Seit 20 Jahren steht er auf der Bühne und zählt zu den festen Grössen im Schweizer Musikbusiness. Meist versprüht Marc Sway viel Lebensfreude und Energie. Im Gespräch bei «Focus» zeigt er sich auch von seiner melancholischen Seite und reflektiert die Rolle des Entertainers.
SRF: Marc Sway, ich habe dich zu «Focus» eingeladen, weil ich dachte, dass deine Lebensfreude und Leichtigkeit zum Anfang des Jahres guttun. Macht dir das jetzt ein bisschen Druck?
Marc Sway (lacht): Ich bin gerne lebensfroh und bunt. Das Leben ist kurz, wir müssen das Beste daraus machen. Deshalb hatte Glückseligkeit immer einen wichtigen Platz in meinem Leben. Traurigkeit habe ich seit eh und je als schlecht bewertet. Im letzten Jahr habe ich aber gelernt, dass es viel besser ist, wenn man die melancholischen Momente wertungsfrei betrachtet. Ich arbeite daran, diese Momente mehr anzunehmen.
Wenn ich Musik mache, habe ich das Gefühl, mit dem Himmel verbunden zu sein.
In einem Interview sagtest du einmal, du siehst es als deine Aufgabe, Leichtigkeit in die Welt zu bringen.
Ja, als Musiker auf jeden Fall. Zum einen ist das Teil meiner Geschichte. In meiner Familie hatte ich schon immer die Rolle des Hofnarren. Ich hatte dazu einmal ein Gespräch mit DJ Bobo. Er sagte, wenn er wie ein Rockstar einen Fernseher aus dem Hotelzimmer schmeissen würde, würden die Leute sagen: «Ach, dem armen DJ Bobo ist ein Fernseher aus dem Hotelzimmer gefallen». Das sagt mir, dass du bist, was du ausstrahlst. Gleichzeitig funktioniert meine Leichtigkeit auch nur, wenn ich viel Tiefe und Melancholie zulasse, um eine gewisse Fallhöhe zu haben.
Ich habe fest daran gearbeitet, mich selbst gerne zu haben.
Du bist Schweizerisch-Brasilianischer Doppelbürger und hast dich auch musikalisch mit der Heimat deiner Mutter auseinandergesetzt. Siehst du dich auch ein Stück weit als Vermittler zwischen den Kulturen? Und was braucht es dafür?
Für Menschen, die Angst vor fremden Kulturen haben, braucht es vor allem gute Erlebnisse damit. Dort sehe ich mich am meisten als Botschafter: Ich will, dass Menschen mich sehen, was für einen Hintergrund ich habe, und gute Erfahrungen mit meiner Musik machen. Ich versuche, so offen wie möglich zu sein und die über 30 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund zu vertreten, die in der Schweiz eine neue Heimat gefunden haben.
Wenn wir auf 20 Jahre im Musikbusiness zurückschauen: Welche Zeit hat dir am meisten Spass gemacht?
Ich glaube, ich kann es jetzt am meisten geniessen. Ich habe fest daran gearbeitet, mich selbst gerne zu haben. Man kann kompromissloser auf die Welt zugehen, will weniger gefallen.
Inwiefern hat dir die Musik geholfen, den Tod deines Bruders vor vier Jahren zu verarbeiten?
Das tönt jetzt mega kitschig, aber wenn ich Musik mache, habe ich das Gefühl, mit dem Himmel verbunden zu sein. Dann überlege ich nichts und lasse es einfach fliessen. Das kann sehr heilend sein. Deshalb liebe ich es nach dieser langen Zeit noch immer, auf die Bühne zu gehen. Ich bin dann am meisten im Gefühl und am wenigsten im Kopf.
Das Gespräch führte Judith Wernli.