Christian Kuster ist Schweizermeister im Fahnenschwingen und ein Mann von Format. «Mit dem Essen nehme ich es nicht so genau», schmunzelt er. «Das ist beim Fahnenschwingen unwichtig. Sportlich ist man dennoch», meint der 30-Jährige. «Kraft ist gefragt, und vor allem auch Technik und Beweglichkeit.»
Fahnenschwingen ist ein Familienerbe
Fahnenschwingen kann man auch mit über 50 noch erlernen. «Es geht dann halt nicht mehr so schnell vorwärts wie bei den Jungen», meint Christian Kuster. Er selbst frönt seinem Hobby schon seit gut 20 Jahren. Sein Opa war es, der ihn dazu gebracht hat. So läuft es auch normalerweise in der Szene ab. Jemand aus der Familie vererbt das Hobby an die Nachkommen.
Technische Finesse statt Kraftakt
Es sind vorwiegend Männer, die Fahnen schwingen. Aber es gibt auch Frauen, die diese Tradition ausüben. «Altersmässig ist die Bandbreite sehr gross. Was im Alter an Kraft fehlt, holt man durch technische Finesse wieder rein», so der Schweizermeister Christian Kuster.
Nicht zuletzt wird Konzentration und Mut benötigt. Vor allem dann, wenn man wettkampfmässig fit sein möchte. Bis man sich an den ersten Wettbewerb heranwagt, braucht es aber mindestens zwei Jahre Erfahrung.
Klare Regeln
Die Fahnen können aus Echt- oder Kunstseide sein. Wie schwer der Handgriff ist, kann man selbst entscheiden. Vorgeschrieben ist hingegen, dass eine Kantons- oder Schweizerfahne gleicher Grösse verwendet wird. Vorgeschrieben ist ebenfalls die Grösse des Kreises, auf dem die Fahnenschwingerinnen und Fahnenschwinger stehen dürfen.
Der innere Kreis hat einen Durchmesser von 60 Zentimeter und der äussere von 150 Zentimeter. Die Fahne muss beim Schwingen immer offen bleiben und darf den Körper oder den Boden nicht berühren. Vor allem darf die Fahne nicht herunterfallen und der Kreis nicht überschritten werden. Ansonsten gibt es Abzüge in der Punktebewertung.
Nebst dem bekannten Daumenschwung, Urner Unterschwung, Tellerschwung oder dem imposanten Bein-Überwurf gibt es insgesamt 99 verschiedene Wurfarten. Je mehr man beherrscht, desto besser fällt im Endeffekt die Bewertung der Jury aus.
Hoch hinaus geht nicht mehr
Für das Eidgenössische Jodlerfest wird fleissig geprobt. Etwas störend ist, dass die Turnhallen, in denen das Fahnenschwingen geübt wird, mittlerweile immer kleiner gebaut werden. Früher war fürs Üben eine Deckenhöhe von 8,5 Meter vorausgesetzt. Aber das ist passé. Allzu hoch darf man beim Fahnenschwingen also zumindest Indoor nicht mehr hinaus.
In erster Linie geht es aber um den Erhalt der Tradition, und nicht zuletzt um das Gemeinschaftserlebnis, welches am Eidgenössischen Jodlerfest in Zug ebenfalls im Zentrum steht.