In ihrer «Lebensgeschichte» widmet Elisabeth Bosshard einen grossen Teil ihrer Jugend. Sie erzählt davon in einer Lebendigkeit, als ob sich vieles erst gestern zugetragen hätte. «Wir hatten wirklich eine schöne Jugend», lautet ihr Fazit. Vor allem hatten sie und ihre Geschwister offenbar ziemlich viele Flausen im Kopf.
Platzkonzerte und Pferdeäpfel-Schlachten
«Einmal hat meine ältere Schwester – sie war eine schnelle Läuferin – beim Velohändler die Fensterläden geschlossen und hat sich aus dem Staub gemacht. Während ihr der Velohändler nachrannte, stahlen die Buben ein paar Veloschläuche», schildert Elisabeth Bosshard den «schlimmsten» ihrer Streiche. Die Veloschläuche hätten sie später am Dorfbrunnen mit Wasser gefüllt, um sie mit einem lauten Knall zum Platzen zu bringen.
Zu Hause durften wir nicht fluchen oder wüst reden, aber das haben wir auf dem Schulweg nachgeholt.
Nebst Streichen waren kreative Freizeitspiele sehr beliebt. Sie hätten auch ab und zu Hochzeit gespielt. «Mit dem Leiterwagen. Die Mädchen machten aus einem Vorhang einen Schleier, dann noch ein Bräutigam dazu und immer zwei Kinder, die den Leiterwagen ziehen», so Elisabeth Bosshard.
Ab und zu hätten sie auch Streit gehabt, wer den Wagen ziehen müsse. «Einmal fing einer damit an Pferdeäpfel zu werfen.» Der Streit sei schliesslich in eine grosse Pferdeäpfel-Schlacht ausgeartet.
Dann wandern die Erinnerungen von Elisabeth Bosshard zu Jugendträumen und Berufswünschen. «Ich wäre am liebsten Tänzerin geworden», erzählt sie. «Aber das durfte man doch nicht. Tänzerin war damals noch ein unanständiger Beruf.» Also macht sie eine Lehre als Kleiderverkäuferin bei Modelia in Zürich. Sie sollte Einkäuferin werden, meinte ihr Lehrmeister, dann käme sie nach Paris und andere Orte auf der Welt.
Der Ruf der weiten Welt verhallt
Die Idee gefällt Elisabeth Bosshard, also besucht sie die Handelsschule. «Beim anschliessenden Praktikum habe ich meinen Mann kennengelernt – das hat alles über den Haufen geworfen». Die Reisen ins Ausland wären zwar verlockend gewesen, doch als Praktikantin hätte sie zu Beginn kaum etwas verdient. «Ich wollte lieber eine gute Aussteuer für die Heirat», meint sie lachend.
Später bereute sie es dann doch, dass sie wegen ihres Mannes die Berufswünsche ad acta legte. Zumal sie und ihr Mann überhaupt nicht zueinander gepasst hätten, wie sie rückblickend meint. «Hätten wir schon vor der Heirat zusammenleben können, hätte ich das wohl früher realisiert.»
Ein Wunder als Trost in der Trauer
Den härtesten Schicksalsschlag erlebt Elisabeth Bosshard als junge Mutter. Bei einem Autounfall kommt ihre einjährige Tochter ums Leben, sie selber wird schwer verletzt. Das verändert ihr Leben.
«Vorher war ich ein ‹Luftibus›. Ich wollte überall dabei sein, es musste immer etwas laufen. Das hat sich nach dem Unfall verändert.» Dann erlebt sie ein persönliches Wunder. Trotz den Folgen ihrer schweren Verletzungen wird sie zum zweiten Mal Mutter. Ihr wird wieder ein Mädchen geschenkt. «Dann habe ich mich scheiden lassen», lacht sie. «Dann hatte ich, was ich wollte.»
Lebensgeschichten auf SRF Musikwelle
In der «Sinerzyt»-Serie «Lebensgeschichten» von SRF Musikwelle blicken Seniorinnen und Senioren zurück in die Vergangenheit. Sie erzählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – von wichtigen Episoden aus ihrem Leben. Manchmal werden diese nur kurz gestreift, ein anderes Mal detailliert geschildert.