Zum Inhalt springen

Dorplatz Ins Zwei Betriebe – eine Leidenschaft

In Ins besuchen wir zwei Landwirtschafts-Betriebe mit unterschiedlicher Philosophie. Bei Kibra-Gemüse lernt Roman Portmann einen konventionellen Betrieb kennen. Gleichzeitig macht sich Fränzi Haller auf den Weg zum Bio-Wäberhof.

Das Zucchini-Feld ist riesig. Im Schrittempo fährt ein Traktor durch die Reihen, gefolgt von Erntehelferinnen und -helfern. Viele fleissige Hände ernten das Gemüse und füllen es in Kisten ab. Dicht dahinter verfolgt Roman Portmann das Geschehen während er sich mit Christian «Chrigu» Jakob von Kibra-Gemüse unterhält.

«Die Ernte ist ein Knochenjob», meint Chrigu Jakob. «Das Gemüse wird falls nötig geputzt und nach Gewicht egalisiert. Zucchinis erster Qualität dürfen nicht unförmig sein und müssen zwischen 150 bis 350 Gramm wiegen. Nach der Ernte gelangen sie zuerst in den Zwischen- und schliesslich in den Detailhandel. Das Gemüse, das wir heute ernten, liegt morgen zum Teil schon in den Laderegalen.»

Der motorisierte Unkraut-Tilger

Von den Zucchini geht es weiter zum Zuckerhut. Besonders fasziniert ist Roman Portmann vom Jät-Roboter. Dieser ist vorne am Traktor befestigt. Durch Farberkennung kann er zwischen Unkraut und Salaten unterscheiden.

Auf einem Bildschirm in der Kabine lässt sich die Arbeit des Hightech-Geräts kontrollieren. Die Linien zwischen den Reihen werden vorgängig per GPS gesetzt und können später abgerufen werden. Durch den Einsatz des Jät-Roboters lässt sich vermehrt auf Herbizide bei der Unkraut-Bewältigung verzichten.

Vielseitiger Anbau auf dem Bio-Wäberhof

Am Ortsrand von Ins besucht Fränzi Haller den Bio-Wäberhof. Von Betriebsleiter Samuel Theiler erfährt sie, dass hier gegen 50 verschiedene Gemüsesorten angebaut werden. Ausserdem sieben verschiedene Getreidearten, darunter drei alte Sorten.

«Was wir hier produzieren, wollen wir direkt vermarkten», erklärt Theiler das Konzept vom Bio-Wäberhof. «Dieses Konzept verlangt Vielseitigkeit. Das generiert auch einen ökologischen Mehrwert. Das Prinzip der Fruchtfolge mindert das Risiko für Krankheiten und Schädlinge.

Grundstein der achtjährigen Fruchtfolge sind Matten mit Gras und viel Klee. Diese Wiesen werden nach zwei Jahren abwechslungsweise mit Gemüse, Getreide oder Soja angebaut. «Verschiedene Kulturen haben verschiedene Krankheiten und Schädlinge», erklärt Samuel Theiler. Wenn wir beim Anbau der Kulturen abwechseln, können sich schädliche Populationen weniger stark vermehren.»

Bio-Wäberhof

Kichererbsen sind Knacknüsse

Auf dem Bio-Wäberhof werden auch Soja und Linsen angebaut. Samuel Theiler experimentiert auch mit Kichererbsen, die sich aber noch als Knacknuss erweisen. Motor für solche Tüfteleien sind einerseits persönliche Interessen, andererseits die Bedürfnisse der Kundschaft. «Durch die Märkte in Fribourg, La Chaux-de-fonds und Neuchâtel pflegen wir engen Kontakt zu unseren Kunden und erfahren persönlich von ihren Wünschen.»

E-Shop statt Märit

Das letzte Jahr war für Samuel Theiler und den Bio-Wäberhof eine grosse Herausforderung. Wegen der Corona-Pandemie fanden während des Lockdowns auch keine Märkte mehr statt. «90 Prozent unserer flüssigen Mittel generieren wir über die Märkte, der Lockdown war also entsprechend einschneidend», so Theiler.

Durch die tatkräftige Mithilfe der Kundschaft, konnte der Bio-Wäberhof an den verschiedenen Markt-Standorten Depots einrichten. Dort wurde die im Online-Shop bestellte Ware hinterlegt. Das Umstellen auf dieses Angebot war mit einem sehr grossen administrativen Aufwand verbunden. Glücklicherweise durfte der Hofladen in dieser Zeit offen bleiben.

Je vielseitiger ein Betrieb, desto anspruchsvoller die Organisation.
Autor: Samuel Theiler Betriebsleiter Bio-Wäberhof

In der Rüsthalle wird im Moment gerade Tofu hergestellt. Der Prozess erinnert an die Herstellung von Käse. Die Bohnen werden eingeweicht, gemahlen, die Milch erhitzt und mit Spezialsalz ergänzt. Die Masse trennt sich, und schliesslich wird der Tofu gepresst und unterschiedlich gewürzt.

Zum Schluss unseres Besuchs erklärt Samuel Theiler noch einmal das Konzept seines Betriebs: «Wir wollen keine Rohstoff-Lieferanten sein, sondern Lebensmittel verkaufen. Deshalb verarbeiten wir Sojabohnen direkt zu Tofu, Sonnenblumen zu Öl oder Getreide zu Mehl und einen Teil davon auch zu Brot und Teigwaren.»

Meistgelesene Artikel