Der geschichtsträchtige Platz
Auf dem Pilsudski-Platz hat Papst Johannes Paul II. 1979 seine legendäre Messe im damals noch kommunistischen Polen abgehalten, hier steht das umstrittene Denkmal, das an den Flugzeugabsturz von Smolensk erinnert, bei dem unter anderen Lech Kaczynski, der damalige Präsident und Bruder von PiS Chef Jaroslaw, umgekommen ist. Hier steht seit letztem Jahr auch die nicht minder umstrittene Statue von Lech Kaczynski. Kurzum: Ganz besonders unter der PiS-Regierung, die stark mit Geschichte und Symbolen Politik macht, ist der Platz des Unabhängigkeitshelden wieder zu einem zentralen Platz der polnischen Politik geworden.
Polen - das Wirtschaftswunderland
Polen ist ein Wirtschaftswunderland. Die Wirtschaft hat sich prächtig entwickelt, die Zahlen sind im Vergleich zu anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks beeindruckend. Ein Ort, an dem man das besonders gut sehen kann, ist der Rondo Daszynskiego in Warschau – ein Verkehrskreisel im Stadtteil Wola, Warschaus neuem Finanzzentrum. Hier schiesst ein Wolkenkratzer nach dem anderen aus der Erde, hier fahren teure Autos vorbei. Polen boomt, hat als einziges europäisches Land nach der Finanzkrise keine Rezession erlebt. Der Staat mischt kräftig mit – nicht zur Freude aller.
Ein Stalin-Bau für die Kultur
Ursprünglich war es ein verhasstes Geschenk der Sowjets: ein Hochhaus, ein Solitär, erbaut im Stil des Sozialistischen Klassizismus zwischen 1952 und 1955 auf Geheiss Josef Stalins. Für viele Polinnen und Polen war der Kulturpalast ein Symbol totalitärer Unterdrückung. Doch Pläne, den Bau nach der Unabhängigkeit niederzureissen, wurden verworfen. Die Warschauerinnen und Warschauer haben sich mittlerweile mit dem Bauwerk versöhnt. Heute ist es ein wertvolles Kulturdenkmal aus einer vergangenen Zeit. Im Kulturpalast gibt es Kinos, Tanzsäle, Debattierclubs, Museen und Theater. Und die Warschauer haben es verstanden, den «Palast» architektonisch ins Stadtbild zu integrieren, indem sie rundherum polnische Moderne haben entstehen lassen, aber auch Altes wiederaufgebaut haben – so dass man rund um den Palast die ganze Geschichte und damit auch die Kultur Polens auf einen Blick überschaut. Das Gebäude ist mit 231 Metern immer noch das höchste im Land.
Warschau - eine Vielvölkerstadt
Powązki, das Viertel der Friedhöfe. Hier liegen nebeneinander der jüdische, der römisch-katholische, zwei islamische und zwei evangelische Friedhöfe, sowie ganz in der Nähe der Militärfriedhof. Diese Friedhofsstadt zeigt, wie vielfältig die Bevölkerung Warschaus einst war. Sie beherbergt zudem die Überreste wichtiger Persönlichkeiten und war während des zweiten Weltkriegs ein Réduit der polnischen Heimatarmee – unter anderem zur Versorgung des benachbarten Warschauer Ghettos. Warschau– die Stadt mit der verrückten Geschichte, die Stadt, deren Geschichte auch die Geschichte der Jüdinnen und Juden Warschaus ist.
So isst Polen, so lebt Polen.
Die Hale Mirowskie, die beiden prächtigen Markthallen, wurden um die vorletzte Jahrhundertwende gebaut und waren einst das grösste Einkaufszentrum Warschaus. Heute finden sich in der einen kleine Geschäfte, die wohl schon zur Zeit des Kommunismus so ausgesehen haben. Um die Hallen herum stehen Marktstände mit dem frischesten Gemüse und den schönsten Blumen der Stadt. In der anderen Halle reiht sich ein Verpflegungsstand an den nächsten, gibt es Käse aus aller Welt, feine Weine oder biologisch gezüchtete Forellen. Hier kaufen wohlhabende Polinnen und Polen und treffen sich die Hipster Warschaus zum Aperitif oder zum Essen.