Beatrice Egli gehört zu den erfolgreichsten Musikerinnen der Schweiz. Millionen Klicks, zahlreiche Preise und eine eigene Wachsfigur im Madame Tussauds sprechen für sich. Gleichzeitig eröffnet ihr neues Album mit unerwartet selbstkritischen Tönen. Sie erzählt von ihrem Ehrgeiz und Selbstzweifeln, von Respektlosigkeit und Bodyshaming in der Branche, von ihrer Haltung als Feministin – und von ihren Träumen abseits der Schlagerbühne.
SRF: Ihr neues Album beginnt mit überraschend selbstkritischen Zeilen.
Zweifel statt unbeschwerter Leichtigkeit – warum?
Beatrice Egli: Zweifel begleiten mich schon immer. Aber sie sind nichts Negatives. Sie helfen mir, zu prüfen: Bin ich noch glücklich? Erfüllt mich das, was ich mache? Und sie erinnern mich daran: Das kann es doch noch nicht gewesen sein – da wartet noch mehr.
Sie gelten als ehrgeizig und rastlos. Macht Ihnen das manchmal Mühe?
Ja, ich bin streng mit mir. Ich will immer höher, schneller, weiter. Dabei fällt es mir nicht immer leicht, im Moment zu sein.
Ich habe gelernt, dass Arbeit Freude machen und Menschen verbinden kann.
Wie hat Sie Ihre Kindheit mit drei Brüdern geprägt?
Es war ein grosses Privileg. Wir haben nie unterschieden zwischen Mädchen und Buben, alles zusammen gemacht. Das hat mich stark und selbstbewusst gemacht und bis heute sind meine Brüder für mich sehr wichtig.
Ihre Eltern führten eine Metzgerei. Was haben Sie dort fürs Leben gelernt?
Vor allem Arbeitsethos. «Selbst und ständig» – so war das. Auch wenn andere ins Schwimmbad gingen, mussten wir helfen. Heute bin ich dankbar dafür: Ich habe gelernt, dass Arbeit Freude machen und Menschen verbinden kann.
Respektlosigkeit in der Musikbranche geht zu weit. Hinter jedem Lied steckt ein Mensch und seine Hingabe für die Musik.
In der Musikbranche haben Sie auch Respektlosigkeit erlebt.
Beim ersten Swiss Music Award wollte niemand mit mir ein Foto machen. Schlager wird oft belächelt – das verstehe ich. Aber Respektlosigkeit geht zu weit. Hinter jedem Lied steckt ein Mensch und seine Hingabe für die Musik.
Im Sommer 2025 haben Sie an der Frauen-EM die Hymne gesungen.
Was hat das für Sie bedeutet?
Es war unglaublich. Ich habe mich so eins mit der Schweiz gefühlt – danach war ich zwei Tage wortwörtlich sprachlos [Anm. d. Red.: Beatrice Egli verlor für einige Tage ihre Stimme]. Für mich war das auch ein feministischer Moment.
Meine Eltern haben mir gezeigt: Man macht weiter, auch wenn nicht alles immer rund läuft.
Ich bin Feministin, aber mit Leichtigkeit. Nicht mit Wut, sondern mit Freude. Und genau so sehe ich auch meine Rolle: Ich möchte kein Vorbild sein, sondern Inspiration – andere ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?
Ich habe den letzten Platz am Grand Prix belegt, Sendungen wurden abgesetzt – und bin immer wieder aufgestanden. Scheitern gehört dazu. Meine Eltern haben mir gezeigt: Man macht weiter, auch wenn nicht alles immer rund läuft.
Und welche Träume bleiben noch?
Mein grösster Traum ist mein Auftritt im Zürcher Hallenstadion am 10. Oktober 2026. Und irgendwann möchte ich mir Zeit für die Schauspielerei nehmen. Eine Anfrage musste ich schon absagen, aber dieser Wunsch bleibt.
Das Gespräch führte Stefan Büsser.