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Paul Burkhard mit erhobener Hand.
Legende: Paul Burkhard wollte sein Image als Komponist leichter Unterhaltungsmusik loswerden. SRF

Alternative zum Schweizerpsalm Paul Burkhards gefloppte Landeshymne

Seine Werke wie «Oh mein Papa» oder «Die kleine Niederdorfoper» sind Schweizer Evergreens. Mit seinem Vorschlag für eine neue Schweizer Landeshymne scheiterte Paul Burkhard jedoch kläglich.

Der aktuelle Schweizerpsalm wurde 1961 eingeführt und stiess schon damals auf Kritik. Noch heute witzeln böse Zungen: «Wenn man alle religiösen Passagen wegstreicht, bleibt ein Wetterbericht übrig.»

«God save the Queen» – die ursprüngliche Nationalhymne

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Ursprünglich wurde in der Schweiz an patriotischen Feiern die Melodie zur britischen Hymne «God save the Queen» mit dem Text «Rufst du, mein Vaterland» gesungen.

Dieselbe Melodie fand auch in anderen Ländern wie Schweden, Norwegen, im ehemaligen Deutschen Kaiserreich und bis heute im Fürstentum Liechtenstein Verwendung.

Der heutzutage in der Schweiz gesungene Schweizerpsalm stammt von Alberich Zwyssig (Melodie) und Leonhard Widmer (Text).

Entsprechend gab und gibt es immer wieder Bestrebungen nach einer neuen Hymne. 1973 steuerte auch Paul Burkhard einen Vorschlag bei.

Internationaler Hit

Burkhard hatte sich zu diesem Zeitpunkt durch seine Singspiele wie «Der schwarze Hecht» oder «Die kleine Niederdorfoper» bereits etabliert. Sein Evergreen «Oh mein Papa» schaffte es sowohl in einer instrumentalen, als auch in einer englischsprachigen Version, in die amerikanische Hitparade.

Schweizerhymne als Sprungbrett

Für Burkhard war dieser Erfolg Segen und Fluch zugleich. Er wollte sein Image als Komponist leichter Unterhaltungsmusik loswerden. Als ihn Hans Ehrisman, der damalige Leiter des Zürcher Opernhaus-Chors, dazu ermunterte, eine Schweizerhymne zu komponieren, war Burkhard gleich Feuer und Flamme. Seine Komposition sollte frei von Morgenrot und Alpenfirn sein – kurz, knackig und leicht singbar. Zusammen mit Textautor Herbert Meier machte er sich engagiert ans Werk.

Text des «Schweizerlieds» von Herbert Meier

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Wir wollen aufs freie Feld uns begeben,

wo Völker Gespräche und Austausch haben:

die Tage mit Taten des Friedens beleben.


Wir wollen ein offnes Haus sein allen,

auch denen, die uns zu Fragen zwingen:

ein menschengerechtes Land bestellen

allen, die nach uns singen.

 

Wir wollen die falschen Legenden begraben

und uns nicht an neue Götzen verdingen:

die alten Gesänge ins Künftige wenden

und was nottut singen.

Lieber weltoffen statt fromm

Nach mehreren Monaten eifriger Zusammenarbeit lag das Resultat vor. Ein rassiges «Schweizerlied» in elf Zeilen und mit lediglich sechs Tönen Umfang. Statt freiheitsliebender, betender Schweizer wurde darin ein weltoffenes Land propagiert – im ständigen Austausch mit seinen Nachbarn und eine Heimat für alle.

Ein Mann spielt Gitarre. Die Sängerinnen und Sänger tragen einfache, bäurliche Kostüme.
Legende: Die Sängerinnen und Sänger der Harmonie Zürich an der Premiere des «Schweizerlieds» im Musiksaal des Stadthauses Zürich (1973). Keystone/Photopress Archive

Premiere feierte Burkhards Komposition vor den Medien und geladenen Gästen am 29. März 1973 im Zürcher Stadthaus. Die Resonanz war sehr verhalten. Als man anschliessend Passanten auf der Strasse eine Aufnahme davon vorspielte, waren die Reaktionen mehrheitlich negativ.

Abgehackt und emotionslos

Die meisten empfanden die Melodie als abgehackt, den Text emotionslos und kalt. Mit dieser Kritik konnte Paul Burkhard umgehen. Was ihn jedoch in eine Depression stürzte war, dass seitens seiner Freunde absolute Funkstille herrschte. Sie wollten ihn wohl nicht verletzen und schwiegen deshalb lieber.

In der Folge brachte Burkhard vor lauter Enttäuschung darüber Monate lang keine Note mehr auf Papier. Sein «Schweizerlied» fand dann doch noch Verwendung. Dies allerdings textlich sehr schwülstig abgeändert im Rahmen eines Festspiels, welches er für den Männerchor Tägerwilen komponierte.

Radio SRF Musikwelle, 31.7.2023, 17:10 Uhr ; 

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