Aus der Geschichte der Kandahar Schuhmanufaktur
Die Erfolgsgeschichte der Kandahar-Schuhe beginnt in den 1930er-Jahren. Dem Mürrener Schuhmachermeister Fritz von Allmen fehlt in der Zwischen-Saison die Arbeit. «Diese Bergland-Wirtschaft mit ihrer unproduktiven Arbeitszeit», schreibt er in sein Tagebuch. Seine Produktivität steigert er, indem er Skischuhe herstellt und in der ganzen Schweiz verkauft.
Mit dem Kandahar Après-Skischuh bringt Fritz von Allmen 1945 ein neues Produkt auf den Markt. Diese leichten und bequemen Schuhe sollten die Füsse verwöhnen, nachdem sie tagsüber in harten Skischuhen steckten. Die wintertauglichen Schuhe mit auffälligem Look verbreiten sich rasch – auch ins Ausland.
«Schnörkelloser Luxus»
Davon zeugen bis heute Modelle im firmeneigenen Mini-Museum. Als ultimativer Winterschuh ist zum Beispiel das Modell Alpina ausgestellt. Der Après-Ski-Stiefel wurde im Lauf der Jahrzehnte aus Robben- und Kuhfell sowie als Rosshaarmodell gefertigt. Seine Eleganz steht für schnörkellosen Luxus.
Dabei ist Alpina nicht etwa ein Relikt aus alten Zeiten, noch heute werden von diesem Modell zwischen 300 bis 400 Paare hergestellt. Mit 200 Arbeitsschritten ist es das aufwändigste Stück in der Kandahar-Produktion.
Von A bis Z in der Schweiz produziert
1960 zieht die Kandahar Schuhmanufaktur nach Gwatt bei Thun in das neue Produktions- und Verwaltungsgebäude. Billigschuhe machen Kandahar bald einmal Konkurrenz. Trotzdem verzichtet Fritz von Allmen darauf, kostspielige Teile der Produktion ebenfalls ins Ausland zu verlagern. Seine Treue zur Schweiz wird durch loyale Kunden belohnt, die Qualität und Nachhaltigkeit schätzen.
Generationenwechsel
Dieter von Allmen übernimmt 1977 die Geschäftsführung der Kandahar Schuhmanufaktur von seinem Vater, der drei Jahre später stirbt. In zweiter Generation entwickelt er die Marke stetig weiter. Er erweitert das Angebot durch Golf- und Curlingschuhe, eine Folk-Kollektion, Wanderschuhe und ledergefütterte Freizeitschuhe.
2017 verunglückt Dieter von Allmen während eines Gleitschirm-Wettkampflugs in Mazedonien tödlich. Mit Manuel von Allmen ist inzwischen die dritte Generation im erfolgreichen Familienunternehmen am Ruder.
Handmade in Switzerland
Ein Kandahar-Schuh besteht aus rund 50 Einzelteilen. Diese werden bis heute nach den Schablonen von Fritz von Allmen zugeschnitten. Das Zusammennähen dauert lange, kein Arbeitsschritt kommt ohne Handarbeit aus.
Die aufwändige Produktion rechtfertigt den hohen Preis für dieses Markenprodukt «Handmade in Switzerland». Auch die Fuss-Attrappen, die dem Schuh seine Form geben, basieren auf der Vorlage des Firmengründers. Einziger Unterschied: Heute sind sie aus Plastik und langlebiger als die Vorgänger aus Holz.
Hoffnung auf möglichste kalte Winter
Die Kandahar Schuhmanufaktur hat ihr Sortiment in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich erweitert und anderen Bedürfnissen angepasst. Mit einer reinen Winterkollektion würde das Geschäft kaum rentieren. Zu unsicher ist die Wetterlage. Schneereiche Winter gibt es immer seltener. Gerne erinnert man sich bei Kandahar an den bitterkalten Winter von 2011. Damals wurde das Lager in Thun bis auf das letzte Paar leergekauft.