Zürich im November 1969: Wie viele andere britische Bands davor und danach spielte Ozzy Osbourne mit Black Sabbath mehrere Wochen im Beat-Club im Erdgeschoss des Hotels Hirschen im Zürcher Niederdorf. Auf dem Programm standen mehrere Auftritte pro Tag – teils abwechselnd mit Les Hirondelles, einer Band aus dem Kanton Graubünden. Gitarrist Paul Scherrer erinnert sich an die Konzerte mit der späteren Weltband.
SRF: Sie haben mit Ihrer Band Les Hirondelles zusammen mit Ozzy Osbourne in Zürich gespielt. Wie kam es dazu?
Paul Scherrer: Das war in den 60er-Jahren, als die Pop-Welle aufgekommen ist. Da kamen viele Bands aus England in die Schweiz und nach Deutschland, weil sie in ihrer Heimat keine Arbeit fanden. Ozzy und wir wurden damals vom Hirschen in Zürich engagiert und spielten einige Abende zusammen.
Wie können wir uns diese Konzerte vorstellen?
Wir haben abwechselnd gespielt – Ozzy eine Stunde, dann wir als Les Hirondelles eine Stunde. Ein Konzert bestand aus rund drei Sets pro Auftritt, als Gage bekam man ein paar hundert Franken.
Mit Les Hirondelles sind wir damals eigentlich überall aufgetreten – von Basel bis Lugano. Da ist man all diesen jungen und noch unbekannten britischen Musikern über den Weg gelaufen: Jeff Beck, Mick Taylor, John Mayall, Pink Floyd und eben Ozzy Osbourne im Hirschen in Zürich.
Was war der Hirschen für ein Lokal?
Das war so ein richtiger Beat-Club, mit einem grossen Saal, Bar und Bühne. Der Club war immer voll mit Musikfans. Damals standen alle auf die gleiche Musik – auf Rockmusik von den Beatles, den Rolling Stones und Jimi Hendrix. Ja, das war schon eine gute Zeit.
An den Konzerten haben wir Songs aus der Hitparade gecovert. Auch Ozzy hat bekannte Lieder gespielt – eigene Songs waren da noch nicht dabei. Er und seine Musiker wohnten einige Wochen im Hirschen – da haben sie auch ihren Hit «War Pigs» geschrieben.
War Ihnen da bewusst, dass Sie die Bühne mit einem künftigen Star teilten?
Nein, wir haben mit vielen englischen Bands gespielt. Uns war nicht klar, was aus denen werden könnte. Ausserdem hatten wir kaum Kontakt unter den Bands und sind nach den Konzerten eher ein bisschen im Publikum herumgehangen.
Ozzy Osbourne und seine Leute waren einfach eine weitere Band aus England.
Wenn wir gewusst hätten, dass die mal richtig gross werden, hätten wir uns vielleicht mit ihnen unterhalten. Aber Ozzy Osbourne und seine Leute waren einfach eine weitere Band aus England. Ausserdem sprach keiner von uns Englisch, das war auch ein Hindernis.
Wann haben Sie realisiert, dass Ozzy Osbourne so richtig durchgestartet ist?
Ich war begeistert vom Gitarristen der Band. Also habe versucht herauszufinden, was aus ihm geworden ist. So bin ich dann einige Monate später fündig geworden, als Black Sabbath in die Hitparade kam.
Da habe ich gedacht: Die haben es geschafft und wir nicht. Nein, wir waren schon stolz, dass wir mit denen zusammenspielen durften. Wir waren sozusagen bei der Geburtsstunde des Heavy Metal dabei. Aber man hat das nicht so wahrgenommen damals. Es war einfach ein bisschen härtere Popmusik.
Was ist aus Ihrer Band «Les Hirondelles» geworden?
Wir haben letzten Herbst zu unserem 60-Jahr-Jubiläum letztmals live gespielt. Das war am Churer Stadtfest.
Das Gespräch führte Luk von Bergen.