Mani Neubacher: Ich bin ja, ganz ehrlich, ein bisschen erschrocken ab der vierten Staffel. Sie ist sehr gut, aber auch ziemlich happig. Für mich unerwartet happig. Hast du damit gerechnet, dass «Nr. 47»-Fans etwas vor den Kopf gestossen sind?
Adrian Spring: Es ist schon ein bisschen die Idee, dass man vom Thema vor den Kopf gestossen wird. Weil genau so geht es ja Sophie, der Figur in der Serie, als sie die Diagnose Hautkrebs bekommt. Sie ist jung, gesund und eigentlich geht es ihr gut. Doch dann kommt diese Krebsdiagnose völlig aus dem Nichts. Da ist es doch eigentlich grad gut , wenn es den ZuschauerInnen gleich geht. Weil wir nehmen ja Sophies Perspektive ein.
Mir war es wichtig, junge Leute mit dem Thema Krebs zu konfrontieren.
Die Serie erzählt ja in jeder der vier Staffeln die Geschichte von einem/einer der vier ProtagonistenInnen. Bislang waren das: Eine überlastete junge Frau, ein schwuler junger Mann mit Comingout-Problemen und ein Kochinfluencer mit Social Media-Problemen. Da hätte ich keine Krebsgeschichte erwartet in Staffel 4. Krebs ist ja nicht unbedingt das klassische Thema, das junge Menschen beschäftigt. Wieso hast du das Thema gewählt?
Ich wusste von Anfang an, dass, wenn wir vier Staffeln drehen können, die Serie bei diesem Thema enden wird. Die ersten drei Staffeln behandeln klassische Themen, die junge Erwachsene beschäftigen.
Die Endlichkeit des Lebens ist für viele junge Menschen extrem weit weg. Das ist etwas, das man vor sich hinschiebt. Und ich glaube man sollte sich zwischendrin bewusst werden: Ja, alles kann ein Ende haben. Das kann grossen Einfluss darauf haben, wie man lebt.
Ich schaue ja sehr viel Serien. Die Todesursachen in diesen Serien sind meistens Morde. Gelegentlich gibt es «plötzliche Herzattacken». Aber Krebsgeschichten sieht man eher selten. Zu selten?
Ich sehe immer mal wieder Storylines mit diesem Thema. Es gab zum Beispiel «Club der roten Bänder», eine ganze Serie, die sich dem Thema Krebs bei jungen Leuten widmet. Im Gegensatz zu anderen Serien ging es mir bei «Nr. 47» aber nicht nur darum, zu zeigen, wie die betroffene Person selbst mit dem Krebs umgeht. Ich wollte vor allem zeigen, was die Diagnose mit den Leuten rund um die Kranke macht. Bei «Nr. 47» ging es ja schon immer um die Freundschaft zwischen den vier Protagonisten, die zusammen in diesem Haus leben. Darum geht es nun auch in der letzten Staffel.
Die Serie war bislang sehr erfolgreich. Mit guten Klick- und Zuschauerzahlen. Die ersten drei Staffeln waren aber deutlich leichtere Kost als die vierte. Rechnest du nun mit tieferen Zuschauerzahlen?
Ich glaube, wenn man mal angefangen hat mit der neuen Staffel und sich drauf einlässt, dann packt einen die Geschichte und die Figur von Sophie so fest, dass man das mit ihr zusammen durchsteht. Auch wenn es ein bisschen weh tut.