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Matthias Brefin über Ankers Farben und Pinsel
Aus Radio SRF Musikwelle vom 01.09.2021.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 9 Sekunden.
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Dorfplatz Ins Eine Reh-Wimper für die feinen Striche

Das Atelier im Albert Anker-Haus ist eine wahre Fundgrube für alle Kunstliebhabende. Hier begegnet man dem bekannten Schweizer Maler sozusagen auf Schritt und Tritt. Farben, Pinsel, Staffelei, Requisiten, Leinwände und vieles mehr zeugen von seinem Schaffen.

Es ist die grosse Liebe zum kleinsten Detail, die Albert Ankers Bilder so lebendig wirken lassen. Dafür scheute der Maler weder Zeit noch Mühe. Ein Beispiel dafür ist seine intensive Suche nach dem perfekten Haar für einen Pinsel. Sehr fein musste es sein, um offenes Haar zu malen. Fündig wurde er schliesslich bei der Reh-Wimper. Damit konnte er jedes einzelne Haar naturgetreu malen.

Gemälde mit einem blondhaarigen Mädchen, das sich die Haare flechtet.
Legende: Mädchen die Haare flechtend Das Malen von Haaren erforderte viel Feingefühl. Dafür verwendete Albert Anker eine Reh-Wimper. Keystone

Überhaupt machte Albert Anker seine Pinsel vorzugsweise selber. In seinem ehemaligen Atelier liegt zum Beispiel einer aus Marderhaaren. «Diese band er mit einem eigenen Haar zusammen, steckte den Haarbüschel in einen Federkiel und befestigte diesen mit Siegellack an einem kleinen Stecken», erzählt sein Ururenkel Matthias Brefin.

Matthias Brefin

Matthias Brefin

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Matthias Brefin ist der Ururenkel von Albert Ankel. Der pensionierte Spitalpfarrer verwaltet das Ankerhaus zusammen mit der Stiftung Albert Anker-Haus. Vor seiner Tätigkeit als Pfarrer studierte er Naturwissenschaften. Später arbeitete er als Lehrer sowie drei Jahre lang als Techniker in der Entwicklungshilfe im heutigen Benin. Er war schon früh vom Segeln fasziniert – wie schon Albert Ankers Sohn Maurice.

Matthias Brefin kennt alle Gegenstände in Ankers Malatelier. Er hat sie inventarisiert und weiss ihre Geschichte. Auch mit Farben und Farbherstellung ist er bestens vertraut. «Die Farben wurden früher zum grössten Teil selber gemacht. Auf seinen Reisen durch die Provence oder Toskana hat mein Ururgrossvater farbige Erde gesammelt, aus Roussillon das typische Rot oder auch Ocker, wie man es ebenfalls in Siena findet.»

Erdige und edle Farben

Dann gibt es aber auch die Farbe Blau, die in der Natur nicht vorkommt. Das Blau hat Albert Anker – wie viele andere Künstler auch – aus dem Lapislazuli gewonnen. 34 verschiedene, meist erdige Farben hat der Inser Maler für seine Gemälde verwendet. In einem kleinen Schrank des Ateliers sind alle gut verwahrt.

Tödliche Substanzen

Die leuchtenden Farben, die Albert Anker zum Beispiel für Broschen verwendete, lagern gut verschlossen in kleinen Flaschen. Und dann gibt es noch das eine Fläschchen mit grünem Inhalt. «Davon muss man die Finger lassen, das ist reines Arsen», erklärt Matthias Brefin und ergänzt: «Viele Maler waren sich nicht bewusst, dass Farben auch giftig sein können. Sie formten die Pinselspitze häufig mit ihrem Mund und nahmen dadurch unbewusst giftige Stoffe auf. Vermutlich war auch Vincent van Gogh eher vergiftet als psychisch krank.»

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