Die Zionskirche – Ort des Widerstands
Das Rendez-Vous mit Berlin beginnt mit der Zionskirche im Stadtteil Berlin Mitte – ein Ort, der immer wieder Geschichte schrieb, ein Ort des Widerstands.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war Pastor Dietrich Bonhoeffer in der Zionskirche aktiv. Er nahm öffentlich Stellung gegen die Nationalsozialisten und die Juden-Verfolgung, und er engagierte sich im Kirchenkampf gegen die Deutschen Christen, die den Nazis nahestanden. Bonhoeffer wurde 1944 hingerichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg traf sich die Widerstandsbewegung gegen das DDR-Regime in der Zionskirche. In der Kirche war die Umwelt-Bibliothek angesiedelt, Oppositionelle druckten dort Flugblätter.
Schlagzeilen machte die Kirche, als am 17. Oktober 1987 die West-Berliner Band «Element of Crime» und die DDR-Punkband «Die Firma» in der Kirche ein Konzert gaben. Die Konzertbesucherinnen und -besucher wurden von Skinheads aus der rechten Szene der DDR überfallen – etwas, das es in der antifaschistischen DDR offiziell gar nicht gab.
Um die Zionskirche herrschte früher bittere Armut. Aus dem Problembezirk ist heute eine Latte-Macchiato-Zone geworden.
Der Flughafen Tegel – überlastet, aber «unkaputtbar»
Wer nach Berlin reist, kennt ihn: den Flughafen Tegel. In den 1970er-Jahren war er ein architektonisches Meisterwerk, heute wirkt er eher schmuddelig. Der Flughafen ist weit über seine Kapazitäten hinaus ausgelastet und platzt aus allen Nähten. Dennoch funktioniert er. Er ist eben «unkaputtbar», wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb.
Der Flughafen Tegel sollte schon lange geschlossen und durch den neuen Grossflughafen Berlin Brandenburg ersetzt worden sein. Doch der kommt nicht zum Fliegen. Der erste Spatenstich zu einem der grössten Infrastrukturprojekte Deutschlands erfolgte im September 2006. Wann der Flughafen seinen Betrieb aufnehmen wird, ist aber nach wie vor ungewiss.
Wegen technischer Mängel und bürokratischer Hindernisse kommt es immer wieder zu Verzögerungen.
Das Holocaust-Mahnmal – wo das Leben über den Tod triumphiert
Es liegt etwa hundert Meter vom ehemaligen Führerbunker-Gelände entfernt, also dort, wo Hitler die letzten Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs verbracht hat: das Holocaust-Mahnmal. Das Denkmal, das vom US-amerikanischen Architekten Peter Eisenman entworfen wurde, erinnert an die rund sechs Millionen Juden, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Das Mahnmal erstreckt sich über eine Fläche von 19'000 Quadratmetern und besteht aus rund 2700 quaderförmigen Beton-Stelen, die unterschiedlich hoch sind, so dass optisch eine Art Welle entsteht. Nicht wenige Touristinnen und Touristen, die den Ort besuchen und sich inmitten der Beton-Quader fotografieren lassen, wissen aber gar nicht, wo sie sich gerade befinden.
Das Holocaust-Mahnmal, das seit Mai 2005 öffentlich zugänglich ist, war höchst umstritten in Berlin. Der Wunsch des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder, das Denkmal möge ein Ort sein, an den man gerne geht, sorgte für harsche Kritik. Doch heute sieht man dort Leute beim Picknicken, lachende Kinder beim Versteckenspielen. Deutschland-Korrespondent Peter Voegeli gefällt das: Das zeige, dass das Leben über den Tod triumphiere.
Der Teufelsberg – das Ohr zum Osten
Der Teufelsberg, einst «top secret», ist heute eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt Berlin. Im Gebäude mit den drei markanten Kuppeln war im Kalten Krieg die Abhörstation der West-Alliierten untergebracht. Von dort aus hörten Briten und Amerikaner den Funkverkehr des Ost-Blocks ab.
Die Militärs zogen 1991 ab. Damals war die Anlage im Westen Berlins noch in einem guten Zustand. Inzwischen ist sie am Zerfallen. Den Besucherinnen und Besuchern zeigt sich eine bizarre Kulisse.
Ideen zur Nutzung des Geländes gab es viele: So wollte die «Maharishi-Weltfriedensstiftung», bekannt durch die Kunst des «yogischen Fliegens», auf dem Teufelsberg eine Friedens-Universität eröffnen. Andere Investoren planten Luxus-Wohnungen. Doch sämtliche Ideen scheiterten. Ende Oktober 2018 wurde der Teufelsberg unter Denkmalschutz gestellt.
Der Teufelsberg ist ein so genannter Trümmerberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dort während zwei Jahrzehnten Schutt abgeladen – die Trümmer zerbombter Berliner Häuser. Der Berg ist zwar nur 120 Meter hoch. Dennoch wurde 1986 dort ein Weltcup-Skirennen ausgetragen.
Berlin-Neukölln – besonders «arm, aber sexy»
Die Stadt Berlin sei «arm, aber sexy», sagte der frühere Bürgermeister Klaus Wowereit. Auf einen Stadtteil dürfte diese Beschreibung besonders passen: Neukölln.
In der letzten Folge der Serie «Rendez-Vous mit Berlin» nimmt uns Deutschland-Korrespondent Peter Voegeli mit in die hippe Trend-Bar Klunkerkranich. Die Bar wurde auf dem Dach eines Parkhauses errichtet und bietet einen schönen Ausblick über Neukölln.
Neukölln ist ein Szene-Bezirk, beliebt bei Studenten und Künstlerinnen, und gleichzeitig ein Problemviertel. Unter anderem, weil dort viele Ausländerinnen und Ausländer leben. Aber auch Kriminelle und gewalttätige arabische Grossfamilien haben sich in Neukölln ausgebreitet. Aus Angst vor Rassismusvorwürfen hat man die Clans lange gewähren lassen. Unterdessen gibt es aber vermehrt Polizei-Razzien in Shisha-Bars, bei denen nach Waffen, Drogen und Schwarzgeld gesucht wird.