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Bio-Eier «Es geht um die Achtung des Tieres»

2004 hat die Familie Müller ihren Betrieb, den Weidhof in Schöfflisdorf ZH, auf Bio umgestellt. Der Hof beherbergt unter anderem 430 Legehennen, welche vor Ostern Hochsaison haben.

Wer Bio-Eier produzieren will, muss viele Regeln befolgen. Vor allem aber braucht es ausreichend Platz. Sowohl im Stall als auch draussen: Jede Legehenne muss eine Weidefläche von mindestens 5 Quadratmetern zur Verfügung haben, lautet eine der vielen Vorgaben. Die Weidefläche muss den Hühnern zudem natürliche Strukturen und Unterschlüpfe bieten. «Mehr als 15 Meter soll ein Huhn nicht rennen müssen, um zu einem Unterschlupf zu gelangen», erklärt Mischa Müller vom Weidhof.

Für den 34-jährigen Bio-Bauern ist die biologische Landwirtschaft mehr als nur eine Betriebsform. Es sei eine Lebenseinstellung, ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Auf der Weidefläche können die Legehennen ihr natürliches Verhalten ausleben: Sie scharren, suchen Nahrung oder baden im Sand, um ihr Gefieder zu pflegen. 

Ich könnte den Hühnern stundenlang zuschauen.
Autor: Mischa Müller Betriebsleiter Weidhof Schöfflisdorf

Hühner sind von Natur aus neugierige Tiere. Auf der grossen Weidefläche können sie sich den ganzen Tag beschäftigen. «Solange sie eine Beschäftigung haben, sind sie zufrieden», sagt Mischa Müller. Das sei gut so, schmunzelt er, «denn sonst haben sie nur Flausen im Kopf».

Zweimal pro Jahr Hochsaison

Eine Legehenne durchläuft im Verlauf ihres Lebens eine Leistungskurve. Im Alter von 18 Wochen beginnt sie, ihre ersten Eier zu legen. Kleine «Junioreier», wie Mischa Müller sagt. Anschliessend steigt die Leistungskurve der Legehenne an, sie legt (fast) täglich ein Ei. Mit dem Alter nimmt die Leistung dann wieder ab. Die einzelnen Eier werden zwar grösser, aber auch dünnschaliger und somit brüchiger. Im Normalfall ist die Karriere einer Legehenne nach etwa einem Jahr vorbei. Auf dem Weidhof dürfen die Hühner jedoch rund anderthalb Jahre bleiben.

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Um der erhöhten Nachfrage gerecht zu werden, hält Mischa Müller seine Hühner so, dass sie möglichst zu Ostern auf der Spitze ihrer Leistungskurve sind. Das Timing sei aber nicht immer ganz einfach, zumal Ostern nicht die einzige Eier-Hochsaison im Jahr ist. Auch in der Vorweihnachtszeit sind Eier stark gefragt, um Weihnachtsguetzli zu backen. «Ungünstig wäre es vor allem dann, wenn die Hühner zum Beispiel während der Sommerferien am meisten Eier produzieren», ergänzt Mischa Müller. Dies, weil der Weidhof die meisten Eier direkt vermarktet.

Ein Suppenhuhn ist ein richtiges Naturstärkungsmittel und eine gute Kraftbrühe, vor allem auch in der Erkältungssaison.
Autor: Mischa Müller Betriebsleiter Weidhof Schöfflisdorf

Nach dem Ei die Suppe

Nach ihrer Lebenszeit werden die Legehennen des Weidhofs nicht einfach entsorgt, sondern gemetzget und als Suppenhühner verkauft. Eine Weiterverwertung, die Mischa Müller sehr am Herzen liegt: «Es geht um die Achtung des Tieres», sagt er. Das Bewusstsein, ein Tier vollumfänglich zu «verwerten», sei in den letzten Jahren gestiegen. Die Nachfrage nach Suppenhühnern von der Familie Müller ist entsprechend gross. Zumal es Suppenhühner vom Weidhof nur etwa ein Mal pro Jahr gibt. Dann nämlich, wenn eine neue Generation von Hühnern in die Ställe einzieht.

Das Klischee vom alten, zähen Huhn sei falsch, betont Mischa Müller. Das Fleisch sei sogar aromatischer als jenes, von schnell hochgezüchteten Masthühnern. Die Familie Müller kocht ein Suppenhuhn in der Regel im Dampfkochtopf mit viel Gemüse. Das Gericht lässt sich mehrere Male wieder aufwärmen und wird so immer geschmackvoller. Zudem sei ein Suppenhuhn sehr gesund, schwärmt Mischa Müller: «Es ist ein richtiges Naturstärkungsmittel und eine gute Kraftbrühe, vor allem auch in der Erkältungssaison.»

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