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Eine ältere Frau mit Brille sitzt an einem Fenster in einem Wohnzimmer.
Legende: Mit grosser Freude erinnert sich Ida Aeppli-Keller an ihren spontanen Ausflug an die «Landi» von 1939. SRF

Ida Aeppli-Keller Mit 15 ausgebüxt um «Landi»-Luft zu schnuppern

Als ob es gestern gewesen wäre, so lebendig sind die Erinnerungen der 94-jährigen Ida Aeppli an die «Landi» von 1939. Um die Schweizerische Landesausstellung zu besuchen, schwänzte sie den Konfirmanden-Unterricht und radelte zusammen mit ihrer Freundin von Mettmenstetten nach Zürich-Wollishofen.

15 Jahre alt ist Ida Aeppli, als sie mit ihrer Freundin Berteli ganz spontan die Schweizerische Landesausstellung besucht. Rund zwei Stunden dauert die Velotour von Mettmenstetten nach Zürich. Auf der Rückfahrt überwindet man 60 Höhenmeter. Zu Hause weiss niemand Bescheid von den Plänen der zwei jungen Frauen. Stolz zeigt Ida Aeppli ein Foto. Es beweist, dass sie tatsächlich an der «Landi» war. «Das habe ich aufbewahrt als Andenken an den ‹Blödsinn›, den wir gemacht haben», meint die lebensfrohe Frau lachend.

Ein Foto mit Zertifikat vom 22. Oktober 1939.
Legende: Eine schöne Erinnerung an die «Landi» 1939 in Zürich. SRF

«Teure» 75 Rappen für eine Fahrt mit der Schwebebahn

Da steht sie nun am 22. Oktober 1939 auf der linken Seite des Zürichsees. Hier werden technische Errungenschaften gezeigt. Doch Ida Aeppli interessiert sich mehr für die ländliche Schweiz. Dieser Teil der Ausstellung liegt im Landidörfli auf der anderen Seeseite, erreichbar über die «Landi»-Schwebebahn.

Die Fahrt in der Gondel kostet 75 Rappen. Geld, das den beiden Freundinnen fehlt. Als Retter in der Not erweist sich ein junger Mann aus dem Konfirmanden-Unterricht. Der hat von seinem Grossvater einen grosszügigen «Landi»-Batzen erhalten und lädt die zwei Frauen ein.

So kommt Ida Aeppli in den Genuss ihrer geliebten Ländlermusik. «Die Käppelimusik Obfelden hat gespielt, Marthely Mumenthaler und Vrenely Pfyl haben gesungen. Das war grandios.»

Müde und hungrig auf die Heimreise

Der Abend kommt und mit ihm die Erkenntnis, dass der Nachhausweg ein langer und mühsamer ist. «Läckdumir», habe sie zu Berteli gesagt. «Jetzt müssen wir noch heimradeln, den ganzen Berg hinauf.» Ausserdem plagt der Hunger. Doch diesbezüglich ist Ida nicht verlegen. Sie erinnert sich an Wachtmeister Hunziker. Dieser wohnte früher einmal bei ihrer Familie zur Untermiete und lebte nun in Albisrieden. Also klopft sie spätabends bei ihm an die Tür. Der nette Wachtmeister offeriert den beiden hungrigen Freundinnen Brot und Süssmost und schickt sie auf den Heimweg.

Gegen Mitternacht kommt ihnen der besorgte Vater von Ida entgegen. «Du machst mir Sachen», habe er nur gesagt. Zu Hause drohte die Mutter in Gedanken noch mit Schlägen, doch als Ida eintrifft meint sie nur erleichtert: «Gott sei Dank, jetzt bist du wieder da».

Läckdumir! Jetzt müssen wir noch heimradeln.
Autor: Ida Aeppli

Das «Landi»-Abenteuer nimmt den grössten Teil ein in der «Lebensgeschichte» von Ida Aeppli. Ausserdem erzählt die 94-Jährige von ihrer Zeit im Welschland mit teils unschönen Erfahrungen wegen sexueller Belästigungen. Wieder zu Hause absolvierte sie die Landwirtschaftliche Haushaltsschule. Zusammen mit ihrem Mann betrieb sie später ein paar Jahre lang einen Bauernhof in Schwamendingen. Heute lebt die lebensfrohe und heitere Frau im Regionalen Alterszentrum Embrachertal.

Weitere Ausschnitte aus dem Gespräch mit Ida Aeppli-Keller

Weitere Ausschnitte aus dem Gespräch mit Ida Aeppli-Keller

Lebensgeschichten auf SRF Musikwelle

In der «Sinerzyt»-Serie «Lebensgeschichten» von SRF Musikwelle blicken Seniorinnen und Senioren zurück in die Vergangenheit. Sie erzählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – von wichtigen Episoden aus ihrem Leben. Manchmal werden diese nur kurz gestreift, ein anderes Mal detailliert geschildert.

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