Sobald der Herbst kommt bricht bei Domenic Janett jeweils das Jagdfieber aus. Am liebsten würde er gleich wochenlang auf die Pirsch gehen. Aber seine zahlreichen Einsätze als Musiker stehen ihm da meistens im Weg.
Mit den Engadiner Ländlerfründe zusammen pflegt er seit 1974 einen konzertanten, zugleich bodenständigen Bündnerstil. Bemerkenswert ist vor allem ihr unbeschwertes, lebensfrohes Spiel. Da dürfen dann auch witzige Showeinlagen wie der beliebte «Güggeli-Walzer» oder Janetts legendärer «Klarinetten-Strip», bei dem er sein Instrument wortwörtlich bis aufs Mundstück entblösst, nicht fehlen.
Die Fränzlis da Tschlin wiederum bieten traditionelle Engadiner Volksmusik. Vorbild ist der blinde Unterengadiner Geiger Franz-Joseph «Fränzli» Waser (1858 bis 1895), der im vorletzten Jahrhundert mit seinen Brüdern durchs Engadin fiedelte. Wo er auftauchte tanzte man bis in die Morgenstunden.
In Gedenken an diesen Ur-Fränzli und mit dem Kopf voller neuen Ideen, ziehen die Fränzlis seit 1985 durch die ganze Schweiz und das nahe Ausland. Die Besetzung hat sich mit der Zeit zwar stark verändert. der typische Fränzli-Sound blieb jedoch bestehen.
Ursprünglich wollte Janett sich aufs Saxophon konzentrieren. Für sein Studium am Konservatorium in Zürich entschied er sich dann dennoch für die Klarinette. Wenn man diese spielen kann, geht es auch mit dem Saxophon leichter – umgekehrt sei es schwieriger, begründet Janett.
Nach seinem Studium widmete sich der ehemalige Schreiner ganz der Musik. Während er sich anfangs nur aufs Musizieren konzentrierte, entwickelte er sich später zum gefragten Komponisten. Mittlerweile gilt er diesbezüglich als Koryphäe und durfte schon mehrere Auszeichnungen entgegennehmen. So war Janett 1991 der jüngste Träger des Goldenen Violinschlüssels und erhielt 2016 den Bündner Kulturpreis, welcher die höchste Auszeichnung des Kantons im kulturellen Bereich darstellt.
Fast noch lieber als Kulturpreise sammelt er allerdings Jagdtrophäen. Problem dabei ist nur, dass er sie zum Grossteil in seinem Musikzimmer aufhängen muss – seine Frau duldet nämlich keine Jagdstübli-Stimmung im Haus.