Wer einen Bus, ein Tram oder einen Zug lenkt, ist mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Dabei sind Kuriositäten, die Passagiere mitführen, noch das kleinste Übel. Mehr Sorgen bereiten ihnen die vielen Smombies, die nur Augen und ein Gehör für ihr Smartphone haben. Der Erfahrungsbericht von drei Protagonisten aus dem öffentlichen Verkehr.
Ein herausfordernder Alltag
Der Verkehr sei aggressiver geworden und die Leute ungeduldiger, sagt Andreas Flury. Seit sechs Jahren ist er Postautochauffeur und fährt vier Linien in der Region Baden. Die Herausforderungen in seinem Alltag sind vielfältig: Sie reichen von Passagieren, die sich über die Fahrpreise auslassen, Fahrgästen, die alkoholisiert sind, turnenden Kindern auf den Sitzen, bis zu einer alten Badewanne, die jemand im Postauto transportieren wollte.
Wenn einer von hinten geschubst wird, habe ich ihn unter dem Bus.
Vor Schülerinnen und Schülern, die dicht gedrängt an der Kante der Haltestelle stehen, habe er am meisten Respekt. «Wenn einer von hinten geschubst wird, habe ich ihn unter dem Bus.»
Gefährlich ist das Unberechenbare
Elvira Gächter fährt Bus und Tram bei Bernmobil in der Stadt Bern. Für sie sind alle gefährlich, die plötzlich ausbrechen und ins Gleisfeld kommen. Vorausschauendes Fahren sei in ihrem Beruf das A und O. Trotz der drohenden Gefahren im Stadtverkehr mag sie ihren Job und freut sich, wenn Passagiere zum Führerstand kommen und ein Lob übrig haben. Dass jemand «Grüezi» und «Adieu» sagt, sei heute nicht mehr selbstverständlich, meint der Postautochauffeur Andreas Flury.
Passagiere, die sich im Zugabteil verköstigen: Das kommt öfter vor, als vielen lieb ist. Gemäss Knigge sollte man im ÖV auf stark riechendes Essen und Getränke verzichten, meint Elvira Gächter. «Aber was sagen Sie jemandem, der lange nicht geduscht hat – ihn nicht in den Bus einsteigen lassen?» Ihr Trost: Im Bus fährt ein solcher Passagier in der Regel nicht stundenlang mit.
Smartphones und Stinkefinger
Michael Grünig ist Lokomotivführer und Lokführer-Ausbildner. Seit sechs Jahren ist er meist auf der Regionalstrecke Langenthal-Solothurn unterwegs. «Es ist erschreckend, wie unachtsam die Menschen durch die Smartphones und Kopfhörer geworden sind». Oft seien sie ihretwegen gezwungen, zu pfeifen. Für den schrillen Pfiff hätten die einen Verständnis und andere würden den Stinkefinger zeigen.
Smartphones und Kopfhörer gehören zur heutigen Zeit, meint Elvira Gächter. Es sei an den Berufs-Chauffeuren, der veränderten Zeit Rechnung zu tragen. Sie habe eine Rassel oder eine Bremse, die sie einsetzen könne. «Wir müssen für Menschen mit Smartphone und Kopfhörer mitdenken.» Man sagt ihnen auch Smombies.
Wer täglich viele Menschen von A nach B transportiert, hat eine grosse Verantwortung. Dessen ist sich auch Lokführer Michael Grünig bewusst. Mit der Zeit könne man die Menschen besser lesen und wisse, was deren Absicht sei. Er ist überzeugt, dass er und seine Kolleginnen und Kollegen durch vorausschauendes Fahren schon viele Unfälle verhindert haben.