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SRF 3 zeigt Flagge Ausländer in der Schweiz: drei Gesichter, drei Geschichten

Fast ein Viertel aller Einwohner der Schweiz hat einen ausländischen Pass. 36% aller 2014 eingegangenen Ehen waren binational. Jede/r dritte Firmengründer/in in der Schweiz ist Ausländer. Input wagt eine Annäherung an die Ausländer in der Schweiz – als Auftakt zur Themenwoche «SRF 3 zeigt Flagge».

Vom 4. bis 8. April 2016 gehen Mona Vetsch und Tom Gisler auf die Suche nach Menschen mit einem ausländischen Pass. Sie wollen wissen: Warum sind diese Menschen in der Schweiz? Wie leben sie hier? Und wie leben die Schweizer mit ihnen?

Für die Sendung Input hat Tom Gisler drei Einwanderer bereits getroffen – und diese Personen hatten drei sehr typische Gründe, in die Schweiz zu kommen: Flucht, Liebe und Arbeit.

Der Flüchtling

Protagonistin Blerina Markaj
Legende: Blerina kam als Dreijährige mit ihrer Mutter aus dem Kosovo in die Schweiz. SRF 3/Claudia Herzog

Blerina Markaj ist 24 Jahre alt. Als sie drei war, flüchtete sie mit ihrer Mutter aus dem Kosovo in die Schweiz. Ihr Vater und ihr kranker Bruder waren bereits hier.

Ihre Schulzeit war geprägt von Mobbing, sie hatte kaum Freunde, da sie «anders» war. Ihre Mutter tröstete sie oft damit, dass es auch für ihre Mitschüler nicht einfach sei.

Aber ich habe nie verstanden, was für die anderen "nicht einfach" ist.

Heute lebt sie in Luzern und geht ihren Weg – einen Weg, den ihr viele nicht zugetraut hätten, weil sie Ausländerin ist.

Die Schweiz war für Blerina lange Zeit wie ein Gefängnis, bis sie mit 15 Jahren endlich den Schweizer Pass in den Händen halten konnte:

Als der berühmte rote Pass mit dem weissen Kreuz nach Haus kam, war die Freude gross. Mit diesem Dokument konnte ich zum ersten Mal belegen, wer ich bin und vorher ich komme.

Dennoch, Blerina bleibt eine Ausländerin oder in den Augen vieler eine «unechte Schweizerin», ein Ausdruck, den die 24-Jährige nicht verstehen kann und der ihrer Meinung nach gar nicht existiert.

Der Auswanderer aus Liebe

Neyman Lopez dagegen ist wegen einer verflossenen Liebe in die Schweiz gekommen. Heute ist er 36 und lebt mit seiner Freundin Conny und seinem Sohn in Uster.

Neyman ist seit 13 Jahren in der Schweiz. Er lebt mit Frau und Kind in Uster.
Legende: Neyman ist seit 13 Jahren in der Schweiz. Er lebt mit Frau und Kind in Uster. SRF 3/Claudia Herzog

Bereits seit acht Jahren sind Neyman und Conny ein Paar. Binationale Ehen oder Beziehungen sind hierzulande fast schon Normalität.

Theorien sagen, in der Schweiz gebe es deshalb so viele binationale Beziehungen, weil Schweizer es gewohnt sind zu reisen und keine Berührungsängste gegenüber anderen Kulturen und Ländern haben.

Auf Conny trifft diese Theorie zu: Sie hat ein Flair für Latinomusik und Salsa – und für die Menschen aus deren Ursprungsgebiet. Sie war auch schon in Costa Rica. Neyman hat die junge Mutter während des Latino-Festes «Caliente» in einer Bar in Zürich kennengelernt.

Er fühlt sich wohl in der Schweiz, hier will er bleiben, zumindest vorläufig: Die Möglichkeit, eines Tages zurück nach Costa Rica zu gehen, will er sich offen halten. Was ihm aber fehlt, sind Reis und Bohnen – und etwas mehr Farbe in der ganzen Schweiz.

Ich kann nicht verstehen, warum alles hier Grau ist. Etwas mehr Farbe würde das Alltagsgefühl verändern.

Ausserdem ist er der Meinung, dass die Ausländerthematik in der Schweiz als viel zu grosses Problem gesehen wird. Warum dies so ist, versteht der Zentralamerikaner allerdings nicht ganz.

Der Arbeitsmigrant

Protagonist Siegfried Gerlach
Legende: Siegfried Gerlach: «Deutsch und Schweizerdeutsch klingen ähnlich, sind aber doch sehr unterschiedlich.» SRF 3/Claudia Herzog

Siegfried Gerlach ist vor vielen Jahren von Deutschland in die Schweiz gezogen - wegen eines Jobangebots. Er sollte in der Siemens Schweiz eine «attraktive Aufgabe» übernehmen. Heute ist er CEO der Firma.

In der gesellschaftlichen Diskussion zum Thema gute und schlechte Immigranten gehört Gerlach zu den Guten. Diese Diskussion war dem Wahlschweizer allerdings schon immer ein Dorn im Auge.

Man muss den Menschen als Menschen betrachten und nicht als gute oder schlechte Person aus einem Topf, aus dem sie eben zufällig herkommen.

Trotz der Diskussion ist die Schweiz als Arbeits-Migrationsland sehr beliebt. Da sich der Fachkräftemangel in den nächsten Jahren aus demografischen Gründen nochmals dramatisch verstärken wird, ist die Schweiz umgekehrt auch auf die vielen Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen.

Doch müssen sich diese auch bewusst sein, dass sie sich, wenn sie integriert werden wollen, an die Schweizer Kultur anpassen sollten, findet Gerlach.

Mittlerweile hat Gerlach den Schweizer Pass. Er fühlt sich als Schweizer, redet mit und ist vor allem begeistert von der Einstellung, wie man hier arbeitet:

Zwei Millionen Ausländer in der Schweiz

Jede dritte in der Schweiz wohnhafte Person hat mindestens ein Elternteil aus dem Ausland. Sogar mehr als die Hälfte der Schweizer Bevölkerung hat mindestens einen Grosselternteil, der aus dem Ausland in die Schweiz gekommen ist. Fast ein Viertel aller Einwohner hat einen ausländischen Pass.

Höchste Zeit herauszufinden, wer diese zwei Millionen Menschen sind – mit «SRF 3 zeigt Flagge».

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