Mit «Charmed» und «Sabrina» verbrachte ich meine Jugend. Nach der Schule direkt vor den TV. Und gaffen, bis die Eltern nach Hause kommen.
«Charmed» mochte ich immer etwas lieber. Mir sagten die billigen Specialeffects zu. Und die schlecht gemachten Dämonen – Niveau knapp über Fastnachtskostüm. Das reichte vollkommen, um mich von den Hausaufgaben abzulenken.
Nervige alte Sabrina
Das hysterische und naive Hexenblondchen «Sabrina» hingegen schaute ich nur, weil es halt grad so lief im TV. Auch ihr sprechender Kater Salem amüsierte mich kaum. Glich eher einem abgeranzten Stofftier als einer richtigen Katze.
Starke neue «Sabrina»
Bei den Neuauflagen ist es nun umgekehrt. Die stimmungsvolle Adaption von «Sabrina» hat mich reingezogen. Die verjüngten Hexen von «Charmed» hingegen weckten lediglich ein bisschen Nostalgie.
Die Serie «Sabrina» hat Netflix völlig umgekrempelt. Weg von der billig gemachten Familien-Seifenoper. Die neue Serie ist düsterer. Und die 16-jährige Hexe nun richtig cool. Kiernan Shipka, die vielen als Tochter bei «Mad Men» in Erinnerung sein dürfte, macht Sabrina zur vielschichtigen Figur. Man kann sich in ihrem Gesicht verlieren: Niedlich aber stark. Hübsch aber uneitel. Liebenswert aber selbstbestimmt.
Ideenloses neues «Charmed»
Die einzig Neuerung bei «Charmed» ist Diversity. Das Hexentrio besteht nun aus zwei Latinas und einer Afroamerikanerin. Und eine der drei Schwestern ist lesbisch. Abgesehen davon bleibt alles beim Alten: Schlechte Schauspielerinnen kämpfen gegen noch schlechtere Dämonen. Als Fernsehzuschauer bin ich mir inzwischen auch bei Serien hochwertige Spezialeffekte gewöhnt. «Game of Thrones» lässt grüssen. Da amüsieren mich die spürbar billigen Effekte im neuen «Charmed» nicht mehr.
Neues «Charmed» schwer verfügbar
Weil die Neuauflage dem Original so ähnlich ist, verspürte ich beim Schauen zwar eine wohlige Nostalgie. Die reichte aber nicht, um mich wirklich anzufixen. «Charmed» dürfte es schwierig haben, ausserhalb der eingefleischten alten Fangemeinde neue Zuschauer zu finden. Zudem kommt die Serie nur im klassischen US-TV. Für Schweizer Zuschauer heisst das: Wöchentlich eine Folge, die man sich auf halblegalem Weg via Internetstreaming oder Bittorrent-Download besorgen muss.
«Sabrina»-Erfolg abzusehen
«Sabrina» hingegen bekommt man als Serienfan, so wie man es mag. Die ganze erste Staffel ist auf Netflix weltweit verfügbar. Und so wie der Streamingdienst die Werbetrommel für die Serie rührt, ist ein Erfolg abzusehen. Mich würde es freuen, denn ich bin schon ein bisschen «Sabrina»-süchtig.
Und übrigens: Im Netz wirbelt die neue «Sabrina» schon ordentlich Staub auf. Hier zum Beispiel reagiert der alte «Sabrina»-Cast auf die neue Serie...