Klara Kost ist in einer einfachen Wohnung aufgewachsen, die ihnen vom Arbeitgeber ihres Vaters zur Verfügung gestellt wurde. Ihr Vater war Monteur bei der SBB. Mit ihrer Schwester teilte sie sich ein Bett im Elternschlafzimmer. Den schönsten Raum in ihrer Wohnung, nämlich das Wohnzimmer, durften sie nur für Besuch oder an Weihnachten benutzen.
Behütet von der kranken Schwester
Die Schwester von Klara Kost war ein Jahr älter als sie. Sie litt an Kinderlähmung. Deshalb wurde sie von der Mutter immer mit dem Leiterwagen zur Schule gefahren. Wegen der Krankheit besuchten die beiden Schwestern auch die gleiche Klasse.
Weil die Schwester eine sehr gute Schülerin war, musste Klara Kost oft deren Aufsätze vorlesen. Und wenn sie sich einmal dem Lehrer widersetzte, gab es eins auf die Finger. Klara wurde aber von ihrer Schwester stets behütet. Diese hielt manchmal sogar stellvertretend ihre Finger für die «Tatzen» hin.
Erste Blumen nach 50 Jahren Ehe
Mit jungen 20 Jahren musste Klara Kost gegen ihren Willen ihren Emil heiraten. Er war Bauer, deshalb war Klaras Vater von ihm hell begeistert und willigte zur Heirat sofort ein. Es sei eine traurige Hochzeit gewesen, erzählt die 94-Jährige.
Ich musste mit 20 Jahren heiraten, was eine Katastrophe war.
Die Hochzeit fand im Berner Münster statt. Klara Kost erklärte ihrem zukünftigen Mann, dass sie gerne Blumen hätte. Dieser aber meinte nur, dass niemand sehen müsse, dass sie getraut werden.
Nach 50 Jahren Ehe bekam die Rentnerin ihren ersten grossen Blumenstrauss zum Hochzeitstag geschenkt – von der Gemeinde. Sie war so glücklich, dass sie nur noch weinte. Als sie die Geschichte dann im ganzen Wohnhaus erzählte, bekam sie noch mehr Blumen von den Nachbarn. Am Abend war das halbe Wohnzimmer voller Sträusse – und Klara Kost eine glückliche Frau.
Lebensgeschichten auf SRF Musikwelle
In der «Sinerzyt»-Serie «Lebensgeschichten» von SRF Musikwelle blicken Seniorinnen und Senioren zurück in die Vergangenheit. Sie erzählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – von wichtigen Episoden aus ihrem Leben. Manchmal werden diese nur kurz gestreift, ein anderes Mal detailliert geschildert.