Essen ist nicht nur Essen. Christine Brombach ist Dozentin für Ernährung und Konsumentenforschung an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. Sie erklärt, dass Essen eine Botschaft ohne Worte ist.
Der Geschmack des Essens ist sehr eng an Erinnerungen geknüpft. Und genau diese Erinnerungen werden in der medizinischen Therapie gebraucht. Zum Beispiel um den Appetit anzuregen oder um eine Mangelernährung zu verhindern.
Kaffee und frisches Brot signalisieren Frühstück
Geschmäcker und Gerüche können besonders Menschen mit einer Demenz den Tagesrhythmus vorgeben. Eine bunte Schale mit frischem Obst lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Gerade in der Demenz, wo sich die Menschen in ihre Welt zurückziehen, können Geschmäcker und die damit verknüpfen Erinnerungen einen Zugang schaffen.
Doch gerade in der Demenz können Geschmäcker auch im Weg stehen: Geschmacksveränderungen sind bei Alzheimerpatientinnen und -patienten nicht untypisch. Ein genaues Beobachten ist wichtig.
Geschmacksveränderungen bei Medikamenten
Das Riech- und Geschmacksepithel ist ein schnellwachsendes Zellgewebe. Bei Bestrahlungen im Kopfbereich ist dieses Gewebe stark betroffen. Es droht eine Geschmacksveränderung oder ein Geschmacksverlust.
Alles riecht dann metallisch oder nach nassem Hund – das ist sehr belastend.
Solche negativen Geschmackserlebnisse können langfristige Folgen haben. Bestimmt kennt jede und jeder ein Lebensmittel, welches sie oder er gar nicht mag. Einfach weil eine schlechte Erinnerung daran geknüpft ist.
Der Geschmack soll gluschtig machen
Helfen kann der Geschmack wiederum bei Personen mit Schluckschwierigkeiten. Bei ihnen muss das Essen bis zur Unkenntlichkeit verkleinert werden. Nicht sehr appetitlich.
Hier kann der Geschmack übernehmen: Schmeckt es gut, kann er die anderen Sinne übertönen.
Mit dem Alter nimmt auch die Fähigkeit, zu schmecken, ab. Die Geschmäcker, die am längsten erhalten bleiben, häufig süss und salzig, dürfen gerne unterstützt werden.