Auf einem Bild, das Peter Gysling in der georgischen Hauptstadt Tiflis gemacht hat, sieht man heruntergekommene Häuser, die dringend Reparaturen nötig hätten. Die Arbeitslosigkeit im Land ist hoch, ein Drittel der rund viereinhalb Millionen Einwohner lebt unter der Armutsgrenze, die Altersrenten reichen nicht zum Leben. Diese Zustände verändert auch ein Milliardär nicht von einem Tag auf den anderen.
Ein Milliardär als Hoffnungsträger
Der heute 57-jährige Milliardär Bidsina Iwanischwili, der seit dem Erdrutschsieg des Bündnisses Georgischer Traum im letzten Herbst Regierungschef ist, hat den Streitkräften früher neue Stiefel gekauft, und der Polizei neue Fahrzeuge. Bezahlt aus der eigenen Tasche. So schnell wie damals als privater Gönner kann er die Probleme als Regierungschef nicht lösen. Es gibt einfach zu viele Probleme. Neben wirtschaftlichen Problemen auch Probleme mit den Beziehungen zu Russland, die seit dem Kaukasuskrieg von 2008 angespannt sind. Ausserdem ist der Präsident Georgiens sein Rivale Micheil Saakaschwili. Mit ihm hat sich das Regieren auch nicht gerade einfach gestaltet. Dieser muss jetzt allerdings nach zwei Amtszeiten abtreten. Am 27. Oktober wählt das Volk einen neuen Staatspräsidenten.
Ein Hochzeitsgeneral?
Die Mehrheit im Parlament hat das Bündnis «Georgischer Traum», und dieses will auch künftig den Staatspräsidenten stellen. Milliardär und Regierungschef Iwanischwili hat fürs Amt seinen guten Freund Giorgi Margvelashvili vorgesehen. Ein Hochzeitsgeneral sei das, lästern die einen, und Noch-Staatspräsident Saakaschwili verhöhnt den Kandidaten und verweist auf den römischen Kaiser Caligula, der seinem Lieblingspferd Konsulwürde und Senatssitz geben wollte. Wie empfindet das das georgische Volk? Und wie wird es wählen? Im Tagesgespräch erzählt Peter Gysling von seinem Besuch in Georgien, von seinen Eindrücken im Grenzgebiet zwischen Georgien und Südossetien, wo Grenzzäune gebaut werden, von den jungen Anhängern Iwanischwilis, von einem georgischen Chor. Und er zeigt auf, wo das Land hinsteuert, zwischen Russland auf der einen, der EU und der NATO auf der anderen Seite.
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Bild 1 von 11. Georgisch-orthodoxe Klosterkirche Dschwari bei Mzcheta, 6. Jhdt. n Chr., UNESCO-Kulturerbe. Bildquelle: Peter Gysling.
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Bild 2 von 11. Renovationsbedürftige Wohnhäuser im Zentrum der georgischen Hauptstadt Tiflis. Bildquelle: Peter Gysling.
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Bild 3 von 11. Facharbeiter samt ihrer Ausrüstung suchen jeden Morgen im Zentrum von Tiflis nach einer vorübergehenden Beschäftigung als Tagelöhner. Bildquelle: Peter Gysling.
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Bild 4 von 11. Blumenverkäuferin in Tiflis. Bildquelle: Peter Gysling.
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Bild 5 von 11. Einfacher Lebensalltag in der georgischen Provinz. Bildquelle: Peter Gysling.
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Bild 6 von 11. Russland-Korrespondent Peter Gysling mit Bidzina Iwanischwili (links), georgischer Regierungschef, Milliardär und Initiator des politischen Wechsels in Georgien. Bildquelle: Peter Gysling.
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Bild 7 von 11. Junge Anhänger des Parteienbündnisses «Georgischer Traum». Bildquelle: Peter Gysling.
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Bild 8 von 11. Michail Saakaschwili, der abtretende georgische Staatspräsident (auf einem Kleber der Protestbewegung). Bildquelle: Peter Gysling.
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Bild 9 von 11. Giorgi Bargvelaschwili, Präsidentschaftskandidat des aussichtsreichen Parteienbündnisses «Georgischer Traum». Bildquelle: Peter Gysling.
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Bild 10 von 11. David Bakradze, Präsidentschaftskandidat der georgischen Nationalbewegung (von Michail Saakaschwili). Bildquelle: Peter Gysling.
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Bild 11 von 11. Oppositionskandidatin Nino Burdschanadze. Bildquelle: Peter Gysling.