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Alpsommer «B'hüets Gott ond erhalts»

Es hat schon etwas Magisches an sich, wenn der Älpler oder die Älplerin auf der Alpwiese spätabends vor dem Zubettgehen den Milchtrichter zur Hand nimmt und damit Gott und die Heiligen anruft. Eine jahrhundertealte Tradition.

Die Natur ist es, die auf der Alp den Lebensrhythmus vorgibt. Der Mensch hat sich diesem Rhythmus zu fügen. Nebst dem Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit spielt auch die Sorge um die eigene Gesundheit und die der Tiere eine Rolle. Blitz und Hagel können zu einer regelrechten Bedrohung für Haus und Vieh werden. Entsprechend klammerten sich die Älplerinnen und Älpler schon seit jeher an den Glauben. Aus diesem Grundgefühl heraus ist der Alpsegen entstanden.

Dort, wo das Echo am schönsten ist

Vor bald 30 Jahren übernahm Toni Gisler die Alp Vorfrutt. Und genau so lange ruft er den Betruf über den Urnerboden. Eine Tradition, die er schon als kleiner Bube in seiner Familie kennenlernte. Mit dem Sprechgesang bittet er Maria und die Schutzheiligen allabendlich um Schutz für Mensch und Tier auf der Alp.

Dabei reicht es nicht einfach, wenn man spätabends auf die Wiese tritt und Gott und die Heiligen anruft. Zuerst muss man den richtigen Ort finden – dort, wo das Echo am schönsten ist und wo der Betruf weit hinausgetragen wird. Wer ihn hört, kann nicht anders als innehalten. Gerade in der heutigen schnelllebigen Welt fühlt man sich, als würde man dadurch in vergangene Zeiten zurückversetzt.

Kantonale Unterschiede

Die Tradition ist in den Kantonen Ob- und Nidwalden, Schwyz, Luzern, St. Gallen, Appenzell Innerrhoden, Wallis sowie Graubünden verbreitet. Dabei gibt es kantonale Unterschiede. Der Muotathaler Betruf wird beispielsweise eher als Sprechgesang wahrgenommen. Im Kanton Obwalden wiederum erhält der Alpsegen einen liedhaften Charakter. Bei allen Unterschieden in der Umsetzung haben jedoch alle Varianten des Alpsegens eines gemeinsam: die tiefe Hingabe zu Gottesmutter Maria und die Fürbitte der Heiligen und Evangelisten.

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