Man muss schon eine ausgesprochene Leseratte sein, um sich als Bücherretter einen Namen zu machen. Witzigerweise liest Andreas Spöcker selbst gar nicht einmal so viel. Ihm geht es vielmehr darum, dass ausrangierte Bücher nicht einfach so entsorgt werden.
Für mich soll jedes Buch, das von seinem derzeitigen Besitzer nicht mehr gebraucht wird, die Chance auf eine neue Aufgabe, bzw. ein Weiterleben bekommen.
Initialzündung
Als bibliophiler Mensch und Theologe, wie er sich selbst bezeichnet, beschäftigt sich der Pfarreibeauftragte schon seit über 30 Jahren mit Büchern. Als er 2016 erfuhr, dass eine nahe gelegene Bibliothek aufgelöst werden soll, kreuzte er gleich mit zwei Autos auf, die er bis unters Dach mit Lesestoff vollstopfte. Im Endeffekt war er über Nacht Besitzer von 2000 Büchern geworden, die er vorerst im örtlichen Jugendkeller verstaute. Viele weitere, guterhaltene Bücher stiessen im Lauf der Zeit durch Hausräumungen und dergleichen hinzu. Was mit ihnen geschehen sollte, wusste Spöcker bis dato immer noch nicht.
Die Idee eines «Bücherstollens»
Durch einen Freund wurde er letztlich dazu inspiriert, eine Art Begegnugszone ins Leben zu rufen, wo man diese Bücher günstig erwerben kann. Die Idee eines Bücherstollens war geboren. Mittlerweile sind die geretteten Bücher schön nach Genre sortiert in insgesamt vier Räumen in Ebnat-Kappel verstaut. In Spöckers Bücherstollen suchen Romane, Ratgeber, Kinder- und Jugendbücher aber auch antiquarische Bücher und dergleichen neue Besitzer. Natürlich sind auch neue Bücher immer willkommen.
Keine Konkurrenz für Second-Hand
Spöcker ist stolz darauf, über 250'000 Bücher vor dem Schredder gerettet zu haben. Als Konkurrenz zu herkömmlichen Second-Hand-Läden sieht er seinen Bücherstollen nicht. Bezahlt werden die Bücher nach eigenem Gutdünken. Das Geld wiederum wird als Spende gesammelt. Der Reinerlös fliesst vollumfänglich einer karitativen Organisation zu.