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Gaudenz Egli Mit 86 Jahren Haushalten lernen

Seit einem halben Jahr lebt Gaudenz Egli allein in seinem Haus in Ascharina St. Antönien. Im Oktober 2018 verstarb seine Frau. Jetzt lernt Gaudenz Egli das Haushalten, wie er selbst meint. 61 Jahre war er mit seiner Frau verheiratet – kein Wunder fühlt er sich heute immer mal wieder etwas allein.

Gaudenz Egli kam am 25. Oktober 1933 zusammen mit seinem Zwillingsbruder in Ascharina zur Welt. Noch ein drittes Kind wurde in dieser Nacht im gleichen Dorf geboren. «Für die Hebamme war das bestimmt eine strenge Nacht», meint Gaudenz Egli. Die Hebamme hatte damals noch kein Auto zur Verfügung und musste zu Fuss oder mit einem Fuhrwerk von Ort zu Ort.

Arbeiten und Ohrfeigen

Gaudenz Egli packte bereits als kleiner Knirps Zuhause mit an. «Wir mussten Tschäppel stecke, schabe und störe», erzählt der Senior, und meint damit das Stecken von Kartoffeln, das Jäten und Schneiden der ausgeschossenen Triebe. Zur Schule gingen sie damals nur während sechs Monaten im Jahr. Den Sommer über hatten sie keinen Unterricht, mussten aber Zuhause und auf dem Feld helfen.

Gaudenz Egli erinnert sich gut, wie er während der Schulzeit zweimal eine dicke Ohrfeige kassierte. Das eine Mal von einem Aushilfslehrer, weil er mit dem Bleistift beim Zeichnen zu viel Lärm verursacht habe. Das zweite Mal vom Pfarrer, auch wieder wegen Lärm. Dieser habe sich im Nachhinein aber bei Gaudenz Egli entschuldigt und ihm das Buch «Grimms Märchen» geschenkt.

Erste Zuhörer waren Geissen

Die Musik ist immer noch eine grosse Leidenschaft von Gaudenz Egli. Früher hatten sie weder Radio noch Instrumente Zuhause. Seine Mutter sang aber sehr gerne und konnte 60 bis 80 Lieder auswendig. Das habe ihn inspiriert, erzählt der Senior. Als er anfing, mit seinem Zwillingsbruder die Geissen vom Dorf zu hüten, bekam er eine Mundharmonika geschenkt und brachte sich damit das Spielen der Lieder selbst bei.

Von Mai bis Oktober holten er und sein Bruder jeden Tag über 100 Geissen bei verschiedenen Bauern im Dorf ab und gingen mit ihnen auf die Alp. Abends brachten sie sie wieder zurück. Das sei eine strenge und herausfordernde Arbeit gewesen für sie als Schulbuben. Immerhin konnte er währenddessen Mundharmonika spielen.

Die Geissen waren geduldige Zuhörer, sie haben nicht reklamiert, wenn ich falsch spielte.
Autor: Gaudenz Egli

Nebst der Mundharmonika spielte der heutige Senior auch die Handorgel. Später lernte er auf der Posaune, dem Flügel und dem Tenorhorn zu spielen und baute sich selbst eine Bassgeige. Ein richtiger Multi-Instrumentalist also.

Lebensgeschichten auf SRF Musikwelle

In der «Sinerzyt»-Serie «Lebensgeschichten» von SRF Musikwelle blicken Seniorinnen und Senioren zurück in die Vergangenheit. Sie erzählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – von wichtigen Episoden aus ihrem Leben. Manchmal werden diese nur kurz gestreift, ein anderes Mal detailliert geschildert.

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