Focus-Talk mit Uta Köbernick
Seit 16 Jahren schon lebt Uta Köbernick in der Schweiz. Aufgewachsen ist sie in der DDR; nach Zürich kam sie, um die Schauspielschule zu absolvieren, per Zufall, wie sie selbst sagt.
Nach dem Diplom ging sie zwar für ein Jahr zurück nach Berlin, allerdings wild entschlossen, die Schweiz noch nicht hinter sich zu lassen. Sie denkt nicht daran, die Schweiz wieder zu verlassen – zumindest nicht im Moment. Vor allem, aber nicht nur wegen ihres 8-jährigen Sohnes.
Doch wieso ausgerechnet die Schweiz?
Die Erklärung dafür, wieso sie sich hier in der Schweiz so wohl fühlt, liegt in einer eigenartigen Verbundenheit:
Es war mir etwas sehr nah, ich mochte etwas, irgendetwas hat sich vertraut angefühlt.
Die Parallele zwischen der Schweiz und der DDR
Uta Köbernick ist derzeit mit ihrem Programm «Grund für Liebe – politisch, zärtlich, schön» auf Tour. Sie spricht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist: Hochdeutsch. Doch angekommen in der Schweiz wollte sie sehr schnell Schweizerdeutsch lernen. Sie kann es, ist dabei jedoch auch auf Widerstand gestossen.
Uta Köbernick über Deutsche, die Schweizerdeutsch sprechen
Eigentlich wäre es ja gar nicht nötig gewesen, Schweizerdeutsch zu lernen, verstanden hätte man Uta Köbernick auch so. Der Grund war ein ganz anderer: Sie hatte schon in Deutschland von Mani Matter gehört. Seine Musik wollte sie unbedingt verstehen und für sich nachsingen können. Seine Songtexte und ein Freund aus Bern führten schliesslich dazu, dass es Berndeutsch wurde.
Und was gefällt ihr an der Schweiz?
Uta Köbernick ist fasziniert von der Entschleunigung der Schweizer Kommunikationskultur:
Die etwas andere Kommunikationskultur
Ich darf mir auch mehr Zeit lassen. Ich werde nicht sofort unterbrochen. Ich kann auch mal was sagen und das kann dann auch einfach mal so stehen bleiben.
Was macht denn das Leben in einem «fremden» Land schwierig?
Uta Köbernick kennt die Sprache und hat eine ähnliche Herkunft, was den Kulturkreis angeht. Und doch passiert das Begreifen, dass man Ausländer ist, auf verschiedenen Ebenen.
Man ist da, aber doch nicht ganz.
Begreifen, dass man Ausländer ist
Was macht das Leben in einem «fremden» Land schwierig?
«SRF 3 zeigt Flagge»
Die längste Zeit ihres Lebens am Stück verbrachte die heute 40-Jährige in der Schweiz. Als sie noch alleine war, kam sie sich manchmal schweizerischer als die Schweizer vor.
Als dann das Kind kam, stiess sie plötzlich an Dinge, die sie vorher nicht gestört hatten. Der Wunsch, als Mutter etwas weiterzugeben, das mit sich selber und mit der eigenen Kindheit zu tun hat, und sich gleichzeitig auf das Leben in der Schweiz einzulassen, brachte sie an Grenzen.
Ständig zu denken, etwas falsch zu machen oder sich nicht auszukennen, da man selber aus einem Land kommt, das es so nicht mehr gibt, sei nicht immer einfach, gibt Uta Köbernick zu.