«Vetokurier bist du aus Überzeugung. Da geht es nicht um irgendwelche Medallien,» sagt die frischgebackene Schweizermeisterin Renate Bucheli. Beim Wettkampf, einer Mischung aus Orientierungslauf und Zeitfahren, müssen Posten abgefahren und Pakete ausgeliefert werden - wie im Kurier-Alltag. Die Luzerner Velokurierin hat auch schon an den Weltmeisterschaften die Kurzdisziplin «Bergsprint» für sich entschieden. Trainieren muss sie dafür nicht: «Ich fahre 5 Tage die Woche als Kurier und ab und zu am Wochenende über meine geliebten Pässe. Das langet!» lacht Renate. Ohne Velo gibt es sie gar nicht. Und ohne ihre «Familie,» die Velokuriere auch nicht.
Zum Feierabend bleibt man auf ein Bier und auf der Strasse fühlt man sich untereinander verbunden. «Wir sind schneller als alle anderen. Und wir sind Profis im Strassenverkehr, dadurch heben wir uns von den normalen Menschen unterwegs ab.» Dass man die Vetokuriere auch als «Strassen-Rowdies» wahrnimmt, ist der Zunft durchaus bewusst.
Für Aussenstehende sieht unsere Geschwindigkeit schnell mal kriminell aus. Aber wir halten uns an die Verkehrsregeln. Das ist der grosse Reiz: Korrekt, aber so schnell wie möglich.
Es gibt aber auch Bewunderer: «Viele freuen sich, dass kein normale Pöstler klingelt. Vetokuriere sind halt gut drauf, und wir leisten schon etwas Ausserordentliches!» Renates grösstes Paket wog 20 Kilo. Das Spezielleste war voll mit Erotikunterwäsche aus dem Sex-Shop. «Was ich transportiere ist mir eigentlich egal. Ich mache es wegen der Herausforderung,» entschärft Renate. Eine Athletin ist sie eben doch, auch wenn die Medaillen nicht zählen.