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Kandahar-Schuhe Solche Schuhe trug schon Charlie Chaplin

Der Name Kandahar steht für eine 75-jährige Schweizer Schuh-Tradition. Firmengründer Fritz von Allmen aus Mürren entwarf 1945 Après-Ski-Schuhe, um die geplagten Füsse nach einem Tag auf der Piste zu verwöhnen. Zu seinen wohlhabenden Kunden zählten etwa Charlie Chaplin oder Herbert von Karajan.

Aus der Geschichte der Kandahar Schuhmanufaktur

Eine Frau und ein Mann in einem Aufenthaltsraum eines Hotels.
Legende: Petula Clark und Charlie Chaplin – er in Kandahar-Schuhen – geniessen in Mürren die Après Ski-Zeit. zvg

Die Erfolgsgeschichte der Kandahar-Schuhe beginnt in den 1930er-Jahren. Dem Mürrener Schuhmachermeister Fritz von Allmen fehlt in der Zwischen-Saison die Arbeit. «Diese Bergland-Wirtschaft mit ihrer unproduktiven Arbeitszeit», schreibt er in sein Tagebuch. Seine Produktivität steigert er, indem er Skischuhe herstellt und in der ganzen Schweiz verkauft.

Wie der Name Kandahar nach Mürren kam

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Der Name Kandahar geht zurück auf den britischen Offizier Lord Frederick Sleigh Roberts – einem englischen Kolonialheld. Als Kommandeur der britischen Besatzerarmee wurde er nach seiner Rückkehr aus Afghanistan von seiner Majestät zum „Earl of Kandahar“ ernannt. Als im Jahr 1911 der erste klassiche Abfahrtslauf in Crans Montana stattfand, stiftete der vom Wintersport begeisterte General Roberts of Kandahar spontan den „Roberts of Kandahar Cup“. 1924 wurde in Mürren der britische Kandahar Skiclub gegründet. Für diesen entwickelte Fritz von Allmen seine neuartigen Skischuhe, weshalb ihm ein Gründungsmitglied den Namen Kandahar als Marke anbot. Kandahar wurde rasch ein Synonym für exklusive Qualität und Design.

Mit dem Kandahar Après-Skischuh bringt Fritz von Allmen 1945 ein neues Produkt auf den Markt. Diese leichten und bequemen Schuhe sollten die Füsse verwöhnen, nachdem sie tagsüber in harten Skischuhen steckten. Die wintertauglichen Schuhe mit auffälligem Look verbreiten sich rasch – auch ins Ausland.

«Schnörkelloser Luxus»

Davon zeugen bis heute Modelle im firmeneigenen Mini-Museum. Als ultimativer Winterschuh ist zum Beispiel das Modell Alpina ausgestellt. Der Après-Ski-Stiefel wurde im Lauf der Jahrzehnte aus Robben- und Kuhfell sowie als Rosshaarmodell gefertigt. Seine Eleganz steht für schnörkellosen Luxus.

Eine Reihe von schwarz-roten Halbstiefeln.
Legende: Ausgerüstet mit solchen Schuhen dürfen Winter in Zukunft auch gerne wieder kälter werden. zvg

Dabei ist Alpina nicht etwa ein Relikt aus alten Zeiten, noch heute werden von diesem Modell zwischen 300 bis 400 Paare hergestellt. Mit 200 Arbeitsschritten ist es das aufwändigste Stück in der Kandahar-Produktion.

Von A bis Z in der Schweiz produziert

1960 zieht die Kandahar Schuhmanufaktur nach Gwatt bei Thun in das neue Produktions- und Verwaltungsgebäude. Billigschuhe machen Kandahar bald einmal Konkurrenz. Trotzdem verzichtet Fritz von Allmen darauf, kostspielige Teile der Produktion ebenfalls ins Ausland zu verlagern. Seine Treue zur Schweiz wird durch loyale Kunden belohnt, die Qualität und Nachhaltigkeit schätzen.

Generationenwechsel

Dieter von Allmen übernimmt 1977 die Geschäftsführung der Kandahar Schuhmanufaktur von seinem Vater, der drei Jahre später stirbt. In zweiter Generation entwickelt er die Marke stetig weiter. Er erweitert das Angebot durch Golf- und Curlingschuhe, eine Folk-Kollektion, Wanderschuhe und ledergefütterte Freizeitschuhe.

2017 verunglückt Dieter von Allmen während eines Gleitschirm-Wettkampflugs in Mazedonien tödlich. Mit Manuel von Allmen ist inzwischen die dritte Generation im erfolgreichen Familienunternehmen am Ruder.

Handmade in Switzerland

Ein Kandahar-Schuh besteht aus rund 50 Einzelteilen. Diese werden bis heute nach den Schablonen von Fritz von Allmen zugeschnitten. Das Zusammennähen dauert lange, kein Arbeitsschritt kommt ohne Handarbeit aus.

Arbeit an einem halb fertigen Schuh.
Legende: Bei der Herstellung eines Kandahar-Schuhs kommt kein Arbeitsschritt ohne Handarbeit aus. zvg

Die aufwändige Produktion rechtfertigt den hohen Preis für dieses Markenprodukt «Handmade in Switzerland». Auch die Fuss-Attrappen, die dem Schuh seine Form geben, basieren auf der Vorlage des Firmengründers. Einziger Unterschied: Heute sind sie aus Plastik und langlebiger als die Vorgänger aus Holz.

Fuss-Attrappen für Schuhe auf einem Gestell.
Legende: Fuss-Attrappen in verschiedenen Grössen. zvg

Hoffnung auf möglichste kalte Winter

Die Kandahar Schuhmanufaktur hat ihr Sortiment in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich erweitert und anderen Bedürfnissen angepasst. Mit einer reinen Winterkollektion würde das Geschäft kaum rentieren. Zu unsicher ist die Wetterlage. Schneereiche Winter gibt es immer seltener. Gerne erinnert man sich bei Kandahar an den bitterkalten Winter von 2011. Damals wurde das Lager in Thun bis auf das letzte Paar leergekauft.

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