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SRF 3 eingeliefert Alle 5 Folgen: Radio Narrenfreiheit

Die Psychiatrie-Patienten Marco, Bernd und Daniele machen Radio. Im letzten Teil von Radio Narrenfreiheit verabschieden sie sich vom Publikum. Wehmut kommt auf.

Die aktuellen Folgen

Dunkle Wolken dräuen über Chur. Der Föhn bläst ein paar Regentropfen an die Glasscheibe des Wintergartens der Klinik Waldhaus. Hier entsteht der letzte Teil des ungewöhnliches Radio-Experiments, bei dem die drei Psychiatrie-Patienten Marco, Bernd und Daniele selbst eine Radiosendung moderieren.

Radio Narrenfreiheit nennen sie ihre halbe Stunde. Nimmt man die Hörermails zum Massstab, sind die drei sind dem SRF 3-Publikum sehr ans Herz gewachsen. Da ist Daniele, der Mann mit dem prägnanten Churer Dialekt, dessen Drogenkarriere ihn in seinem Leben zum Heroin und in die Gasse führte. Seine Diagnose: bipolare Störung (manisch-depressiv).

Die drei Musketiere

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Zu sehen sind drei Männer. Ein junger Mann im Teeshirt und Bürstenhaarschnitt, ein Mann um die 45 Jahre alt mit Beret und ein angegrauter Mann, der wie 65 aussieht, mit Bärtchen und Brille.
Legende: SRF 3

Daniele (57) ist mit seiner bipolaren Störung in der Heroin-gestützten Behandlung. Er arbeitet als Gärtner.

Marco (26) ist mit seiner Depression seit drei Monaten stationär in der Klinik. Der gelernte Konditor ist in einer Zweitausbildung als Koch.

Bernd (46) wohnt  in einer betreuten WG und arbeitet in der Werkstätte ARBES. Diagnose: Schizophrenie.

«Hätte zehn Bäume fällen können»

  «In einer Minute hätte ich zehn Bäume fällen können, handkehrum sass ich wieder wochenlang zu Hause und mochte mit niemandem sprechen.» Im Projekt Radio Narrenfreiheit hat das Radiopublikum erfahren, dass ihm Therapien und Medikamente geholfen haben und dass er heute als Gärtner arbeitet.

Derzeit besucht Daniele noch einmal monatlich die Gesprächstherapie. Seine Passion ist das Theater. Jeden Sommer übernimmt er eine Rolle bei den Freilichtspielen Chur. Weil die just in diesem Jahr Pause machen, dient ihm das Projekt Radio Narrenfreiheit ein bisschen als Ersatz-Energiequelle.

«Sprach kein Spanisch, verstand aber alles»

Daniele nimmt für die letzte Sendung vor dem Mikrophon Platz. Ihm gegenüber sitzt Marco, der gelernte Konditor, der mitten in seiner Zweitausbildung zum Koch steckt. Seit drei Monaten wird er als stationärer Patient behandelt. Über ihn hat das Publikum erfahren, dass er die Sorgen des Alltags nirgend so gut vergessen kann wie im Fussballstadion.

Der dritte im Bunde ist schliesslich Bernd, der von sich sagt, er sei seit 21 Jahren mit der Klinik Waldhaus verheiratet. Seine Diagnose: Schizophrenie. Er schaltet am besten ab, wenn er im Internet nach Artikeln und Videos über Julio Iglesias nachspürt. Als 3.Klässler im Gymnasium bekam er einst ein Doppel-Album von Julio Iglesias geschenkt.

Rock`n`Roll!

Als er dessen Song Hey hörte «hatte ich das Gefühl, dass ich jedes Wort verstehen würde, obwohl ich damals kein Spanisch sprach». Bernd wohnt heute in einer betreuten Wohngemeinschaft («A tolli Sach») und arbeitet in der geschützten Werkstätte ARBES.

Er hat früher Stimmen gehört, die ihm destruktive Sachen befahlen. Von diesen Stimmen, sagt er, hat er sich verabschiedet. Der modernen Psychiatrie ist er durchaus kritisch gegenüber gestellt, er schliesst sich aber der Empfehlung seiner beiden Mitstreiter an: Wer ernsthaft psychische Probleme hat, soll professionelle Hilfe annehmen.

«Traurig, dass Schluss ist»

Bernd, Marco und Daniele sind bereit für die letzte Sendung. Wir erfahren, dass Daniele einst ein formidabler Rock`n`Roll-Tänzer war und Marco endlich einmal die Schweiz bereisen will. Bernd ist es schliesslich, der die Emotionen der dreien auf den Punkt bringt: «Wir sind erleichtert, dass wir die Sendung gemeistert haben. Traurig, dass Schluss ist. Dankbar für das Interesse, das die Hörer uns entgegengebracht haben.»

Bald ist es Zeit für das letzte Lied. Es ist weder Stephan Eicher, den Daniele mag, weil er einst dessen Grossvater im Altersheim betreute, noch Paolo Nutini, einem Favoriten von Marco. Der Schlussakkord gehört – wie könnte es anders sein – Julio Iglesias. Wehmut kommt auf. Marco, Daniele und Bernd reichen sich die Hände.

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