Bereits an seinem 90. Geburtstag erhielt Belafonte ein besonderes Geschenk der Stadt New York: eine nach ihm benannte Bibliothek im Stadtteil Harlem, wo er geboren wurde. Dieses Jahr darf sich der Weltstar über eine grosse Party freuen, an der Megastars wie Lenny Kravitz oder John Legend geladen sind. Am meisten freut Belafonte sich darüber, dass gleichzeitig Spenden für seine Organisation Sefora gesammelt werden, die sich für Gleichberechtigung einsetzt.
Mit zwei Silben zum Weltstar
Zum Weltstar geworden war Belafonte einst mit zwei langgezogenen Silben: «Daaaay-Ooo» singt er zum Auftakt des Calypso-Hits «Banana Boat Song» – längst ein Ohrwurm und Klassiker. Mehr als 100 Millionen Platten mit Songs wie «Island in the Sun», «Matilda» und «Jump in the Line» verkaufte Belafonte, spielte in mehr als 40 Filmen mit und engagierte sich immer auch politisch. An der Seite von Martin Luther King Jr. kämpfte er für schwarze Bürgerrechte in den USA, mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika und als Unicef-Botschafter für Kinder in Haiti und im Sudan.
Hollywood statt Hamlet
Seine Lebensgeschichte ist die Geschichte Amerikas im 20. Jahrhundert. Geboren in New York verbringt Belafonte einen grossen Teil seiner Jugend in der jamaikanischen Heimat seiner Mutter. Im Zweiten Weltkrieg dient er in der US-Marine und besucht danach in New York die legendäre Schauspielschule des emigrierten deutschen Regisseurs Erwin Piscator, mit Kollegen wie Tony Curtis und Marlon Brando.
Gerne wäre er der «erste schwarze Hamlet» geworden, wie er einmal in einem Interview sagte. Stattdessen wurde er von Hollywood entdeckt und spielte in Filmen wie «Carmen Jones» (1954).
Calypso gegen Sklaverei
Die Musik kam dazu und Belafonte, Sohn eines Schiffskochs aus Martinique und einer Hilfsarbeiterin aus Jamaika, wurde zum «Calypso King». Hinter der heiteren Urlaubsmusik steckt ein Aufschrei gegen Sklaverei. «So haben meine Vorfahren eben ihren Protest verpackt. Schwarze Kunst war immer verschlüsselt», sagt Belafonte.
Abseits der Musik verschlüsselt er seine Kritik nicht – ob an Präsidenten wie George W. Bush, Barack Obama und Donald Trump, oder auch an seine Musikkollegen, denen er vorwarf, sich nicht mehr um ihre «gesellschaftlichen Pflichten» zu kümmern.