Der erste Teil der Filtex Fabrik wurde 1946 gebaut. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Auswirkungen der Wirtschaftskrise noch spürbar. So wurde die Weberei zu einem wichtigen Arbeitgeber in der kleinen Gemeinde Mosnang.
Die Weberei als Arbeitgeber für Josef Müller
1961 tritt der 15-jährige Josef Müller seine Arbeitsstelle in der Fabrik an. «Auf dem Land war es damals üblich, nach der Schule mit einem eigenen Verdienst das Familienbudget aufzubessern», sagt er mit leichtem Bedauern. Denn eigentlich hätte er gerne eine Ausbildung gemacht. Als Hilfsarbeiter verdient er am Anfang gerade mal 1 Franken 67 pro Stunde. Das geringe Einkommen gibt er zu Hause ab und erhält dafür ein kleines Taschengeld.
Wofür das produzierte Baumwollgewebe verwendet wird, kann Josef Müller nur ahnen. Er vermutet, dass es als Grundstoff für feine Damenkleider dient. Einzig bei der Produktion von Gardinen sieht er auch ein Endprodukt.
Langsamer Aufstieg
Später wechselt Josef Müller in die Schichtarbeit und bedient die Spulmaschine. Ihm gefällt die Arbeit, auch wenn er etwas unterfordert ist. Dann folgt ein weiterer Schritt in die Spedition mit einer abwechslungsreicheren Tätigkeit. Hier werden die Stoffe gemessen, zusammengelegt und abgepackt.
Nach der Rekrutenschule kehrt Josef Müller in die Weberei zurück und erhält eine noch interessantere Stelle angeboten. Er wird Meister-Stellvertreter und eignet sich in verschiedenen Kursen viel Wissen über die zu bedienenden Maschinen an. Einige Zeit später wird Josef Müller zum Abteilungsleiter befördert.
Das Ende der Mosnanger Textilfabrik
In den 1980er-Jahren erfasst die Krise in der Textilindustrie auch die Weberei Filtex. «Am Anfang beschäftigte die Fabrik in Mosnang rund 100 Menschen», erzählt Josef Müller. «Am Schluss waren es nur noch etwa 40». Der Untergang habe sich angekündigt, im Zürcher Oberland hätten zuvor schon etliche Webereien schliessen müssen.
Unglücklich ist Josef Müller nicht, dass er mit der Schliessung der Fabrik seine Stelle verliert. «Ich hatte schon lange damit geliebäugelt, einmal etwas ganz anderes zu machen». Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist günstig, der einstige Hilfsarbeiter findet eine sehr gute Stelle in einem Industriebetrieb im oberen Toggenburg.
Die Schliessung eröffnet neue Möglichkeiten
Er wird Zeuge der letzten Wochen und Tage der Mosnanger Fabrik, sieht zu, wie die Maschinen für den Transport nach Südamerika abgeholt werden. Wehmut kommt dabei nur selten auf, denn die Schliessung öffnet ihm die Tür in eine interessante berufliche Zukunft.
Josef Müller ist in der Zwischenzeit pensioniert. Einmal pro Woche arbeitet der 69-Jährige nun in der Chronikstube der Gemeinde Mosnang und beschäftigt sich mit wertvollen historischen Dokumenten