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Globaler Post-Pop Der Pop von Morgen spielt anderswo

Auf musikalische Entdeckungsreise in visionären Grenzgebieten: Musikforscher und Norient-Gründer Thomas Burkhalter navigiert uns diesen Freitag ab 22:00 Uhr im Sounds! durch das erste Norient Mixtape. Hier zusammengefasst: die Brückenschläge zwischen globalen Strömungen und dem Pop der Zukunft.

«Die westliche Popmusik wird immer mehr beeinflusst von Asien, Afrika und Lateinamerika», sagt Thomas Burkhalter, Musikforscher und Norient-Gründer. Norient ist eine global vernetzte Musikplattform aus Bern. Für SRF stellte Thomas Burkhalter ein Sounds! Mixtape zusammen, welches aufzeigen will, wie globale Sounds fernab von Europa oder Amerika, den Mainstream der Zukunft beeinflussen.

«Von K-Pop über Reggaeton, Afrobeats, Gqom, Mahraganat bis Hyperpop. Künstlerinnen aus der ganzen Welt wollen teilhaben am grossen Pop-Kuchen», so Burkhalter. « Burna Boy aus Nigeria ist ein Indiz, dass sich die Pop-Welt gerade grundlegend verändert und globalisiert. Das ist ein Vorzeichen, was auf uns zukommt.»

(Wer regelmässig Sounds! hört, kennt diesen Namen bereits : Das aktuellste Werk des nigerianischen Afrobeat-Superstars war vor Kurzem Sounds! Album der Woche.)

Ähnliche grenzüberschreitende Brückenschläge gelingen auch DJ Lag , der umtriebige Produzent aus Südafrika gilt als Pionier des elektronischen Tanzmusikgenres Gqom, der derzeit heisseste Musikexport Südafrikas . DJ Lag produziert mittlerweile unter anderem auch Tracks für Beyoncé.

«Mit Worldmusic hat das alles sehr wenig zu tun. Viele Acts der globalen Post-Popszene stehen dem Begriff Worldmusic mittlerweile kritisch gegenüber, weil der Begriff Worldmusic sie zu Exoten macht. Diese Musikerinnen und Musiker wollen nicht die edlen Wilden sein aus Afrika, die auf Trommeln rumhauen, sondern ein Teil der modernen Pop-Welt», sagt Burkhalter.

Sind sie schliesslich auch. Nächstes Beispiel: Citizen Boy aus den Suburbs von Durban, Südafrika:

«Citizen Boy hab ich bei meinem letzten Aufenthalt in Durban besucht. Er lebt mit seiner Grossmutter und Mutter in einer Wohnung, geht noch zur Schule und besitzt knapp einen eigenen Laptop, auf dem er Musik macht», erzählt Burkhalter. «Seit er 13 Jahre alt ist, produziert er seine Songs im Wohnzimmer, benutzt den TV seiner Grossmutter als Bildschirm und stellt seine Songs aufs Netz.» Mittlerweile begeistern seine harten Gqom-Tracks das Clubpublikum in London gleichermassen, wie internationale Grössen von Kode9 bis Kanye West ; und sie laufen als Soundtrack zu Netflix-Serien oder Nike-Jordans-Kampagnen

«Von den Künstlerinnen und Künstler, die in diesem Norient Mixtape vorkommen, stammen viele aus armen Verhältnissen, sei es aus brasilianischen Favelas oder Slums von Durban in Südafrika. Was sie alle verbindet, ist, dass Musik eine Chance ist, da rauszukommen», sagt Thomas Burkhalter.

Und so werden oft auch Wut und Depressionen in eine Musik übersetzt, die eine unglaubliche Dringlichkeit besitzt: Beispiel Ecko Bazz , angesagter Conscious Rapper und MC aus Uganda . Er gehört zur Speerspitze der Rapszene Ost-Afrikas, verbindet Dark Grime, Dancehall, HipHop und Gqom, angetrieben von politischen Lyrics über Gewalt, Armut und Drogenmissbrauch in den Slums von Uganda. An seinem Debüt-Album «Mmaso» feilten Produzenten von Kenia bis Berlin, mit dem er zurzeit auf Europatour für transzendente Moshpits sorgt .

Doch der globale Post-Pop ist weder an Grenzen, noch an Kontinente gebunden. Dass es sich dabei vielmehr um einen Mindset, als ein abgestecktes Feld handelt, zeigt auch ein letztes Highlight: Marina Herlop aus Barcelona. Ursprünglich Pianistin, lässt ihr neustes Werk « Pripyat » an posthumane Alienwelten denken , indem sich die Katalanin mit der rhythmischen Zerstückelung der menschlichen Stimme befasst. Stark inspiriert von der süd-indischen Karnatischen Musik , sprengt sie Genre- und Landesgrenzen. Und doch ist die Musik zugänglich – und deshalb landet auch diese auf dem Norient Mixtape von Thomas Burkhalter: «Ich suche primär nach dieser Musik, weil ich Musik liebe. Was ich in diesem Mixtape vorstelle, ist eine Musik die ästhetisch frisch ist, aber auch Pop sein könnte - oder möchte.»

Du willst endlich das Ganze Norient Mixtape reinziehen? Hier lang:

26.-30.09.22 – Sounds! auf SRF 3 – ab 20:00 Uhr ; 

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