nationalliga-B-Handballerin und als SRF-Gesundheitsredaktorin gehört Bewegung für sie zu einem gesunden Leben dazu.

Ganz grob geht man aufgrund diverser Studien davon aus, dass bis zu zehn Prozent der westlichen Gesamtbevölkerung queer sind. Also nicht klassisch heterosexuell. Dass es in einem Frauenhandballteam von bis zu 20 Frauen eine oder zwei Homosexuelle darunter hat, ist bei diesen Zahlen ziemlich normal.

Im Sport müssen Lesben nicht das zerbrechliche Prinzesschen spielen, das vom Prinzen gerettet wird.
Autor: Anna Rosenwasser Co-Geschäftsleiterin, Lesbenorganisation Schweiz LOS

Da stellt sich eher die Frage: Sind lesbische Teamsportlerinnen nur sichtbarer als lesbische Einzelsportlerinnen oder als lesbische Nicht-Sportlerinnen? Wissenschaftlich belegte Antworten darauf gibt es nicht. Deshalb bleibt es bei Vermutungen, wie die ehemalige Handball-Nationalspielerin Jacqueline Blatter meint: «Vielleicht tummeln sich im Leistungssport mehr Frauen, die sich um Konventionen foutieren.»

Sport ist heteronormativ

Im Team können sich homosexuelle Frauen offenbar häufig wohl und sicher fühlen. Sonst wäre es kaum zum Vorurteil, alle Fussballerinnen seien lesbisch, gekommen. Ausserhalb von Frauenteams ist der Sport gegenüber der Homosexualität allerdings weit weniger offen.

Eine lesbische Handballerin, ein schwuler Synchronschwimmer – ja. Aber eine lesbische Tänzerin, ein schwuler Fussballer?
Autor: Marianne Meier Geschlechterforscherin der Uni Bern

Sport ist nicht per se homophob. Doch Sport ist heteronormativ: Hetero zu sein, ist die Norm. Wer vom Normalfall abweicht, löst Verunsicherung aus, was wiederum zu Homophobie führen kann.

Und wer von Normalfall abweicht, lässt sich eben auch schlechter vermarkten. Kein Wunder kommt das Comingout, wenn überhaupt, häufig erst nach der Karriere.

Auch anders ist ganz normal

Dabei hätte der Sport das Zeug dazu, diese Heteronormativität aufzubrechen. Der Sport ist bunt, der Sport ist populär, der Sport ist überall. Doch der Sport braucht mehr Vorbilder, die zeigen, dass auch «anders» ganz «normal» ist. Vorbilder wie die lesbischen Handballerinnen.

Podcast und Sendungen zum Thema

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Zieht der Handballsport frauenliebende Frauen an? Wie geht es lesbischen Frauen in der Handballgarderobe? Diesen Fragen widmet sich der Podcast « Input Story » (siehe Audio ganz oben in diesem Artikel).

Auch die Sendungen « Input » auf Radio SRF 3 und « Doppelpunkt » auf Radio SRF 1 befassen sich mit dem Thema Homosexualität im Sport.

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